Nach allem, was man weiß, klingt Cristiano Ronaldo wie ein echtes Schnäppchen für Manchester United. 25 Millionen Euro Ablöse soll der Portugiese gekostet haben, damit er von Juventus Turin kommt und nicht doch zum Stadtrivalen ManCity wechselt. Aber man sollte sich von den kolportierten Zahlen nicht täuschen lassen. CR7 kennt seinen Wert.

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Obwohl er im Februar 37 Jahre alt wird, strahlt sein Körper Fitness und Torgefährlichkeit aus. Unter 30 bis 40 Millionen Euro Netto-Jahresgehalt heuert der fünfmalige Weltfußballer nirgendwo an. Die Gefühlsduselei um die Rückkehr zu Manchester United, wo er seine Weltkarriere von 2003 bis 2009 begründete, macht ihn nicht billiger. Es geht ums Geschäft: beide Seiten profitieren.

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Manchester United, weil die verblasste Weltmarke des englischen Fußballs neuen Glanz erfährt. Und Cristiano Ronaldo, weil er zusätzlich zum Wahnsinnsgehalt weltweit Sympathien sammelt. Ein Wechsel zu City, wie ursprünglich avisiert, hätte ihn zum Geldgeier abgestempelt. Die Sache mit United ist anders: Die ist fürs Herz. Altmeister Alex Ferguson persönlich hatte dafür geworben.

Sowas lohnt sich. Die Premier League festigt mit ihrem erweiterten Star-Ensemble das Image als teuerste und beste Fußballliga der Welt. ManCity, United, Chelsea, Liverpool - man weiß gar nicht mehr, welche Mannschaft man lieber schaut. Und anderswo? Allein wegen Lionel Messi bei PSG hält niemand die Tabelle der Ligue 1 im Blick. Spanien und Italien - wirken plötzlich blutleer.

Längst geht es für die Bundesliga nur noch darum, Platz zwei unter Europas Top-Ligen zu halten. Die Argumente werden knapper. Spannung im Titelkampf: seit 2013 futsch. Weltklasse auf dem Rasen: zahlreich beim FC Bayern und ein bisschen Haaland beim BVB. Strahlkraft weltweit: Talentschuppen mit fantastischer Fankulisse. England ist längst nicht mehr einzuholen.

Man spürt es beim eigenen Filius an der Playstation: Bei der Auswahl der Mannschaften ist Tottenham Hotspur allemal beliebter als VfL Wolfsburg. Die Entwicklung ist kaum aufzuhalten. So hindert nicht einmal die Coronakrise die englischen Spitzenklubs daran, auf dem Transfermarkt aberwitzige Summen in die Attraktivität und den Erfolg ihrer Mannschaft zu investieren.

Deshalb kann man nur staunend zur Kenntnis nehmen, wie sie in Nordengland den Mega-Deal mit Cristiano Ronaldo gestemmt bekommen haben. Natürlich schaut man heute auch, wie Bayern gegen Hertha spielt und der FC Augsburg gegen Bayer Leverkusen. Aber man wird’s nicht verhindern können: Man schielt rüber zur Insel und seufzt.

Pit Gottschalk ist Journalist und Buchautor. Seinen kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit’ch erhalten Sie hier.
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