Im Osterzgebirge will man den längsten Eisenbahntunnel Deutschlands bauen, um die Fahrzeit zwischen Dresden und Prag erheblich zu verkürzen. Nach Prüfung verschiedener Varianten für die Neubaustrecke werde nun der Bau eines einzigen, rund 30 Kilometer langen Tunnels zwischen Heidenau auf deutscher und Usti nad Labem auf tschechischer Seite favorisiert, gab die Deutsche Bahn bekannt. Die Volltunnelvariante wurde als beste Lösung bewertet – sowohl aus ökologischer als auch technischer und wirtschaftlicher Sicht.
Verkürzte Fahrtzeit von einer Stunde
Das Bauprojekt wird als bedeutendes internationales Verkehrsprojekt auf der Schiene angesehen. Hintergrund ist, dass die bisherige Strecke durchs Elbtal an ihre Kapazitätsgrenze stößt. Die neue Strecke soll eine sichere Alternative bei Hochwasser bieten und die Reisezeiten verkürzen. Fahrgäste sollen künftig in nur etwa einer Stunde von Dresden in die tschechische Hauptstadt reisen können. Momentan beträgt die übliche Fahrzeit knapp zweieinhalb Stunden.
Das Projekt verbinde Nationen und schaffe die Voraussetzung für mehr Personen- und Güterverkehr auf der Schiene, berichtete Martin Walden, der Bevollmächtigte des Deutsche Bahn-Konzerns in Sachsen. Der Bau der Trasse brauche absolute Priorität, betonte der sächsische Verkehrsminister Martin Dulig (SPD). Mit der jetzt verkündeten Entscheidung bezüglich des Verlaufs wurde demnach ein weiterer wichtiger Meilenstein erzielt. Auch unter den Bürgern in der Region stieß die Variante mit dem Volltunnel auf die größere Zustimmung, so Dulig.
Geplant ist, zwei parallele Tunnelröhren durchs östliche Erzgebirge zu bauen. Die Röhren sind jeweils sowohl für den Betrieb von Personen- als auch Güterzügen ausgelegt und sind jeweils eingleisig. Auf deutscher Seite wird der Neubau des Tunnels mit dem Ausbau der Strecke zwischen Dresden und Heidenau verbunden sein. Rund 46 Kilometer sollen hierfür neue Gleise, moderne Leit- und Sicherungstechnik sowie zusätzliche Abstellmöglichkeiten für Züge schaffen.
Zwölf Jahre Bauzeit
Die Verbindung zwischen Dresden und Prag ist Teil eines europäischen Schienenkorridors, der von den deutschen Nord- und Ostseehäfen durch Südosteuropa bis nach Istanbul und Athen führt. Laut Deutscher Bahn sind ab Januar Bürgerdialoge in den Gemeinden vorgesehen, um über die Planung zu informieren. Bis Mitte nächsten Jahres soll die bevorzugte Variante endgültig feststehen und anschließend dem Bundestag vorgelegt werden. Eine Entscheidung über Umsetzung und Finanzierung soll dann am Ende der Legislaturperiode getroffen werden.
Bis der erste Zug durch den Tunnel rollt, müssen sich Bahnreisende aber noch mindestens gut zwei Jahrzehnte gedulden. Der Baustart wird laut Deutscher Bahn nach jetzigen Prognosen um das Jahr 2032 angepeilt, die Bauzeit mit etwa 12 Jahren veranschlagt.
Der längste Eisenbahntunnel Deutschlands ist momentan der Landrückentunnel in Hessen, der eine Länge von 10,8 Kilometern aufweist. Der Fehmarnbelttunnel zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark, der derzeit gebaut wird, soll etwa 18 Kilometer lang werden. © dpa/bearbeitet durch ella

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