Zieht es die Gen Z in die Stadt? Nicht immer – Karolina sieht ihre Zukunft in ihrem Heimatort Laberweinting. Dafür stehen sie und andere junge Menschen vor großen Herausforderungen, um das Land für ihre Generation auch in Zukunft lebenswert zu gestalten.

In fünfter Generation

Laberweinting ist '"dahoam" und bleibt '"dahoam" – zumindest für Karolina Zellmeier aus der Gemeinde im niederbayrischen Landkreis Straubing-Bogen. Die 24-jährige ist dort geboren, aufgewachsen und ihre Familiengeschichte lässt sich für mindestens fünf Generationen in Laberweinting nachvollziehen. In diesen Generationen tummeln sich einige Bürgermeister sowie ein Landtagsabgeordneter. Ebenso wie ihre Vorfahren will Karolina Laberweinting mitgestalten und vor allem am Leben halten.

  • 61 Prozent der 13 bis 32-Jährigen sind in mindestens einem Verein aktiv. Am häufigsten spielen Sportvereine eine Rolle.

Vereinsmeierei

Sie engagiert sich unter anderem in der Katholischen Landjugendbewegung, die versucht, ländliche Regionen für Jugendliche attraktiv zu halten. Die Jugend- und Vereinsarbeit sei laut Karolina der beste Weg, der Abwanderung von jungen Menschen entgegenzuwirken. Dieser Meinung ist ebenfalls die Studie '"Stadt, Land Wo? Was die Jugend antreibt" von 2020.

Alte Denke, alte Infrastruktur

  • 74,1 Prozent aller Haushalte in ländlichen und eher abgelegenen Gemeinden sind an eine Breitbandleitung mit 50 Megabits die Sekunde oder höher angeschlossen.

Neben sozialem Anschluss sei die digitale Infrastruktur relevanter Faktor, das über Verbleib und Wegzug entscheidet. Gerade, wenn es um Arbeitsmöglichkeiten und Remote-Arbeit geht, ist eine gute Internet- und Mobilfunkinfrastruktur essenziell.

Allerdings sind laut statistischem Bundesamt nur 74,1 Prozent aller Haushalte in ländlichen und eher abgelegenen Gemeinden an eine Breitbandleitung mit 50 Megabits die Sekunde oder höher angeschlossen und nur 26,1 Prozent an eine Leitung mit 1.000 Megabits die Sekunde oder höher. Für das Homeoffice reichen bei einer Person etwa 50 Megabits aus, werden allerdings große Datenmengen hin- und hergeschickt könnte eine 1.000 Megatbit-Leitung notwendig werden.

Flügge werden

Karolina setzt sich in Laberweinting nicht nur für schnelleres Internet ein, sondern auch für ein oft übersehenes Thema: Ihrer Meinung nach mangele es besonders an Mietwohnungen. Sie beobachte, dass Jugendliche aus ihrer Generation zwar in Laberweinting bleiben, aber mit der Volljährigkeit aus dem Elternhaus ausziehen möchten.

In der 3.500 Einwohner großen Gemeinde gäbe es lediglich zwei Häuser mit Mietwohnungen, sagt sie. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung gab 2021 an, in ländlichen Räumen aus Ein- oder Zweifamilienhäusern bestehen.

Zwischen zwei Orten

Karolina lebt sowohl im Elternhaus in Laberweinting als auch in einer Wohnung in ihrem Studienort Passau. Obwohl Karolina mit ihrem örtlichen ÖPNV-Angebot weitestgehend zufrieden ist, wird in der Studie '"Stadt, Land, Wo?" der ÖPNV in Zusammenhang mit fehlenden Bildungsangeboten auf dem Land als Problem zitiert. Sie selbst nutzt Fahrgemeinschaften, weil ihre Wohnung weit weg vom Passauer Bahnhof sei.

Der Mangel an Bildungsangeboten und beruflichen Perspektiven ist laut KLJB neben familiärer Neuorientierung einer der Hauptgründe, warum Jugendliche vom Land wegziehen.

Anonyme Stadt

Allerdings ist laut Raumplaner Frank Osterhage vom Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung der Wegzug zu Studien- oder Ausbildungszwecken oft nur eine Phase. Nach abgeschlossener Ausbildung würden viele wieder zurück in ihre Heimatorte ziehen. So auch die Freunde von Karolina, Katharina und Bastian. Die beiden sind mit 21 und 24 Jahren ebenfalls Teil der Generation Z. Sie wohnen wieder in ihrem Heimatort im Landkreis Straubing-Bogen.

Dahoam bleibt dahoam

Dabei haben sie es zumindest versucht, nach Studium und Ausbildung mehrere Monate in Straubing zu leben. Die niederbayrische Stadt mit etwa 48.000 Einwohnen war den beiden zu anonym und von Einsamkeit geprägt. Ähnlich wie Karolina fehlt den beiden der Zusammenhalt und der familiäre Umgang, der ihrer Meinung nach auf dem Land üblich ist.

Allerdings lässt sich nach einer Studie zu Einsamkeit in Deutschland von den Sozialpsychologen Sabine Buecker und Tobias Ebert nicht feststellen, dass es in puncto Einsamkeit eine klare Verteilung zwischen Stadt und Land gibt. In beiden Formen ließen sich sowohl hohe Einsamkeit, als auch hohe Geborgenheit nachweisen. Dennoch sehen Karolina und ihre Freunde gerade im Zusammenhalt den Grund, warum ihre Gemeinden nicht aussterben werden. Dahoam bleibt dahoam.

Verwendete Quellen:

Dieser Beitrag gehört zum Projekt der Abschlussklasse S21 der Journalistenschule ifp und ist in Zusammenarbeit mit der Redaktion von WEB.DE und GMX entstanden. Das gesamte Projekt finden Sie hier:



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