Bustechnisch herrschte im Dauertest-Fuhrpark bei auto motor und sport lange Flaute. Seit Ende 2023 kommt mit einem Hyundai Staria wieder Schwung rein. In diesem Tagebuch tragen wir all unsere Erlebnisse über 100.000 Kilometer zusammen: aus dem Alltag, aus der Werkstatt und von der Zapfsäule.
Dieser Artikel wächst mit dem Kilometerstand des Hyundai Staria 2.2 CRDi. Die neuesten Einträge stehen immer ganz oben, ältere wandern somit nach unten. Über das ausklappbare Inhaltsverzeichnis können Sie schnell zwischen den einzelnen Kapiteln wechseln.
Störrische Armlehnen und wenig Platz für Getränkekisten
9. Juli 2024, KM 53.642, Jens Dralle
Nach einigen Monaten darf ich wieder Hyundai Staria fahren, zur großen Freude meiner zehnjährigen Tochter, die Vans generell großartig findet, diesen speziellen sogar "besonders modern" – ja, genau so hat sie sich ausgedrückt.
Tatsächlich mag auch ich den Staria, vor allem, weil er sich sehr entspannt fahren lässt. Wegen des ordentlich abgestimmten Fahrwerks, mit klarem Fokus auf Komfort, weniger Handling, und des kräftigen Diesel-Triebwerks. Und weil man gut drinsitzt. In meinem Fall justiere ich den Fahrersitz auf die tiefstmögliche Position. Dann allerdings lässt sich die hochgeklappte Armlehne nicht so weit absenken, dass dann beim wieder Anheben die Rastung greift, um die Armlehne in der gewünschten Position zu arretieren. Heißt also: Sitz höher stellen, Armlehne absenken und dann in die gewünschte Position bringen, dann wieder den Sitz absenken. Interessanterweise ist das Prozedere beim Beifahrersitz nicht notwendig.
Ebenfalls nervig: Der gar nicht mal so variable Innenraum. Selbst in der laderaumfreundlichsten Position bleibt hinter der Bank in der dritten Reihe nur wenig Platz, beispielsweise Getränkekisten. Ausbau der Bank? Praktisch nicht möglich. Dennoch freue ich mich wieder auf die nächste Begegnung mit dem Staria.
Lieber behaglich reisen als hektisch zu eilen
7.5.2024, KM 44.531, Sebastian Renz
Von den letzten 4000 Kilometern, also jenen von 40.500 bis 44.500, bin ich den Staria rund 3500 km gefahren. Und jeder brachte allerbeste Aussichten – allein schon wegen der erhabenen Sitzposition und der tief heruntergezogenen Fensterlinie. Ich bin ja ein großer Bus-Fan, ein noch größerer sogar, seit wir unseren eigenen T6 verkauft haben und trotz eines anschließenden Komplettdesasters mit einem verbrauchten Opel Vivaro. Der Staria dagegen ist bisher nicht nur jeden Desasters unverdächtig, sondern mein absoluter Favorit im Dauertest-Fuhrpark. Allein diese Mengen an Platz! Ja, der Kofferraum ist verhältnismäßig klein, weil die Dreierbank der dritten reihe sich nicht so weit nach vorn schieben lässt. Aber eben nur im Verhältnis zur restlichen Raumopulenz. Und das, was dann noch immer an Ladehalle übrigbleibt, hat stets locker gereicht.
Am behaglichsten ist, eh klar, die zweite Reihe mit den beiden Sesseln, aber ich fahre eben am liebsten. Das klappt wegen der hervorragenden Rundumkamera-Überwachung selbst in Städten erstaunlich ungestreift – das Ärgste, was mir da passierte, war, dass die Dachantenne mal an den Beton-Dachstützen von Parkhäusern dotze. Aber dennoch: Du bugsierst da dauernd 10,5 Quadratmeter mit dir herum, was in deutschen Studentenstädten schon als großzügiges Ausmaß für ein WG-Zimmer gilt.
Dass es in der Stadt nicht so richtig passt, liegt aber mehr noch an der Anfahrtrödelei des Antriebs. Der kommt erst gar nicht in Schwung, trittst du dann nur ein bisschen zu heftig aufs Gas, legt der Motor los, dass die Vorderräder durchdrehen. Also lieber gleichmäßig über die Autobahn – wobei sich dieses Gleichmäßig auf unlimitierten Strecke auch gut bei 160 km/h einpendeln kann. Dann geht es eilig, aber noch nicht zu laut voran. Der Spurhalter grabscht allerdings mitunter harsch ein und erkennt nicht immer das Seitenaus in Baustellen korrekt. Der Abstandstempomat dagegen zögert mit dem Wiederbeschleunigen.
Alles Kleinigkeiten bei einem Auto, das ansonsten so völlig problemfrei fährt. Da ist es schon eine Besonderheit, wenn sich das System meldet und nach einer Portion AdBlue verlangt – ab 2500 km Restreichweite bei jedem Neustart des Motors.
Also extra den Umweg zu einer Tankstelle mit AdBlue-Zapfsäule, nur um festzustellen, dass die Anlage kaputt ist. Daher wieder nur Diesel und wieder die Überraschung, wie viele weitere Liter nach dem ersten Abschalten der Diesel-Zapfpistole noch in den Tank gurgeln. Ist der voll, reicht es wieder für 750 bis 1000 km. Die nächsten paar Tankfüllungen übernimmt nun ein anderer, aussichtsreicher Kandidat unter den Kollegen.
Das ist der Dauertest-Bus Hyundai Staria
5.07.2023, KM 6.305, Michael von Maydell
Seit einigen Monaten ragt in der redaktionsinternen Tiefgarage eine ganz spezielle Schnauze über die markierten Parkplätze hinaus. Gut 20 Zentimeter Blech dürften es schon sein, denn selbst die ganz großen Player im Dauertest-Fuhrpark, Audi Q8 und BMW iX, verschwinden vollständig hinter dem 5,25 Meter langen und zwei Meter hohen Staria. An seine futuristische Optik kommen die beiden ohnehin nicht ran.
Absolut bodenständig ist dafür der Motor. Unter der kurzen Haube sitzt ein Vierzylinder-Diesel mit 177 PS und elektronisch gesteuertem VTG-Lader, der angesichts 430 Nm Drehmoment keineswegs zu den matten Aggregaten zählt. Erst zögerlich, dann vehementer bringt er den 2,36 Tonnen schweren Bus angemessen flott in Fahrt (0–100 km/h: zwölf Sekunden). Die Gangwahl übernimmt eine kompetente und auf Harmonie bedachte Achtgang-Automatik.
Angetreten in der Top-Variante Signature für fast 60.000 Euro, trumpft der siebensitzige Bus in der zweiten Reihe mit längs verschiebbaren Relax-Sitzen auf. Bezogen mit Nappaleder, belüftet, beheizt und vielfach verstellbar, sollen sie einen Sitzkomfort der Oberklasse bieten – mal sehen, ob Hyundai da nicht zu viel verspricht. Wer mag, kann die Sessel mit einem Tastendruck gar zur Liege auseinanderfalten und eine Pause einlegen. Tiefdunkle Scheiben und vier Rollos halten Sonnenstrahlen und allzu neugierige Blicke ab.
Ein paar Meter weiter hinten kann man die bequeme Dreierbank auf Schienen vor- und zurückschieben. Einklappen, aufstellen oder gar ausbauen lässt sie sich allerdings nicht. Je nach Position der Einzelsitze in Reihe zwei und der Bank variiert der Laderaum zwischen 117 und 431 Litern bis zur Fensterunterkante. Klingt nicht gerade vielversprechend, zumal die Bank immer an Bord sein muss. Platz für sperriges Gepäck ist also Mangelware. Eine Option: die einteilige Lehne umklappen und als Ladefläche nutzen, dann aber bitte nur für Taschen oder Jacken. Oder die große Fracht zwischen Relax-Sitze und Bank verräumen.
Kurzum: Wer den Staria fährt, der muss auch clever packen können und wir sind gespannt, wie sich der Bus die nächsten 80.000 Kilometer schlägt.
Die wichtigsten Daten & Fakten
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