Berlin - Zehn Jahre nach Winter-Olympia in Sotschi können sich die Ex-Biathleten Erik Lesser, Daniel Böhm, Arnd Peiffer und Simon Schempp wohl demnächst über nachträgliches Staffel-Gold freuen. Der Biathlon-Weltverband IBU und seine für diese Fälle zuständige Integrity Unit vermeldeten, dass die Berufung des Russen Jewgeni Ustjugow gegen seine Dopingsperre sowie die Annullierung seiner Wettkampfergebnisse vom 27. August 2013 bis zu seinem Rücktritt im Jahr 2014 vom Internationalen Sportgerichtshof Cas abgewiesen worden sei.
In diesem Fall würde das deutsche Quartett nachträglich vom Silber- auf den Goldrang vorrücken, wenn das Internationale Olympische Komitee die gewohnte Praxis anwendet.
"Damit ist der Fairness Genüge getan. Denn wer betrügt, hat es auch nicht verdient, eine Goldmedaille zu haben und sich Olympiasieger zu nennen", sagte
Dopingtests im Kontrolllabor manipuliert?
Am 22. Februar 2014 hatten sich die deutschen Skijäger in einem packenden Staffelrennen in Sotschi den Russen nur um 3,5 Sekunden geschlagen geben müssen, als
Bereits 2020 hatte der Weltverband Ustjugow gesperrt. Das IOC annullierte danach das russische Staffelergebnis von Sotschi und führt seitdem keinen Goldmedaillen-Gewinner des Rennens in seinen Statistiken. Die IBU setzt in ihrer Ergebnisliste die Deutschen nun auf Rang eins.
Im Oktober 2020 hatte der Cas das Urteil des Weltverbandes bestätigt. Dagegen ging der heute 39-jährige Ustjugow, der 2014 nach dem Olympiasieg zurückgetreten war und Doping bis heute bestreitet, in Berufung. Die IBU geht davon aus, dass die Russen im Zuge des Skandals um Staatsdoping bei den Heimspielen in Sotschi Daten im Moskauer Kontrolllabor manipuliert haben.
Deswegen hatte die IBU bereits im November 2018 Verfahren unter anderem gegen Ustjugow sowie 2010-Staffel-Olympiasiegerin Swetlana Slepzowa, die jetzt mit ihrer Berufung vor dem Cas ebenfalls scheiterte, eingeleitet.
Zweites Berufungsverfahren vor Cas
Ein weiteres Berufungsurteil des Cas gegen Ustjugow steht derweil noch aus. 2020 hatte ihn die unabhängig vom Weltverband agierende Integrity Unit wegen eines Dopingverstoßes aufgrund von Anomalien in seinem biologischen Blutpass im Zeitraum zwischen Januar 2010 bis Februar 2014 angeklagt. Laut Ustjugows Anwälten sollen seine zu hohen Hämoglobinwerte auf eine genetische Anomalie zurückzuführen sein, die schon seine Eltern besessen hätten. In diesen Zeitraum fallen auch die Winterspiele von 2010 in Vancouver, bei denen Ustjugow Gold im Massenstart und Bronze mit der Staffel gewann. © Deutsche Presse-Agentur
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.