Prominente Kooperation: Continental, DT Swiss und Swiss Side haben gemeinsam einen Aero-Rennradreifen entwickelt. Wir haben den Aero 111 bereits getestet.

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Kurz und knapp

  • rennradspezifischer Vorderradreifen mit aerodynamischem Profil
  • entwickelt in Zusammenarbeit von Continental, DT Swiss und Swiss Side
  • laut Herstellern in umfangreichen Windkanaltests deutliche aerodynamische Vorteile messbar gegenüber Standard-Rennradreifen
  • erhältlich in zwei Breiten: 26 mm (250 g) und 29 mm (290 g)
  • Preis pro Reifen: 119,95 Euro

Aero 111: Hintergrund und Details

Schon vor fünf Jahren betonte Swiss Side-Gründer und CEO Jean-Paul Ballard im ROADBIKE-Interview die große Bedeutung des Reifens für die Aerodynamik eines Laufrads. Nun hat der Aerodynamik-Experte Ernst gemacht und in Kooperation mit hochkarätigen Partnern einen Aero-Rennradreifen entwickelt: den Aero 111.

Der ausschließlich als Vorderreifen konzipierte Pneu basiert auf dem Serien-Testsieger Continental GP 5000 S TR und hat bekannte Conti-Technologien an Bord: den Vectran Breaker Pannenschutz, die rennoptimierte BlackChili-Gummimischung, die Active Comfort Technologie und natürlich die Tubeless Ready Technologie. Und auch der Aero 111 wird in Handarbeit in Deutschland hergestellt.

Gänzlich neu ist aber das patentierte Reifenprofil. Dieses verfügt über 48 gleichmäßig über der Reifenoberfläche verteilte Luftkammern. Diese sogenannten "Vortex Generatoren" wirken als Wirbelerzeuger, die die Turbulenzen des Luftstroms am Vorderrad regulieren. Dadurch soll der laminare Luftstrom länger an der Felge haften bleiben, was den Segeleffekt und die Fahrstabilität maximiert. Dieser Effekt soll bei allen Felgenhöhen mess- und spürbar sein. Interessant für alle, die hohe Felgen aufgrund der Optik oder der größeren Seitenwindanfälligkeit meiden: Ein eher niedriges, nominell fahrstabileres Felgenprofil soll dank des Aero 111-Reifens die Aero-Messwerte von deutlich höheren, mit konventionellen Reifen bestückten Felgen erreichen.

Wenig überraschend nehmen die Laufradhersteller Swiss Side und DT Swiss für sich in Anspruch, dass ihre Laufradmodelle in Kombination mit dem Aero 111-Reifen die aerodynamischsten Laufrad-Reifen-Systeme der Welt darstellen. Ob das zutrifft, werden unabhängige Windkanaltests zeigen müssen. Der Aero 111-Reifen ist aber natürlich auch mit Laufrädern anderer Herstellern kompatibel.

Angeboten wird der Aero 111-Reifen zunächst in zwei Breiten: 26-622 und 29-622 – und somit passend sowohl für Aero- als auch Endurance-Laufradsätze. Zum Verkaufsstart ist der Aero 111 ausschließlich in schwarz erhältlich. Als Tubelessreifen ist er sowohl mit Haken- als auch Hookless-Felgen kompatibel. Der Reifen kann exklusiv bei Bike24 oder direkt über Swiss Side erworben werden. Die unverbindliche Preisempfehlung lautet 119,95 EUR pro Reifen.

Erster Test Aero 111-Reifen

ROADBIKE ist beide Reifenbreiten bereits gefahren: Testfahrer Jakob Heni fuhr den 26er Reifen bislang knapp 1000 Kilometer, darunter 300 Rennkilometer bei fünf Lizenzrennen, den 29er Reifen nutzte Redakteur Moritz Pfeiffer knapp 500 Kilometer und fuhr damit ein Lizenzrennen. An den Hinterrädern wurden jeweils klassische GP 5000 S TR gefahren.

Zunächst zum Gewicht: Den 26er Aero 111 haben wir mit 247 Gramm gemessen, die 29-mm-Ausführung mit 280 Gramm. Beide Varianten liegen also geringfügig unter der Herstellerangabe.

Die Montage geht so von der Hand, wie wir es von Contis Tubeless GP 5000 S TR gewohnt sind: abhängig vom Laufradmodell. Auf den neuen DT Swiss ARC 38-Laufrädern war deutliche Handkraft nötig und zum Teil auch ein Reifenheber, gleiches gilt für die zwischenzeitliche Montage auf den neuen Gravellaufrädern GRC 50 von DT Swiss. Auf den neuen Hunt Carbon Disc 50-Laufrädern gelang die Montage hingegen problemlos und leicht per Hand.

Ebenso einfach rastete der Pneu nach einigen wenigen Hüben aus der Standpumpe laut und deutlich vernehmbar in die Felge ein – ein Kompressor ist unserer Erfahrung nach nicht nötig. Die Luft halten beide Reifenbreiten zufriedenstellend: Steht das Rad mal zwei Tage ungenutzt im Keller, muss man vor der nächsten Ausfahrt etwa ein bis zwei bar Luftdruck nachpumpen, im Verlaufe einer einzelnen Tour ist hingegen kein nennenswerter Druckverlust feststellbar. Hinweis: Der 26er Reifen wurde mit ca. 30, der 29er mit ca. 60 Millilitern Dichtmilch befüllt.

In der Fahrpraxis überzeugte der Aero 111 beide Testfahrer. Wie schon vom GP 5000 S TR gewohnt, ist nicht nur der im Labor gemessene Rollwiderstand (10,0 Watt, siehe ROADBIKE-Ausgabe 08/24), sondern auch der subjektiv auf der Straße empfundene Rollwiderstand äußerst gering – gefühlt ist der Reifen einfach richtig schnell und macht viel Spaß.

Positive Rückmeldungen auch in Sachen Handling: Der Reifen lenkt sportlich-agil, ohne nervös und/oder kippelig zu sein. Jederzeit sehr gut beherrsch- und vorsehbar vermittelt er viel Sicherheit. Wichtig: Auch in großer Schräglage, etwa bei Kriteriumsrennen, läuft das Vorderrad ruhig und ohne aufgrund der Vertiefungen zu "hoppeln". So legt man sich ohne Bauchschmerzen in die Kurve: Jakob Heni erreichte mit dem Pneu Platz drei bei den baden-württembergischen Kriteriumsmeisterschaften (Amateur-Elite), Moritz Pfeiffer fühlte sich auch bei einem völlig verregneten Rundstreckenrennen in nassen Kurven jederzeit sicher.

Auffällig: Wir sind verschiedene Laufräder mit 50 Millimeter hohen Felgen sowohl mit klassischem Vorderreifen als auch mit dem aerodynamischen Aero 111 gefahren – mit letzterem stieg die Fahrstabilität deutlich spürbar. Das Herstellerversprechen, dass die Vertiefungen im Profil des Vorderreifens die Luftströme gezielt lenken und so die Seitenwindstabilität erhöhen, können wir nach eigenen Erfahrungen also bestätigen.

Ob das subjektive Gefühl, einen sehr schnellen Reifen zu fahren, nun auf den geringen Rollwiderstand oder das aerodynamische Profil zurückzuführen ist, lässt sich hingegen seriös nicht beantworten. Ziel ist es, in absehbarer Zeit durch unabhängige Windkanaltests eigene Aussagen zur Aerodynamik verschiedener Reifenmodelle sowie zur Auswirkung auf verschiedene Felgenhöhen treffen zu können. Wir werden berichten.

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Das gilt übrigens auch für den Verschleiß: Einen Defekt hatte keiner der beiden Testfahrer zu beklagen, abgefahren ist bislang keiner der Testreifen. Beim 26er zeigen sich kleine Längsrisse, die wir beobachten werden. Denn angesichts eines Preises von knapp 120 Euro pro Reifen sollten die Aero 111 besser lange halten – sobald wir dazu Aussagen treffen können, wird dieser Artikel aktualisiert.  © Bike-X

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