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Diese Ereignisse vor 40 Jahren sorgen bis heute für Staunen: Der "Stern" präsentierte die angeblichen Tagebücher von Adolf Hitler. Doch es handelte sich um eine Fälschung. Wie es dazu kam...
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Von Selbstzweifeln ist bei der legendär gewordenen Pressekonferenz in den Redaktionsräumen des "Stern" noch nichts zu spüren. An jenem Tag hält dessen Starreporter Gerd Heidemann spontan stolz einige der schwarzen Kladden mit den roten Siegeln in die Kameras der Kollegen.
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Nie für möglich gehaltene Einblicke in Hitlers Gedanken verheißen die Tagebücher, globale Aufmerksamkeit ist garantiert. Zweifel an der Echtheit der Tagebücher werden allerdings schon bei der Veranstaltung öffentlich sehr eindringlich formuliert.
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Doch "Stern"-Chefredakteur Peter Koch (2.v.l.) kanzelt sie als "Ferndiagnosen" ab. Die Geschichte des Dritten Reichs müsse jetzt umgeschrieben werden. Davon sind die Blattmacher fest überzeugt.
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Dabei erscheint die Sache von Anfang an zu schön, um wahr zu sein. Immerhin annähernd 40 Jahre sind damals seit Kriegsende bereits vergangen, ohne dass von Hitler-Tagebüchern die Rede war. Kein Überlebender aus dem Umkreis des NS-Führers berichtete jemals von Tagebüchern. Noch dazu ließ der Diktator vor seinem Selbstmord zu Kriegsende im großem Umfang Dokumente vernichten.
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Dazu kommen weitere deutliche Warnzeichen. Die handschriftlichen Notizen enthalten historische und chronologische Ungenauigkeiten, auch Inhalt und Stil passen nicht zu einem Tagebuch aus dem Zentrum der Macht. Es finden sich keine Spezialkenntnisse oder Reflexionen über Entscheidungen, wie das Bundesarchiv später festhält. "Stattdessen reihen sich banale Aussagen über längst bekannte Ereignisse im Zeitungsstil aneinander."
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Dem Spuk offiziell ein Ende machen dann Bundeskriminalamt, Bundesarchiv und Bundesanstalt für Materialprüfung am 6. Mai. Nach den veröffentlichten Untersuchungsergebnissen steht unter anderem fest, dass die in den meisten der 60 Kladden verwendeten Materialien erst aus der Nachkriegszeit stammen können. Das Papier etwa enthält chemische Aufheller, die zu Hitlers Lebzeiten noch gar nicht auf dem Markt waren.
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Auch die inhaltliche Prüfung fällt eindeutig aus: Der Inhalt folgt laut Bundesamt weitgehend einer längst veröffentlichten historischen Sammlung von Hitler-Reden und -proklamationen. Ganze Passagen sind einfach abgeschrieben. Der legendäre "Stern"-Herausgeber Henri Nannen (li.) tritt unter dem Druck der Ereignisse die Flucht nach vorn an. Der "Stern" schäme sich, erklärt er. Intern soll er drastischer geworden sein: "Jetzt ist die Kacke am Dampfen."
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Nun wird die abenteuerliche Vorgeschichte des vermeintlichen Coups aufgearbeitet, die so begann: Reporter Heidemann (re.), selbst ein begeisterter NS-Devotionaliensammler, gerät Anfang der 80er Jahre in der einschlägigen Szene an den Stuttgarter Maler Konrad Kujau. Der bietet ihm unter falschem Namen die Tagebücher an: Sie sollen in einem in der DDR abgestürzten Flugzeug das Kriegsende überdauert haben. In Wirklichkeit fälscht er sie selbst.
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In den Folgejahren kauft Heidemann im Auftrag der Verlagsleitung von Konrad Kujau (im Bild 30 Jahre nach dem Skandal zu sehen) für mehr als 4,7 Millionen Euro nach und nach immer mehr angebliche Hitler-Tagebücher für eine exklusive Topstory. Anfangs ist die Rede von 27 Bänden, am Ende sind es 62. Auch das macht beim "Stern" niemanden stutzig.
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Vor der Veröffentlichung holt sich der "Stern" zwar Expertisen ein, geht dabei aber selektiv vor. Auch das Bundesarchiv erhält vom "Stern" vorab drei Schriftstücke zur Prüfung. Die Ergebnisse sind uneindeutig. Zudem fehlen dem Archiv zentrale Informationen, von Hitler-Tagebüchern ist nicht die Rede.
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Nach dem Auffliegen des Skandals wird Kujau (re.) 1985 vom Landgericht Hamburg wegen Betrugs zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Im Jahr 2000 stirbt er. Auch Heidemann wird wegen Betrugs verurteilt, weil er Zahlungen für sich abzweigte.
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Später verschwinden die Fälschungen in den Archiven des "Stern", während der Skandal selbst in Zeitgeschichte und Populärkultur eingeht. Der Regisseur Helmut Dietl nutzt den Stoff später etwa für seine Filmsatire "Schtonk".
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Anlässlich des 40. Jahrestags der Affäre werden die gefälschten Tagebücher nun an das Bundesarchiv übergeben, wie der Bertelsmann-Konzern am Montag mitteilte. Dort seien sie gut aufgehoben, meint der Präsident der Einrichtung, Michael Hollmann. Sie seien "eigentümliche Zeugnisse der bundesrepublikanischen Zeitgeschichte". (Texte: AFP)
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