Die Ducati Multistrada V4 und V4 S bekommen für 2025 technische Verbesserungen bei Fahrkomfort, Sicherheit und Leistung. Beide Modelle verfügen über fortschrittliche Assistenzsysteme und den leistungsstarken V4-Granturismo-Motor. MOTORRAD fuhr das Top-Modell.

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Die Ducati Multistrada V4 und V4 S bringen für 2025 wesentliche technische Verbesserungen mit sich, die Fahrkomfort, Sicherheit und Leistung gleichermaßen betreffen. Neben der Euro-5+-Norm gibt es Updates zum Sparen von Sprit, mehr Elektronik und ein leichtes Facelift.

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Fahrgefühl bei schwierigen Bedingungen

Stabiler Dauerregen samt Nebel im umbrischen Gubbio rückt die hochgeschätzten Dynamiktugenden der Multistrada nicht in den Fokus, aber hier überzeugt die große Duc, und zwar mehr denn je. Den Anfang macht der unter diesen Umständen passende, neue Fahrmodus "Wet", der alle Fahrhilfen maximal scharf stellt. Die Motorkraft kann trotzdem gerne auf mittlerer Stufe verbleiben, weil der V4 bis 7.000 Touren nicht überfallartig antritt und modusunabhängig fein ans Gas geht.

Fahrwerk mit mehr Sensoren und neuem Modus

Die "Bump Detection" leistet Großes, indem sie dank Hubsensor in der Gabel Unebenheiten erkennt und blitzschnell ans Federbein samt Befehl zur Dämpfungsschwächung sendet. Resultat: der gefürchtete und meist obligatorische Schlag Richtung unterer Rücken wird tatsächlich spürbar abgeschwächt. Eine Magie, die laut Ducati nur dank der teilvirtuellen Sensorphalanx "Ducati Vehicle Observer" möglich wird, welche die Kommunikation der Elektroniksysteme untereinander massiv beschleunigt.

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Höhenverstellung nach Wunsch

Praktisch: die verschiedenen Härtegrade des Fahrwerks können unabhängig von den Fahrmodi und mit nur einem Knopfdruck schnell während der Fahrt verstellt werden. Erstaunlich schnell funktioniert die (abschaltbare) automatische Absenkung des Fahrzeugshecks unterhalb von 10 km/h. Bei 1,80 Meter Körperlänge nur ein Gimmick, für kleinere Fahrer und Fahrerinnen ein echter Mehrwert.

Platz für Sozii und Kofferverlagerung

Sozii finden übrigens mehr Platz vor, da Koffer und Gepäckträger einige Millimeter weiter nach hinten wanderten. Eine kleine Runde in zweiter Reihe bewies, dass die Beherbungssituation bei besagten 1,80 Meter und kräftiger Statur noch als großzügig und komfortabel zu bezeichnen ist.

Bremssystem und Sicherheit

Bleiben wir bei der Elektronik, aber gehen Richtung Chassis. Im zahmsten der drei Bremsmodi verzögert ein Druck auf die Hinterradbremse gleichzeitig das Vorderrad. Der Anteil ist gering, aber spürbar und bietet gerade bei dem erwähnten Mistwetter Sicherheitsvorteile. Unerwartet wenig Kurve für etwas zu viel Geschwindigkeit? Ein Tritt auf die Fußbremse kann die Gesamtbremsleistung feindosiert ein gutes Stück erhöhen, ohne gleich ein signifikantes Aufstellmoment an der Backe zu haben. Gewöhnungsbedürftig am Anfang, doch gerade bei Nässe bis zu einem gewissen Grad die beherrschbare Deeskalationsstrategie.

Frontkollisionswarner und Stauraum

Gemischter Eindruck vom neuen Frontkollisionswarner: Dieser arbeitet nur optisch per zweistufiger Warnung im Cockpit und hatte mit dem Erkennen vorneweg fahrender Zweiräder manchmal noch seine Probleme. Und leider nicht neu: Das Ablage- und Ladefach fürs Telefon ist nach wie vor meist zu klein für aktuell gängige Formate.

Erstes Fazit zur neuen Ducati Multistrada V4 S

Ducati hat die bereits sehr ausgereifte Multistrada noch ein Stück runder und vor allem zugänglicher gemacht. Die neuen Features zielen bei gleichbleibendem Dynamikpotenzial hauptsächlich auf Komfort und Sicherheit und machen die rote Reiseenduro noch größeren Zielgruppen schmackhaft. Wenn das Geld locker sitzt. Mit den zahlreichen neuen Fahrwerks- und Radargoodies muss es schon mindestens die Multistrada V4 S "Radar" für etwas mehr als 25.000 Euro sein. Dann sind keine Koffer, dafür immer noch preislicher Spielraum nach oben inklusive.

V4-Motor mit Zylinderabschaltung zum Spritsparen

Im Zentrum beider Modelle steht der 1.158 cm³ große V4-Granturismo-Motor, der die Abgasnorm Euro 5+ erfüllt und mit einer Leistung von 170 PS bei 10.750/min sowie einem Drehmoment von 123,8 Nm bei 9.000 Touren aufwartet. Ein bemerkenswertes Merkmal ist die erweiterte Zylinderabschaltung, die den Kraftstoffverbr angeblich um bis zu 6 % senkt. Im Leerlauf und bei geringer Last deaktiviert das System die hinteren Zylinder, um den Verbr zu reduzieren. Sobald mehr Leistung gefordert ist, werden die Zylinder wieder zugeschaltet, ohne dass der Fahrer zwischendurch einen Leistungsabfall bemerkt.

Fahrwerk und Federung

Die Ducati Multistrada V4 und V4 S unterscheiden sich vorwiegend in den Fahrwerkskomponenten. Die V4 ist mit einer konventionellen, voll einstellbaren Federung von Marzocchi ausgestattet. Das Modell V4 S hingegen verfügt über ein semi-aktives Skyhook-System, das kontinuierlich Daten von der Straße und vom Fahrverhalten sammelt und die Dämpfung in Echtzeit anpasst. Ein neues Feature bei der V4 S ist die automatische Niveauregulierung, die das Motorrad automatisch auf den optimalen Federweg einstellt – unabhängig davon, ob man alleine, mit Sozius oder mit Gepäck unterwegs ist.

Zusätzlich ist die automatische Absenkvorrichtung integriert, die es dem Motorrad ermöglicht, bei niedrigen Geschwindigkeiten oder im Stand die Sitzhöhe zu senken und so das Manövrieren zu erleichtern. Dies ist besonders im städtischen Umfeld oder bei kurzen Stopps hilfreich.

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Elektronik und Assistenzsysteme

Beide Modelle, Ducati Multistrada V4 und V4 S, sind mit einer Vielzahl von elektronischen Assistenzsystemen ausgestattet, die die Fahrsicherheit erhöhen. Neben dem serienmäßigen Kurven-ABS, der Traktionskontrolle und der Wheelie-Kontrolle kommt bei der V4 S ein Radar-System zum Einsatz. Dieses unterstützt das Adaptive Cruise Control (ACC), das den Abstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen automatisch reguliert, sowie die Blind Spot Detection (BSD), die Fahrzeuge im toten Winkel erkennt. Neu ist 2025 die Forward Collision Warning (FCW), die visuell im Display vor möglichen Kollisionen warnt.

Ein weiteres technisches Highlight ist der Ducati Vehicle Observer (DVO), der mit den Rennsport-Erfahrungen von Ducati entwickelt wurde. Dieses System integriert die Daten von über 70 teils simulierten Sensoren, um Assistenzsysteme wie das Kurven-ABS, die Traktionskontrolle und die Motorsteuerung präziser zu regeln.

Ergonomie und Komfort

In puncto Ergonomie bieten Ducati Multistrada V4 und V4 S ebenfalls Verbesserungen. Die Sitzposition bleibt aufrecht und komfortabel, jedoch wurden die Sozius-Platzverhältnisse optimiert. Die zurückversetzten Gepäckträger und das neue Design des Sitzes bieten mehr Beinfreiheit für den Sozius. Überdies sind verschiedene Sitzhöhen und ein Tieferlegungs-Kit erhältlich, um das Motorrad an die individuellen Bedürfnisse des Fahrers anzupassen.

Für Tourenfahrer bietet das Modell V4 S heizbare Griffe und Sitze sowie eine verbesserte Windschutzscheibe. Beide Modelle verfügen über ein 6,5 Zoll großes TFT-Display, das neben den üblichen Informationen die Navigation per Ducati Connect ermöglicht.

Design und Farben

Äußerlich unterscheiden sich die Ducati Multistrada V4 und V4 S durch Details. Beide Modelle haben eine neu gestaltete Frontpartie, die eine aggressivere Linienführung aufweist. Der Windschutz ist bei beiden Versionen für lange Fahrten optimiert, ohne den sportlichen Charakter zu beeinträchtigen. Die V4 S bietet darüber hinaus die Wahl zwischen drei Farboptionen (Rot, Schwarz und Weiß), während die V4 nur in Ducati-Rot erhältlich ist.

Wartung und Betriebskosten

Ein wichtiger Punkt für Langstreckenfahrer ist die Wartungsfreundlichkeit. Der V4-Granturismo-Motor ist für lange Serviceintervalle ausgelegt, mit einer Ventilspielkontrolle alle 60.000 km und einem Ölwechselintervall von 15.000 km oder 24 Monaten. Dies reduziert die Betriebskosten und minimiert den Aufwand für regelmäßige Inspektionen.

Ducati Multistrada V4 und V4 S – Preise für 2025

In Deutschland startet die Ducati Multistrada V4 bei einem Preis von 20.590 Euro. Die V4 S, die zusätzlich mit semi-aktivem Fahrwerk, Radar-System und weiteren Komfort-Features ausgestattet ist, beginnt bei 24.290 Euro. Wobei die Preise je nach gewählter Ausstattung und individuellen Anpassungen variieren können. Und wer es noch etwas sportlicher will, für den gibt es die Ducati Multistrada V4 Pikes Peak mit den gleichen Updates für 2025.

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Fazit

Die Ducati Multistrada V4 und V4 S bekommen für 2025 wesentliche technische Verbesserungen bei Fahrkomfort, Sicherheit und Leistung. Beide Modelle sind für unterschiedliche Ansprüche ausgelegt und verfügen über fortschrittliche Assistenzsysteme sowie den leistungsstarken V4-Granturismo-Motor. Die V4 S bietet zusätzliche Komfort-Features. Preise für 2025: ab 20.590 Euro.  © Motorrad-Online

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