Wenn alles glattläuft, wie alle Beteiligten beteuern, wird Rudi Völler nächste Woche Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Sein Aufgabengebiet: die Nationalmannschaft und sonst nichts.
Noch hadert
Das Schweigegelübde gilt sogar für die DFB-Bosse. Beim Neujahrsempfang der Bundesliga am Dienstag in Offenbach müssen DFB-Präsident Bernd Neuendorf und sein Vizepräsident Hans-Joachim "Aki" Watzke alle An- und Nachfragen abwimmeln.
Zwei Tage später tagt ihre Taskforce mit den Großkopferten
Was klar ist: Völler soll sich allein um die Nationalmannschaft kümmern. Der DFB will mit "Tante Käthe", wie ihn der Volksmund nennt, im Jahr vor der Heim-WM 2024 die Stimmung rund um die Nationalmannschaft verbessern. Davon profitiert dann auch die Bundesliga.
Völler verkörpert die drei großen "A"s: Er soll Aushängeschild, Ansprechpartner und Antreiber sein. Das ist kein Vollzeitjob, sondern wie zugeschnitten auf ihn: Da sein, wenn’s wichtig wird – und das Tagesgeschäft (Junioren, Frauen, Akademie) anderen überlassen.
Die Taskforce lässt sich nicht von öffentlich geäußerten Vorbehalten irritieren, dass Völler schon 62 Jahre alt ist. Dass jemand aus dem Vorruhestand die Zukunft des deutschen Fußballs gestalten soll, klingt nur beim ersten Hinhören abstrus.
"Es gibt nur einen Rudi Völler"!
Bei 47 Toren in 90 Länderspielen haben nur sehr wenige Sportfunktionäre mehr Rasen-Erfahrung als der Weltmeister von 1990. In Leverkusen gestaltete Völler 17 Jahre lang die Geschicke auf Ballhöhe. Und Krise kann er auch.
Als er im Jahr 2000 Bundestrainer wurde, lag der deutsche Fußball mit seinen Rumpelfüßlern schon einmal am Boden. Zwei Jahre später schaffte er mit der Vizeweltmeisterschaft ein schönes Zwischenhoch. Schon vorher sangen die Leute: "Es gibt nur einen Rudi Völler!"
Für einen zweiten Kraftakt nach dem EM-Desaster 2004 fehlten damals Lust und Laune. Aber jetzt muss man nicht perspektivisch denken: Es geht um den schnellen Erfolg und die klare Fokussierung auf die Nationalmannschaft und die Heim-EM 2024.
Wer wird Völler zur Hand gehen?
Sagt Völler in der Taskforce endgültig zu, soll das DFB-Präsidium die Personalie abnicken. Das Votum an der Verbandsspitze dürfte dann tatsächlich nur ein bürokratischer Akt sein: Neuendorf und Watzke sind ja Mitglieder der Taskforce. Eine Absage wäre ein Affront. Auch Bundestrainer Hansi Flick, so ist zu hören, hat inzwischen sein Wohlwollen bei der Völler-Entscheidung ausgedrückt. Ihm bleibt Schlimmeres erspart: Mit Matthias Sammer als DFB-Sportdirektor hätten ihm Reibereien geblüht. Das weiß jeder in der Taskforce.
Ungeklärt ist noch, wer Völler zur Hand geht. Der zweite Mann soll in die Details gehen: die Nachwuchsförderung mitsamt Scouting reformieren, die Junioren-Nationalmannschaften betreuen, halt den Unterbau der Nationalmannschaft inklusive Akademie renovieren.
Kandidaten gibt es reichlich. Es soll jemand sein, der Erfahrung aus dem Profigeschäft mitbringt. Hier will man Völler aber zugestehen, wem er die Aufgabe zutraut, und nicht vorgreifen. Die Richtung gibt Völler vor.
Gute Fußballer hat das Land – aber keine gute Stimmung und keinen Elan in der Truppe. Sowas kann Völler. Einen Schlendrian wie bei den WM-Blamagen 2018 und 2022 lässt er sich nicht gefallen.