Laut dem "World Wealth Report" gibt es 2023 deutlich weniger Millionäre als noch im Jahr zuvor. Auch in Deutschland ist die Zahl der Reichen zurückgegangen. Trotzdem liegt die Bundesrepublik im internationalen Vergleich noch auf einem der Top-Plätze.

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Die Zahl der weltweiten Millionäre hat im vergangenen Jahr spürbar abgenommen. Rund 21,7 Millionen Menschen - 3,3 Prozent weniger als im Vorjahr - besaßen 2022 abzüglich des Werts ihres Hauptwohnsitzes mehr als eine Million Dollar, wie die französische Beratungsfirma Capgemini in einer am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung mitteilte. Das Vermögen der Reichsten reduzierte sich demnach um 3,6 Prozent auf 83 Billionen Dollar.

"Dies ist der größte Rückgang seit zehn Jahren, bedingt durch makroökonomische und geopolitische Unsicherheiten", erklärte Capgemini. Die Finanzexperten haben die Vermögen in 71 Ländern bewertet und dafür ein statistisches Zählsystem verwendet. Capgemini berücksichtigt in dem seit 1997 jährlich erstellten "World Wealth Report" Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, alternative Investments wie privates Beteiligungskapital, Bargeld sowie Immobilien, sofern diese nicht selbst genutzt werden. Sammlungen oder Gebrauchsgüter werden nicht eingerechnet.

Zahl der Deutschen Dollar-Millionäre sinkt

Die Vermögen in Nordamerika gingen den Angaben zufolge mit 7,4 Prozent am stärksten zurück. In Europa waren es minus 3,2 Prozent und in Asien und im Pazifikraum minus 2,7 Prozent. In Afrika, Lateinamerika und in Nahost stiegen die Vermögen hingegen - maßgeblich wegen der hohen Öl- und Gaspreise infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine.

Elias Ghanem, Leiter der Finanzforschung bei Capgemini, sieht einen klaren Zusammenhang mit der Entwicklung der Aktienindizes. Der US-Index Nasdaq hatte im vergangenen Jahr 33 Prozent verloren, der französische CAC 40 sackte um 9,5 Prozent ab und der Dax um zwölf Prozent.

In Deutschland verkleinerte sich den Angaben zufolge der Club der Dollar-Millionäre von 2021 auf 2022 um 20.900 Menschen auf gut 1,61 Millionen Mitglieder. Ihr Gesamtvermögen sank um 2,2 Prozent auf gut 6,1 Billionen Dollar. Ein Jahr zuvor war es noch um 7,4 Prozent auf rund 6,3 Billionen Dollar gestiegen.

Deutschland behauptet der Auswertung zufolge trotz sinkender Zahlen Platz drei in der Rangliste der Länder mit den meisten Dollar-Millionären: An der Spitze stehen nach wie vor die USA mit nun gut 6,9 Millionen Menschen in dieser Kategorie (2021: 7,46 Mio) vor Japan mit 3,55 (3,65) Millionen. China kommt als Viertplatzierter auf knapp 1,5 (rund 1,54) Millionen vermögende Privatpersonen ("High Net Worth Individuals" - kurz: HNWI).

Globales Geldvermögen geht zurück

Andere Analysen bestätigen den von Capgemini aufgezeigten Trend: Der Versicherer Allianz, der jährlich eine Studie zur Entwicklung der globalen Geldvermögen vorlegt, prognostizierte bereits im Oktober für 2022 die Trendwende: Nach deutlichen Zuwächsen von jeweils mehr als zehn Prozent in den drei Jahren zuvor sei für 2022 wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs inklusive hoher Inflation und Verschärfung der Geldpolitik mit einem Rückgang des globalen Geldvermögens um mehr als zwei Prozent zu rechnen - der erste nennenswerte Vermögensverlust seit der Finanzkrise 2008.

Bezogen auf Deutschland kam die Bundesbank für 2022 zu dem Ergebnis, dass die Menschen hierzulande infolge von Kursstürzen an den Börsen im vergangenen Jahr in der Summe Milliarden verloren haben. Das Vermögen der privaten Haushalte in Form von Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen sowie Ansprüchen gegenüber Versicherungen lag nach Berechnungen der Bundesbank zum Jahresende mit rund 7.254 Milliarden Euro deutlich unter dem Rekordwert von 7.624 Milliarden Euro von Ende 2021.

Der deutsche Leitindex Dax büßte im vergangenen Jahr 12,3 Prozent an Wert ein. Der Index für mittelgroße Werte MDax verzeichnete sogar ein Minus von 28,5 Prozent. (dpa/afp/thp)

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