Wie schlägt sich der Bestseller Honda CMX 500 Rebel unter den Einsteiger-Cruisern gegen Kawasaki Eliminator 500 und CFMoto 450 CL-C? Unser Test-Vergleich liefert Antworten.

Mehr zum Thema Mobilität

Sie gelten als extrem einsteigerfreundlich: Cruiser, Bobber und (Soft-)Chopper der A2-Klasse, also mit maximal 48 PS Leistung. Zeitlose Niedrigsitzer mit langem Radstand, breitem und/oder erhöhtem Lenker und auf das Wesentliche reduzierter Ausstattung. In den Achtzigern und frühen Neunzigern war dieses Konzept bereits schwer angesagt.

A2-Cruiser bis 48 PS: zeitlose Selbstläufer

Das Grundrezept wirkt wie ein zeitloser Selbstläufer: puristisches Retro-Styling, eine fette Portion Coolness und Entschleunigung – ohne dabei Zugänglichkeit und erschwingliche Preisgestaltung aus den Augen zu verlieren. Honda erkannte 2017 als Erster diese Lücke im umkämpften A2-Segment. Seither steht die Honda CMX 500 Rebel nahezu unverändert im Showroom oder besser: kurz dort. Denn das Bike verkauft sich prächtig. Ein Stück vom Von diesem A2-Cruiser-Kuchen wollen Kawasaki Eliminator 500 und CFMoto 450 CL-C auch etwas abhaben. Sie interpretieren das Thema "Cruisen mit rund 500 Kubik" erfrischend eigenständig.

CFMoto 450 CL-C

Cool Life Cruising, kurz CL-C, lautet der Arbeitstitel für einsteigerfreundliche Bobber bei CFMoto. Allein der imposante Auftritt der CFMoto 450 CL-C verdeutlicht, wie ernst die japanische Konkurrenz den rasanten Aufstieg chinesischer Hersteller mittlerweile nehmen sollte. Frech: In bester China-Manier sind an einigen Ecken offensichtliche Design-Inspirationen, besonders von britischen und amerikanischen Platzhirschen, kaum zu verleugnen. Doch das Gesamtpaket wirkt stimmig und eigenständig, kreuzt gekonnt moderne Elemente mit einer gedrungenen, bullig-breiten und dennoch gefälligen Cruiser-Silhouette.

Upside-down-Gabel und Riemenantrieb

Mit breitem Lenker und vorverlegten Fußrasten entspricht die Chinesin im Trio am ehesten dem klassischen Chopper-Layout. Nette Details wie angefräste Speichen und Kühlrippen-Look am Motorgehäuse, Dreifarb-Lackierung, Chrom-Tankdeckel, LED-Licht, Upside-down-Gabel und Lenkerendenspiegel schinden optisch Eindruck. Und Features der CFMoto 450 CL-C wie Riemenantrieb und ein hochauflösendes TFT-Rundinstrument mit Connectivity-Features waren in dieser Hubraumklasse noch nirgendwo sonst zu finden. Schon gar nicht für äußerst kompetitiv kalkulierte 6.285 Euro.

Kawasaki Eliminator 500

Eine Ansage, die Kawasaki mit Sportsgeist beantwortet. Während CFMoto der Honda CMX 500 Rebel modern und lässig gegenübertritt, exhumiert die Kawasaki Eliminator 500 eine Legende. 1985 definierte die ZL 900 Eliminator das Genre der Sport Cruiser, vereinte Kawasakis seinerzeit potentesten Vierzylinder-Sportmotor mit einem Cruiser-Chassis. Und obwohl heutige, A2-kompatible Zweizylinder mit aktuellen Supersport-Antrieben nichts zu tun haben, bleibt Kawasakis Herangehensweise bei der neuen Kawasaki Eliminator 500 vergleichbar und setzt die Historie der Baureihe konsequent fort.

Video: Fahrbericht: Kawasaki Eliminator 500

Eliminator: mehr Hubraum und Schwungmasse

Schon der direkte Vorfahre des gegenläufigen 451-Kubik-Twins aus der 400er-Generation von Ninja und Z war als eines der sportlichsten, drehfreudigsten Aggregate im Einsteigersegment bekannt. In der aktuellen Ausbaustufe sorgen mehr Hubraum und Schwungmasse für kräftigeren Schub aus dem Keller, der sportlich-spritzige Charakter ist dem Zweizylinder dabei aber nicht abhandengekommen. Das steht nicht nur den sportlichen Z und Ninja 500 gut, sondern passt auch hervorragend ins Eliminator-Schema, mit einem Sitz-, Rasten- und Lenker-Arrangement, das irgendwo zwischen Cruiser und Naked Bike liegt.

Solide Machart bei der Kawasaki

Ausstattungs-Highlights? Edelstahlkrümmer statt mattschwarzem Ofenrohr. Ansonsten gibt sich die Kawasaki Eliminator 500 sachlich und bescheiden: Gitterrohrrahmen, Kastenschwinge mit Stereo-Federbeinen, herkömmliche Telegabel vorn, monochromes Display mit gutem Kontrast, aber kleinen Ziffern. Gesamteindruck: funktionale, solide Machart, für Eisdielenposer aber tendenziell zu unauffällig. Immerhin: Wer optisch nicht komplett Schwarz sehen will, kann optional auch in "Pearl Robotic White" eliminieren. Für beide Farbvarianten ruft Kawasaki 6.845 Euro auf.

Honda CMX 500 Rebel

Das Urgestein der A2-Cruiser-Neuzeit, die Honda CMX 500 Rebel, sortiert sich optisch zwischen CFMoto 450 CL-C und Kawasaki Eliminator 500 ein. Nicht so bullig und breit wie die 450 CL-C, aber auch nicht so sportlich und aufrecht wie die Eliminator. Neben ihren Konkurrentinnen wirkt die Honda zierlich: niedriger Sitz, hohe Fußrasten und ein schmaler, weit vorn platzierter Lenker. Stimmige Ergonomie sieht anders aus, zumindest für normal bis groß gewachsene Fahrer. Ein spitzer Kniewinkel und ein ausgeprägt bauchiger Kupplungsdeckel sorgen für eine eigenartige, gestauchte und darüber hinaus leicht asymmetrische Sitzposition. Gegen Kawasakis fahraktive und CFMotos betont lässige Ergonomie wirkt das Honda-Arrangement bestenfalls rebellisch. Besonders ist darüber hinaus auch die Ausstattung des Limited Edition-Testexemplars: Für 400 Euro Aufpreis gibt es bronzene Felgen, Sitzmöbel in braunem Steppleder-Look, Faltenbälge zum Schutz der Gabelstandrohre und eine schicke Maske um den LED-Scheinwerfer.

Topseller für 7.590 Euro

Abseits des mattschwarzen Stahlauspuffs wirken Verarbeitung und Haptik eine Idee wertiger als bei der Kawasaki Eliminator 500, mit dem Wow-Effekt der üppig dekorierten CFMoto kann die Honda CMX500 Rebel, auch in der Special Edition für insgesamt 7.590 Euro (inkl. Nebenkosten), aber nicht mithalten. Schon gar nicht akustisch, wie ein Druck auf die drei Startknöpfe offenbart. Kerniger als die CFMoto 450 CL-C bollert wohl kaum ein anderes A2-Gefährt aus dem Serienendtopf. Nur die Chinesin zollt dank 270-Grad-Kurbelwelle und daraus resultierendem V2-Puls dem einzig wahren Chopper-Motorenkonzept Tribut. Entspannungssuchenden könnte die Akustik auf Dauer auf die Nerven gehen. Honda und Kawasaki schlagen mit ihren sonoreren Gegenläufern deutlich dezentere Töne an.

Federleichte Kupplung, leichtgängiges Getriebe

Beide Japan-Aggregate wirken bei entspannter Gangart in sich ruhend, besonders Hondas schwungmassig-souveräner 471-Kubik-Twin, entliehen aus der CB 500. Feiner dosierbar, linearer und vibrationsärmer liefert keine andere im Trio ihre Ponys ab. Die Kawasaki Eliminator 500 lässt sich zwar ebenso stressfrei im sechsten Gang durch Ortschaften zuckeln, generell liegt das Drehzahl- und Vibrationsniveau aber immer etwas über dem der Honda, auch wegen der kürzeren Übersetzung. Das bedeutet mehr Schaltarbeit – dank federleichter Kupplung und leichtgängigem, aber beim Herunterschalten etwas teigigem Getriebe jedoch eine Wonne.

Mehr Nachdruck am Hebel braucht es bei der Honda Rebel – bei der CFMoto 450 CL-C flutscht es in beide Richtungen am besten. Obwohl die extrovertierte Chinesin nicht immer ganz ruckfrei Gas annimmt, machen präzise dosierbare, knurrige Zwischengasstöße beim Herunterschalten mächtig Laune und trösten über die etwas rauere Laufkultur hinweg.

Eliminator 500 spielt fahrdynamisch in anderer Liga

Auffällig mächtig wirkt derweil auch die kleinste, aber schwerste Maschine im Feld: 193 Kilo und schmaler Lenker fallen der Honda CMX 500 Rebel Special Edition beim Manövrieren im Stand und Stadtverkehr zur Last. Müheloser gelingen Richtungswechsel dank längerem Hebel an der Lenkstange der 189 Kilo schweren CFMoto 450 CL-C. Ganz anders die Kawasaki Eliminator 500: Sie wirkt mit 178 Kilo schon im Stand und beim Schieben federleicht, beim Ritt über die Landstraße spielt sie fahrdynamisch in einer anderen Liga. Stichwort Federn: Die sind samt Dämpfung bei der Kawasaki tendenziell soft, aber nicht unterdämpft abgestimmt, halten auch bei flotter Gangart und miesem Asphalt zuverlässig beide Räder am Boden.

CFMoto: hölzern ansprechendes Fahrwerk

Unharmonischer geht es bei der Honda CMX 500 Rebel zur Sache: In bester – oder mittelprächtigster – Tradition günstig gemachter Japan-Fahrwerke vergangener Jahrzehnte ist die Telegabel sehr soft, das Heck aber auffällig hart abgestimmt. Übersehene Schlaglöcher verhageln vorn die Linie und gehen hinten durch den sparsam gepolsterten Sitz direkt auf die Bandscheiben. Auch die CFMoto 450 CL-C ist keine Sänfte. Das Fahrwerk spricht hölzern an, wirkt vor allem an der Front mit erhöhtem Losbrechmoment unharmonisch. Hinten analog zur Honda: hart, aber herzlich.

Kawasaki: agil und sportiv

Spätestens auf der Bremse eliminiert die Kawasaki Eliminator 500 jegliche Zweifel: Wer nicht nur entspannt die Landschaft genießen, sondern bei Gelegenheit auch mal sportiv die Kurve kratzen will, ist mit der agilen Japanerin am besten bedient. Hebelgefühl und Biss überzeugen, das ABS regelt auch bei Notbremsungen sauber. Aber auch CFMoto 450 CL-C und Honda CMX500 Rebel verzögern zuverlässig, wenn auch mit mehr Leerweg und teigigerem Druckpunkt.

Am Ende fährt jeder der drei Einsteiger-Cruiser seinen ganz eigenen und unverkennbaren Stil. Und Konkurrenz belebt schließlich das Geschäft.

Fazit

Honda CMX 500 Rebel Special Edition: Jahre nach ihrem Debüt bleibt die Honda CMX 500 Rebel ein Brot-und-Butter-Cruiser für Kurzbeiner. Dreiste Kopien muss die Rebel aktuell nicht fürchten, starke Konkurrenz aber schon. Um den Preis zu rechtfertigen, wird es Zeit für eine Modellpflege.

CFMoto 450 CL-C: Bock auf richtig lässig? Dann spricht vieles für den konsequent umgesetzten China-Cruiser. Ausstattung, Charakter, Emotion, Motor und Preis sind top. Kritik muss die CFMoto 450 CL-C fürs Abschreiben beim Establishment und das holprige Fahrwerk einstecken.

Exklusive Inhalte mit MRD+
Noch mehr MOTORRAD gibt es bei MRD+. Exklusive Tests, Fahrberichte und Vergleichstests.

Kawasaki Eliminator 500: Entschleunigung und Fahrdynamik schließen sich nicht aus. Die Kawasaki Eliminator 500 holt das Maximum aus simpler Machart, bietet viel Nutzwert, Komfort und den quirligsten Motor. Ihren braven Auftritt verzeiht man angesichts des fairen Preises gerne.  © Motorrad-Online