Frauen lieben Schuhe, reden viel und können schlecht einparken - Männer sind handwerklich begabt, können schlecht zuhören und sind dafür Profis hinterm Steuer. Klischees über Geschlechterrollen gibt es jede Menge. Doch stimmt es tatsächlich? Können Frauen schlechter einparken als Männer?
"Frau am Steuer, das wird teuer" - Sprüche wie diese oder Witze über das weibliche Geschlecht beim Autofahren gibt es zur Genüge. Doch auch einige Wissenschaftler haben sich schon ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt. Viele Studien zum Thema gibt es nicht, erst im neuen Jahrtausend fingen Forscher an, den Klischees auf den Grund zu gehen. Einer der Vorreiter war Psychologe Dr. Onur Güntürkün von der Ruhr-Universität Bochum, der seine Studienergebnisse 2010 in der Fachzeitschrift "Psychological Research" veröffentlichte.
Studie 1: Frauen brauchen zum Einparken länger als Männer
In seinem Versuch ließ der Wissenschaftler 30 Frauen und 35 Männer - eingeteilt in erfahrene Autofahrer und Fahranfänger - in eine Parklücke rangieren. Laut "Apotheken Umschau" war das Ergebnis eindeutig: Die Autofahrerinnen brauchten im Versuch durchschnittlich deutlich länger als ihre männlichen Kollegen - und auch die Genauigkeit ließ zu wünschen übrig. Damit deckte sich das Ergebnis übrigens mit einer Auswertung der britischen Fahraufsichtsbehörde: Während im Jahr 2012 nur 18.798 männliche Führerscheinanwärter in der Prüfung am Einparken scheiterten, waren es 40.863 weibliche.
Studie 2: Frauen parken genauer ein als Männer
Eine britische Studie aus dem Jahr 2012 zog hingegen den umgekehrten Schluss. Nachdem Forscher rund 2.500 Autofahrer per Überwachungskamera beim Einparken beobachtet hatten, stand fest: Die Frauen parkten vor allem genauer ein als Männer, die ihr Auto nicht so häufig genau mittig in der Lücke positionierten. In einer Auswertung von Studenten der Dualen Hochschule Baden-Württemberg aus dem Frühjahr 2014 bewies das weibliche Geschlecht sogar noch mehr Geschick: In dieser Studie parkten die Autofahrerinnen nicht nur besser, sondern auch schneller ein als Männer - auch wenn sie dafür mehr Lenkbewegungen benötigten.
Räumliche Vorstellungskraft und Selbstzweifel
Eindeutig klären lässt sich der Geschlechterzwist ums Einparken also auch mithilfe der Wissenschaft nicht. Wie es scheint, sind Frauen insbesondere als Fahranfängerinnen noch unsicherer als ihre männlichen Kollegen. Mit etwas Routine überholen sie die Männer allerdings wieder. Zusammenhängen könnte das mit der räumlichen Vorstellungskraft, die bei Frauen in der Regel etwas schwächer ausgeprägt ist als bei Männern. Aber auch dieser Ansatzpunkt ist umstritten. Laut der amerikanischen Psychologin Dr. Diane Halpern gibt es keinen biologischen Grund, warum Frauen schlechter einparken sollten als Männer. Vielmehr seien es die Klischees, Einparkwitze und Stereotype, die die Leistung von Versuchspersonen beeinflussen würden. Frauen zeigten sich deshalb selbstkritischer und legten mehr Selbstzweifel an den Tag. Besser sei es, die Klischees einfach zu ignorieren. © 1&1 Mail & Media/ContentFleet
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