Monika Schwill ist Kopf und treibende Kraft hinter MEHRSi, einer 2003 von ihr mitgegründeten gemeinnützigen Organisation (gGmbH) für mehr Motorradsicherheit, die sich für Unterfahrschutz einsetzt.
2022 ehrte dich der Verband der Motorjournalisten mit dem renommierten "Dieselring". Wie kam es dazu?
Das kam völlig überraschend. Mit dem Goldenen Dieselring zeichnet der VdM seit 1955 jedes Jahr Persönlichkeiten aus, die sich um die Verkehrssicherheit oder die Verringerung von Unfallfolgen verdient gemacht haben. Das sind meist Ingenieure, Mediziner oder Verkehrswissenschaftler. Ich war die vierte Frau und die erste Preisträgerin aus dem Bereich Motorrad. Diese Ehre gilt nicht mir persönlich, sondern den Unterstützern von MEHRSi. Ohne sie wäre unsere Arbeit nicht möglich. Dafür gilt ihnen mein besonderer Dank.
2023 feierte MEHRSi sein 20. Jubiläum Wie siehst du zurück?
Viele haben mir 2003 davon abgeraten, eine gemeinnützige Organisation zu gründen, und dann auch noch mit einem so "unattraktiven" Thema: sichere Leitplanken für Motorradfahrer. Damit würde man nichts erreichen, es wäre vergebene Liebesmüh. Ich bin froh, dass ich mich davon nie habe beirren lassen. Meine Freundin Aurelia war zuvor an einer Leitplanke schwer verletzt worden, deshalb dachte ich mir: "Wenn wir nur ein Leben retten, ist es all die Arbeit wert." Das Tolle ist, dass wir seitdem viele Motorradfahrer vor schwersten oder tödlichen Verletzungen bewahren konnten. 118,7 Kilometer Unterfahrschutz in 945 Kurven und elf Bundesländern hat MEHRSi bisher initiieren können.
Wie kann man euch denn unterstützen?
Wir haben rund 2.000 Unterstützer, ich nenne sie Mitglieder. Das sind Privatpersonen, aber auch Firmen. Jeder bestimmt selbst den Förderbetrag. Sicherheit muss eben auch bezahlbar sein.
Was kann MEHRSi aktiv leisten?
Zunächst mal zuhören und hinschauen. Meine Handynummer steht auf der Website. Oft melden sich schwer verletzte Motorradfahrer oder Angehörige von Unfallopfern bei mir, wollen mit jemandem reden. Viele erleben es als positive Entwicklung, wenn danach genau dieser gefährliche Streckenabschnitt gesichert wird. Unter www.mehrsi.org gibt es einen Meldebogen für gefährliche Kurven. Ich fahre dann hin und schaue mir den Abschnitt an. Danach machen wir dem Straßenbauamt vor Ort Vorschläge, leisten Überzeugungsarbeit – mit Beharrlichkeit und Kompetenz. Dabei ist Sympathie das A&O.
Was sind aktuell große Herausforderungen?
MEHRSi beteiligt sich oft an den Kosten von Unterfahrschutz. 2003 kostete ein Meter Nachrüstung etwa 18 Euro pro laufendem Meter, heute sind es 90 bis 100 Euro. Das ist teuer, für uns und die Behörden. Zudem gibt es neue Herausforderungen: Bei der neueren Schutzplanke "Eco-Safe" stehen alle zwei Meter Stützpfosten, zuvor gab es bis zu vier Meter Abstand. Da ist ein Anprall wahrscheinlich. Doch das "System Euskirchen" ist mit Eco-Safe nicht kompatibel. Also fuhren wir 2015 zusammen mit einem Hersteller von Stahlplanken für ein Gutachten nach Mailand in ein Crashtest-Center. Nur so konnte der passende Unterfahrschutz "Eco-Safe MPS" in die Praxis umgesetzt werden. © Motorrad-Online
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