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Reduzieren Autofahrerbrillen die Blendwirkung von Scheinwerfern entgegenkommender Autos? auto motor und sport-Redakteurin Andrea Weller hat es ausprobiert. Ein Selbstversuch mit einer von Zeiss zur Verfügung gestellten Testbrille mit "DriveSafe"-Gleitsichtgläsern.

Etliche Hersteller bieten spezielle Brillengläser an, die vor Blendungen im Straßenverkehr schützen sollen. Ich habe mich mit einer individuell für mich angefertigten Testbrille mit "DriveSafe"-Gleitsichtgläsern von Zeiss hinters Steuer gesetzt. An verschiedenen Tagen, bei unterschiedlichen Wetterverhältnissen. Tags, bei Dämmerung, nachts. Auf stockfinsteren Landstraßen und auf der Autobahn, in der Stuttgarter City. Die Brille funktioniert im Vergleich zu meiner herkömmlichen Gleitsichtbrille deutlich besser, ich werde weniger geblendet.

Reduzierte Blendwirkung

Insgesamt wirken die Straßen und das Umfeld etwas dunkler als mit meiner Alltagsbrille. Vor allem in die Ferne sehe ich aber gestochen scharf mit den neuen Gleitsichtgläsern. Eine wirkliche Verbesserung bringt jedoch der Umstand, dass das Scheinwerferlicht entgegenkommender Fahrzeuge zwar immer noch teils sehr hell erscheint. Doch in meinem Sichtfeld tanzen keine diffusen Streulichtkränze mehr herum, die bisher die unangenehme Blendwirkung noch verstärkt und die Orientierung erschwert haben. Ich brauche deshalb auch nicht mehr die Augen zusammenzukneifen, wenn ein Auto mit besonders grellen LED-Leuchten oder versehentlich eingeschaltetem Fernlicht entgegenkommt.

Einzig ungewohnte Begleiterscheinung: Vereinzelt tauchen nachts transparente bläuliche Flächen im Blickfeld auf, die jedoch ganz rasch wieder verschwinden. Es handelt sich dabei um Reflektionen, so habe ich mir erklären lassen, die durch Lichtquellen von draußen kurzzeitig entstehen können, wenn zum Beispiel Licht von hinten auf das Brillenglas trifft.

Spezial-Messungen für Brille

Doch weshalb bringen Autofahrerbrillen eine Verbesserung? Bereits bei den aufwendigen Messverfahren, die gut eine Dreiviertelstunde dauern, wird ersichtlich, dass Zeiss einen hohen Aufwand betreibt. Es wird dabei genau hingesehen, was der spätere Brillenträger möchte. Henning Neidhart, Inhaber des Zeiss Vision Center in Stuttgart, schleust mich durch drei Messgänge, bei denen meine Sehwerte und der spätere Sitz der Brille exakt ermittelt werden.

Die ermittelten objektiven Sehwerte werden nochmals direkt an der Frau oder am Mann überprüft. Diese vom Optiker manuell mittels Hightech-Geräten sowie anschließend mit einer Probierbrille ausgeführten Messvorgänge geben Aufschluss darüber, mit welcher Sehkraftverstärkung sich die betreffende Person am wohlsten fühlt. Alle erhobenen Werte fließen in die Feinabstimmung und das endgültige Design der DriveSafe-Gleitsichtgläser mit ein. Ein eigens entwickelter Blaufilter tut ein Übriges, um Blendwirkungen zu verringern. Und voilà, nun kann ich drei Monate lang mit der Testbrille prüfen, ob mir diese einen besseren Durchblick verschafft.

Sehbedürfnisse genau formulieren

Meine Anforderungen: Ich brauche eine Brille zum Autofahren, vor allem bei Dunkelheit und Regen, aber auch für tagsüber. Ich möchte gerne vor allem in die Ferne scharf sehen und im direkten Nahbereich. Bei meiner Arbeit am Computer trage ich sowieso eine Arbeitsplatzbrille, der mittlere Sehbereich kann also getrost weniger stark berücksichtigt werden. Die neue Testbrille von Zeiss deckt diese Bedürfnisse exakt ab. Sie hat allerdings auch ihren Preis: Die Kosten liegen bei 400 bis zu 700 Euro pro Gleitsichtglas für die höchste Individualstufe.

Jeder Hersteller hat eigenes "Rezept"

Übrigens hat auto motor und sport-Ressortleiter Henning Busse bereits vor etlichen Jahren ebenfalls einen Selbstversuch mit einer Autofahrerbrille unternommen. Damals stammten diese "EyeDrive"-Gläser vom Hersteller Rupp und Hubrach – wie Zeiss hatte auch dieses Unternehmen seine Spezialgläser 2015 in Deutschland auf den Markt gebracht.

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Auch Vielfahrer Busse hatte beobachtet, dass damit "die Blendwirkung tatsächlich spürbar reduziert wird". Jeder Hersteller hat dabei ein eigenes Konzept für seine Gläser – bei Rupp und Hubrach, so Busse, ist dies "ein ausgeklügeltes System aus acht Schichten". Die "Superentspiegelung" mittels verschiedener Metall- und Siliziumoxiden, die durch thermische Verdampfung auf das Glas aufgebracht werden, reduziere störende Lichtreflexionen.  © auto motor und sport

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