Radfahren ist längst keine reine Sommeraktivität mehr. Dank milder Winter und der richtigen Ausrüstung kann das Fahrrad auch in der kalten Jahreszeit genutzt werden. Was es braucht, um sicher und bequem durch Herbst und Winter zu radeln, zeigen wir dir hier.
Herbst und Winter stehen vor der Tür. Zeit also, das Fahrrad in den Keller zu stellen – von Wegen! Denn auch wenn eisige Temperaturen, nasskalte Witterungsbedingungen und glatte Straßen auf den ersten Blick alles andere als einladend sind, so kann das Fahrrad auch zu dieser Jahreszeit eine sehr gute Mobilitätsalternative sein. Und das gleich aus mehreren Gründen: Radfahren in dieser Jahreszeit bringt nämlich nicht nur die Umwelt, sondern auch die Muskeln und den Kreislauf in Schwung. Und ganz nebenbei stärken regelmäßige Radfahrten an der frischen Luft auch das Immunsystem. Wer sich also vom winterlichen Wetter nicht abschrecken lässt, ist fitter und weniger anfällig für Erkältungen.
Die richtigen Komponenten für das Winterrad
Radfahren auch im Winter sicher und komfortabel zu gestalten, ist durch entsprechende Anpassungen an Technik und Ausrüstung leicht möglich. Moderne Produkte wie Anti-Rost-Ketten, Getriebeschaltungen oder Schutzbleche verlängern nicht nur die Lebensdauer der Fahrräder, sondern erhöhen auch den Fahrspaß.
1. Fahrradpflege – im Winter noch öfter als im Sommer
Schnee, Matsch und Streusalz setzen Fahrrädern und E-Bikes im Winter stark zu, besonders bei Kettenschaltungen. Hier hilft regelmäßige Pflege, idealerweise nach jeder Fahrt, um Schäden zu vermeiden. Pflegemittel, die wasser- und rostabweisend sind, bieten zusätzlichen Schutz und sind oft umweltfreundlich. Wie beispielsweise das Motul Schmiermittel. Es kann auch sinnvoll sein, eine Kette mit Anti-Rost-Beschichtung, wie sie KMC anbietet (auf passende Größe für dein Rad achten) vor dem Winter auszutauschen, da sie langlebiger ist.
Fahrräder mit Getriebeschaltung, wie die von Pinion, sind im Winter wartungsärmer, da ihre Schaltung in einem geschlossenen System verbaut ist und so vor äußeren Einflüssen geschützt bleibt. Das neue Antriebssystem "Motor.Gearbox.Unit" (MGU) kombiniert Motor und Schaltung in einer zentralen Einheit und läuft bis zu 10.000 km wartungsfrei. Riemenantriebe, die ohne Schmiermittel auskommen und nicht rosten, werden ebenfalls immer beliebter, da sie besonders langlebig und pflegeleicht sind.
Nasskaltes Wetter, dazu noch Streusalz auf den Straßen – der Winter ist nicht nur hart zu uns Menschen, sondern auch zu unseren Fahrrädern. Die regelmäßige Fahrradpflege ist deshalb unerlässlich, wenn du dein Rad gut durch den Winter bringen und rostige Ketten und schneller verschleißende Komponenten vermeiden willst. Zu Beginn der kalten Jahreszeit solltest du deshalb zunächst einmal alle Befestigungspunkte an deinem Bike überprüfen – insbesondere Schrauben und Muttern. Gerade in feuchter Umgebung können sie schneller lockern oder ganz ausreißen.
Achte außerdem darauf, dass deine Bremsbeläge nicht zu stark abgenutzt sind, und erneuere gegebenenfalls die Bremsscheiben oder -beläge.
2. Winterreifen – stets guter Grip
Für sicheres Fahren im Herbst und Winter sind geeignete Reifen entscheidend. Winterreifen mit Spikes bieten guten Halt auf vereisten Wegen, wobei Fahrräder und E-Bikes, im Gegensatz zu Autos, damit ausgestattet werden dürfen. Spikes verbessern den Grip auf Eis und verhindern ein Wegrutschen. Außerdem besitzen Winterreifen für das Fahrrad meist eine gröbere und tiefer profilierte Lauffläche, die nicht nur besseren Grip bietet, sondern auch Schmutz und Streusalz besser ableitet. Das Profil der Reifen ist allerdings nicht der einzige Unterschied: Winterreifen sind zudem weicher als Sommer- oder Allwetterreifen und haften so auch bei tiefen Temperaturen.
Da vereiste Straßen jedoch immer seltener werden, hat Schwalbe mit der "365"-Reifenserie ganzjährige Allwetterreifen entwickelt, die auch bei Temperaturen bis zu -20 Grad Celsius griffig bleiben. Diese Reifen sind in verschiedenen Größen erhältlich, auch für Lastenräder, und eignen sich besonders für den Einsatz auf leicht verschneiten Wegen.
Ein weiterer Punkt in Sachen Winter-Fahrradreifen ist der Luftdruck. Gerade wenn die Straßen rutschig sind, kannst du durch eine größere Auflagefläche der Reifen den Grip erhöhen. Reduziere daher in den kalten Monaten ruhig den Luftdruck bis auf das vom Hersteller angegebene Minimum. Möglicherweise rollst du dadurch etwas langsamer – aber auch sicherer.
3. Accessoires für dein (Winter)Rad
Im Winter erleichtern zahlreiche Accessoires das Radfahren, indem sie Fahrer und Rad vor Schmutz und Nässe schützen. Schutzbleche sind hier besonders wichtig, da sie das Aufwirbeln von Wasser und Dreck minimieren. Für sportliche Räder wie Rennräder, Gravel- und Mountainbikes gibt es Nachrüstlösungen, die auch für das tägliche Pendeln im Winter geeignet sind. Längere Schutzbleche bieten einen besseren Rundumschutz, besonders bei Starkregen.
Hersteller wie SKS Germany bieten passende Schutzbleche für verschiedene Fahrradtypen an, während Fahrer Berlin auf verstärkte Schutzblechverlängerungen für E-Bikes setzt, die bei höheren Geschwindigkeiten stabil bleiben. Zusätzlich sorgen Sattel- und Lenkerüberzüge dafür, dass die Hände und das Gesäß beim Start trocken bleiben, wenn das Rad draußen geparkt wird.
4. Sicherheit durch Sichtbarkeit
Trockenes Gepäck ist im Winter essenziell, besonders für den Transport von Laptop, Kleidung oder Einkäufen. Wasserdichte Fahrradtaschen sind dabei unverzichtbar. Ortlieb bietet zum Beispiel stark reflektierende High-Vis-Gepäcktaschen aus Reflexgarn an, das die Sichtbarkeit somit im Straßenverkehr erhöht. Dazu sind sie 100 % wasserdicht.
Ein weiteres wichtiges Sicherheitselement im Winter ist die Beleuchtung. Dank technischer Weiterentwicklungen sind heute helle Scheinwerfer und Tagfahrlicht für bessere Sichtbarkeit weitverbreitet. Viele E-Bikes sind inzwischen mit Fernlicht ausgestattet, was besonders auf unbeleuchteten Wegen hilfreich ist, um Hindernisse frühzeitig zu erkennen. Hersteller wie Busch & Müller haben sogar Kurvenlicht entwickelt, das die Ausleuchtung in Kurven verbessert. Dabei ist es wichtig, die Scheinwerfer korrekt einzustellen, um andere Verkehrsteilnehmer nicht zu blenden, während die Hell-Dunkel-Grenze auf der Fahrbahn für klare Sicht sorgt.
5. Bekleidung – Es gibt kein falsches Wetter
Der Spruch "Es gibt kein falsches Wetter, sondern nur falsche Bekleidung" ist bekannt. Es kommt also auch auf die richtige Kleidung an. Eine dicke Winterjacke allein ist nicht ideal, da man beim Radfahren schnell ins Schwitzen gerät. Besser geeignet ist das sogenannte "Zwiebelschalenprinzip", wie Benedikt Tröster von Vaude erklärt. Dabei besteht die Kleidung aus mehreren Schichten: Die erste Schicht transportiert die Feuchtigkeit ab, die zweite isoliert und leitet Schweiß nach außen. Die dritte Schicht schützt vor Wind und Wetter.
Winterkleidung für Radfahrer sollte wasserabweisend, winddicht und atmungsaktiv sein, wie etwa die Escape Bike Warm Jacket. Ebenso sind Handschuhe und Überschuhe sinnvoll, da Hände und Füße am schnellsten auskühlen.
6. Vorsicht beim Fahren: Vorsicht ist das A und O
Wenn du dich und dein Fahrrad richtig ausgerüstet hast, ist es an der Zeit, sich den winterlichen Bedingungen auf den Straßen zu stellen. Egal, ob Schnee, Aquaplaning oder Glatteis – Radfahren im Winter birgt immer ein gewisses Risiko. Deshalb solltest du im Winter besonders vorsichtig radeln. Dazu gehört unter anderem, auf die Geschwindigkeit (vor allem in den Kurven) zu achten. Außerdem solltest du auch beim Bremsen vorsichtiger zu Werke gehen als im Sommer.
Zum vorsichtigen Fahren gehört auch, die Fahrbahn immer im Blick zu haben. Denn im Winter können Eis und Schnee den besten Radweg zum Albtraum machen. Achte daher unbedingt auf die jeweiligen Wetter- und Straßenbedingungen. Fahre bei Schneefall nur, wenn sich keine Schneemassen angesammelt haben. Auch bei Schnee, der bereits geschmolzen und dann erneut gefroren ist (Glatteis), solltest du vorsichtig fahren oder sogar lieber die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Sehr gefährlich sind auch von Laub bedeckte Wege: Unter dem Lauf kann nämlich Glatteis versteckt sein – dann droht gleich doppelte Rutschgefahr.
Fazit
Du siehst: Mit den richtigen Tipps kannst du also auch kaltem Wetter, Nässe und glatten Straßen ein Schnippchen schlagen. Natürlich muss man es nicht immer direkt übertreiben. Manchmal schadet es aber bestimmt nicht, den inneren Schweinehund zu überwinden und sich den winterlichen Bedingungen zu stellen. Das Fahrrad in den Keller zu stellen, nur weil es Winter ist – das muss jedenfalls nicht sein. © Bike-X
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