Gustav Gullholm, bekannt als "Dangerholm", testet mal wieder die Grenzen des Leichtbaus aus. Sein neuester Coup: Das Scott Lumen, von Grund auf bereits ein Leichtgewicht, wird durch seine Hand in ein E-Bike verwandelt, das es gewichtstechnisch um ein leichtes mit konventionellen Fahrrädern mithalten kann. Wir haben einen Blick auf das neue Projekt des Leichtbaufanatikers geworfen!
Wer sich für Fahrrad-Leichtbauten interessiert, kommt nicht an den, für seine extremen Custom-Bikes bekannten, Gustav Gullholm vorbei.
Wir haben ihn auf der Eurobike getroffen und konnten ein Interview mit der Leichtbau-Legende führen!
Wer ist eigentlich Gustav Gullholm?
Gustav Gullholm ist ein bekannter Custom-Bike-Builder und Enthusiast, besser bekannt unter seinem Instagram-Namen "Dangerholm". In Norwegen geboren und in Schweden aufgewachsen widmet er sich dem Bau und der Modifizierung von Fahrrädern, insbesondere von Mountainbikes der Marke Scott. Seine Arbeit zeichnet sich durch akribische Detailgenauigkeit, innovative Anpassungen und die Verwendung hochwertiger Komponenten aus.
Das Dangerlumen von der Eurobike 2023
Sein 2023 bei der Eurobike vorgestellte Projekt ist die Modifizierung des Light-E-Mountainbikes Scott Lumen. Schon von Haus aus gehört das Scott Lumen mit 15,5 kg (ohne Pedale) zu den leichtesten E-Bikes auf dem Markt. Doch Gustav Gullholm treibt das Gewicht durch seine Anpassungen auf die Spitze: lediglich 12,9 kg soll das modifizierte Danger-Lumen nur noch wiegen. Damit kann das E-Mountainbike um ein leichtes mit Bio-Bikes mithalten.
Die Basis: das Scott Lumen eRide 900 SL
Als Basis des neuen Dangerholm Builds hat der Schwede das Scott Lumen eRide 900 SL gewählt. Die Scott Lumen eRIDE Serie ist im Wesentlichen die elektrifizierte Version des bekannten Scott Sparks. Während viele Designelemente erhalten bleiben, gibt es dennoch Anpassungen, wie einen erweiterten Hinterbaufederweg und strukturelle Änderungen für die Integration der TQ-Antriebseinheit. Gemein haben die Modelle den integrierten Hinterdämpfer, aber auch die Möglichkeit, den Lenkwinkel durch verstellbare Steuersatzschalen zu modifizieren.
Bereits in seiner Grundversion mit dem eingebauten Dämpfer, TQ HPR50-Antrieb und 360 Wh-Akku zählt der Rahmen zu den leichtgewichtigen E-Mountainbikes. Doch Dangerholm zeigt, dass man noch weiter optimieren kann. Er entfernt den Lack mit einem Messer – ein Vorgehen, das zur Kategorie "bitte nicht Zuhause nachmachen" gehört. Aber mit ein bisschen Know-how stellt der schwedische Fahrradenthusiast fest, dass es eine zuverlässige und sogar sanfte Methode ist, den Lack von Carbon zu lösen. Dadurch reduziert sich das Gewicht des Rahmens um rund 150 g, was ein Gesamtgewicht von 2072 g inklusive aller Teile ergibt. Am Endprodukt sind noch Spuren, aber genau das macht den besonderen Rahmen aus.
Die Anpassungen der Anbauteile
Bei einem auf Leichtgewicht getrimmten Bau darf nichts dem Zufall überlassen sein und jedes auch nur so kleinste Anbauteil muss akribisch gewählt werden.
Der Motor
Im Mittelpunkt des E-Mountainbikes steht – klar: die Antriebseinheit. Der im original Lumen verbaute TQ HPR50 ist bereits eines der kompaktesten und leichtesten Systeme auf dem Markt. Doch Gustav Gullholm wollte noch weniger Gewicht. Mit Unterstützung von Ceramic Speed und Meti hat das TQ-Team das System weiter optimiert. Eine leichtere Hauptleitung wurde installiert und ein einzigartiges Carbon-Gehäuse für den internen Akku entwickelt, das 206 g leichter ist. Zudem wurden alle Lager durch spezielle CeramicSpeed Lager ersetzt, was 40 g einspart. Schließlich fertigte der italienische Titanexperte Meti maßgeschneiderte Titanschrauben, die nur halb so schwer sind wie die Standardstahlschrauben. Insgesamt wiegt das optimierte TQ HPR50 System schlappe 3783 g plus 26 g für den Schalthebel.
Antrieb
Auch der Antriebsstrang hat großes Protenzial für Gewichtseinsparungen. Der Schwede wählte ein 11-Gang-System, was jedoch eine besondere Herausforderung darstellte. Um das gewünschte Ergebnis zu erzielen, fusionierte er zwei verschiedene Schaltwerke: das Sram-Red-AXS-XPLR 12-Gang und das überarbeitete Sram-Red-eTap 11-Gang. Diese kreative Lösung erforderte das Tauschen bestimmter interner Komponenten. Nachdem er das neu entworfene 11-Gang-Schaltwerk zusammengestellt hatte, verfeinerte er noch dessen Ästhetik, um es nicht nur funktional, sondern auch optisch ansprechend zu gestalten.
Fahrwerk
Im Rahmen integriert, verbirgt sich ein ferngesteuerter 3-stufiger RockShox Nude 5 RLC3 Dämpfer vom Scott Spark RC. Diesen wählte Dangerholm anstelle des serienmäßigen Fox-Dämpfers aus. Warum? Klar: aufgrund seines geringeren Gewichts. Vorn ist eine Intend Samurai TR 130 mm Gabel montiert, die mit 1537 g wohl die leichteste 130 mm Gabel auf dem Markt ist.
Bremse
Das leichteste E-Bike der Welt benötigt auch die leichtesten Bremsen: die Trickstuff Piccola Carbon. Neben ihrem sanften Hebelgefühl gehören sie zu den leistungsstärksten 2-Kolben-Bremsen. Trotz ihres niedrigen Gewichts von 338 g bieten sie Höchstleistung.
Laufräder
Die Pi Rope Räder wiegen lediglich 945 g und sind ausgestattet mit Duke-Felgen und Nonplus-Naben. Anstelle traditioneller Stahlspeichen setzt Pi Rope auf synthetische Seilspeichen, die sich federleicht anfühlen und sogar verknotet werden können. Die innovativen Naben werden von der deutschen Firma Nonplus gefertigt und zählen zu den leichtesten überhaupt. Ihr besonderes Ratschensystem bietet eine erweiterte Kontaktfläche und macht sie ideal für E-Bikes.
Das Spec-Sheet vom Scott Dangerlumen
Sind die Builds von Dangerholm überhaupt fahrbar?
Nun die Frage der Fragen: Kann so ein Leichtbau überhaupt auf dem Trail gefahren werden? Klar: Dangerholm sagt selbst in Interviews, dass all seine Custom-Builds für den Trail und nicht für den Showroom gemacht sind.
Übrigens: Neben der absoluten Leichtbau-Version hat Dangerholm noch eine vielseitigere Version des Fahrrads für Trails oder Down-Country gebaut. Auch hier war das Ziel, typisch Dangerholm, das Gewicht minimal zu halten. Je nach Reifenkonfiguration wiegt das Trail-Bike zwischen 13,94 und 14,04 kg. © Bike-X
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