Der Pharma- und Agrarkonzern Bayer hat momentan vermehrt mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Zunächst wurde kürzlich in einem Glyphosatprozess von einem US-Geschworenengericht entschieden, dass Bayer mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar (1,4 Milliarden Euro) zahlen muss. Nun kommt am Montag noch eine schlechte Nachricht aus der Pharmasparte: Eine Studie zum Medikament Asundexian musste vorzeitig abgebrochen werden.

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In den Gerinnungshemmer waren viele Erwartungen gesetzt worden. Er sollte zum Nachfolger des bisherigen Kassenschlagers Xarelto werden. An der Börse wurde die aktuelle Lage der Firma mit großer Skepsis gesehen, der Kurs brach bis zum frühen Montagnachmittag um ein Viertel ein.

Das Unternehmen gab bekannt, dass Asundexian im Vergleich zur Standardbehandlung eine geringere Wirksamkeit aufweist. Bayer wird allerdings die Daten weiterhin analysieren. Erst jüngst hatte die Firma das Phase-III-Studienprogramm für Asundexian erweitert. Der Gerinnungshemmer sollte früheren Angaben zufolge langfristig einen Jahresspitzenerlös von mehr als fünf Milliarden Euro bringen.

Milliardenmarkt: Hoffnung für Pharmafirmen

Ein Medikament ist bei einer Studie der Phase III bereits weit fortgeschritten in seiner Erprobung. Wenn diese Studie erfolgreich verläuft, könnte die Zulassung des Präparats bald bevorstehen – und damit auch die Möglichkeit, im Milliardenmarkt einer alternden Gesellschaft von der steigenden Nachfrage nach solchen Medikamenten zu profitieren. Ein Beispiel für einen solchen Verkaufsschlager ist Xarelto, das von älteren Patienten oft langfristig eingenommen wird, um ihr Schlaganfallrisiko und andere gesundheitliche Risiken zu reduzieren.

Die Hersteller von Medikamenten entwickeln zahlreiche Präparate, aber nur wenige davon werden zugelassen. Sie benötigen Verkaufsschlager, um die Finanzierung der Arbeit an anderen Arzneimitteln sicherzustellen und somit innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Verkauf von Xarelto-Packungen spülte Bayer in den ersten neun Monaten dieses Jahres drei Milliarden Euro in die Kassen und damit gut ein Viertel des gesamten Pharma-Erlöses. Es ist das meistverkaufte Medikament unter allen Produkten.

Xarelto-Umsatz sinkt

Es ist jedoch absehbar, dass die lukrativen Geschäfte mit Xarelto bald ein Ende finden werden. Der Schutz durch Patente wird in den nächsten Jahren allmählich auslaufen und in Brasilien ist dies bereits geschehen. Folglich sind die finanziellen Aussichten für dieses Geschäft negativ, da der Umsatz von Xarelto in den ersten neun Monaten 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,4 Prozent zurückgegangen ist. Bayer gibt an, dass der Grund dafür der Preisdruck durch die Konkurrenz sei. Die bringt Nachahmerprodukte auf den Markt, die deutlich günstiger sind.

Infolgedessen besteht ein hoher Druck, eine verbesserte Alternative so schnell wie möglich auf den Markt zu bringen. Die Erwartungen lagen hierbei auf Asundexian und die Führungskräfte von Bayer waren optimistisch. Im Geschäftsbericht für 2022, der im Februar veröffentlicht wurde, wird das Medikament als zentrales Beispiel für innovative Produkte genannt, bei denen es "erfreuliche Fortschritte" gibt. Die Arbeiten an Asundexian seien "eines der größten Phase-III-Projekte, die wir bisher unternommen haben", heißt es. Allerdings zerplatzen nun die Blockbuster-Erwartungen wie eine Seifenblase.

Bayer verliert Rechtsstreit um Roundup

Bereits am Freitag hatte ein Rechtsstreit die Stimmung bei Bayer gedrückt: Das Bundesgericht in Jefferson City (Missouri) verurteilte den deutschen Konzern dazu, insgesamt mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar an drei ehemalige Nutzer des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup zu zahlen. Die Kläger hatten das Produkt für Krebserkrankungen verantwortlich gemacht. Oft sprechen Geschworene in den USA hohe Summen zu Gunsten der Kläger aus, die später durch Richter in vielen Fällen stark reduziert werden. Nach dem Urteil äußerte sich Bayer zuversichtlich, dass es nicht bestehen bleiben werde. Das Unternehmen kündigte Berufung an.

Bayer hatte sich im Jahr 2018 mit der über 60 Milliarden Dollar teuren Übernahme von Monsanto auch Probleme mit dem glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup eingehandelt. Im gleichen Jahr erging ein erstes Urteil gegen den Dax-Konzern in den USA, das eine Welle von Klagen auslöste. Um den Großteil der Klagen ohne Eingeständnis einer Haftung beizulegen, startete Bayer im Jahr 2020 ein milliardenschweres Programm. Einen Großteil der Klagen hat Bayer bereits abgearbeitet.   © dpa/bearbeitet durch ella

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