Eine Präsidentenlimousine im Privatbesitz? Klingt ungewöhnlich, ist aber möglich. Der Cadillac Fleetwood Brougham von Bill Clinton erzählt eine Geschichte von Macht, Luxus und technischer Raffinesse – und steht nun erstmals zum Verkauf.

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Beim Stichwort Präsidentenlimousine kommt sicher vielen als erstes The Beast in den Sinn. Ein fast unzerstörbares Fahrzeug, das eher einem gepanzerten Truppentransporter gleicht als einem Luxusschlitten. Doch es gab eine Zeit, in der US-Präsidenten in eleganten, individuell angepassten Luxusautos unterwegs waren. Am Samstag, den 18. Januar 2025, wird auf der Mecum Kissimmee Auktion eine dieser Limousinen versteigert. Es soll das erste Präsidentenfahrzeug sein, das in Privatbesitz gelangen kann. Es geht um die Cadillac Fleetwood Brougham Limousine von 1996, die einst Bill Clinton diente.

Ein technisches Meisterwerk mit Roush-Power

Der Cadillac Fleetwood Brougham wurde speziell für den Präsidenten modifiziert. Unter der Haube steckt ein von Jack Roush handgefertigtes V8-Triebwerk mit um die 450 PS. Damit bot der Wagen nicht nur luxuriösen Komfort, sondern auch die nötige Power. Die Karosserie wurde um 22,86 Zentimeter verlängert, wodurch sie die 1984er-Limousine von Ronald Reagan übertraf. Cadillac baute für die Clinton-Amtszeit insgesamt drei Exemplare, von denen sich eines im Besitz der Regierung befindet und ein weiteres in der Clinton Presidential Library in Little Rock ausgestellt ist.

Im Inneren des Fahrzeugs findet sich der Inbegriff der 90er-Jahre-Luxusstandards. Dunkelblaues Leder, Zebrano-Holz-Akzente und eine hochwertige Ausstattung, die keine Wünsche offen lassen. Neben Sitzplätzen für bis zu sechs Personen verfügt die Limousine über ein Unterhaltungssystem mit Thomson-Fernseher und Videokassettenspieler. Die Sicherheitsfeatures waren ihrer Zeit weit voraus. 7,6 Zentimeter dickes, kugelsicheres Glas, Sauerstoff-Versorgung und Feuerlöschsysteme sowie ein Lautsprechersystem. Die Kommunikationssysteme, die einst an Bord waren, wurden jedoch vor der Versteigerung entfernt. Die Umbaumaßnahmen dauerten mehrere Jahre.

Hohe Kosten und eine lange Geschichte

Die Entwicklungskosten dieses Modells beliefen sich laut General Motors auf rund sechs Millionen US-Dollar (umgerechnet 5,8 Millionen Euro) – inflationsbereinigt heute etwa 13,2 Millionen Dollar (12,7 Millionen Euro). Trotz seines Alters hat der Cadillac nur 627 Meilen (1.009 Kilometer) auf dem Tacho und ist damit fast neuwertig. Seine Seltenheit und historische Bedeutung könnten ihn zu einem der teuersten Fahrzeuge machen, die je auf einer Auktion versteigert wurden. Einen öffentlichen Schätzwert gibt es bisher allerdings nicht.

Interessanterweise wurden viele Präsidentenlimousinen weit über ihre Amtszeiten hinaus genutzt. So blieb der Lincoln Continental, in dem John F. Kennedy 1963 ermordet wurde, noch über ein Jahrzehnt im Dienst. Der Cadillac Fleetwood Brougham markiert jedoch das Ende einer Ära. Er war das letzte Präsidentenfahrzeug, das auf einer klassischen Pkw-Plattform basierte, bevor 2001 The Beast für George W. Bush eingeführt wurde.

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Es ist das erste Mal, dass ein ehemaliges Präsidentenfahrzeug in private Hände übergehen könnte. Der zukünftige Besitzer hat nun die Wahl – ein Museum als neues Zuhause oder mit der gepanzerten Limousine schnell zum Supermarkt. Kuriose Vorstellung, aber eines ist recht sicher: Mit einer so geringen Laufleistung könnte der Cadillac noch ein langes Leben vor sich haben.  © auto motor und sport

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