Von der Unruhe, die sich rund um die Nationalelf zuletzt angedeutet hatte, ist nichts mehr zu spüren. Die Frauen haben sie mit zwei beeindruckenden Spielen sozusagen aus dem Stadion geschossen und dürfen aufatmen.
Wer die beiden Nations-League-Spiele der Nationalelf gesehen hat, ist womöglich geneigt, zu sagen: "Die Wahrheit liegt eben auf dem Platz." Mit den auch in der Höhe verdienten 4:0- und 6:0-Siegen gegen die Niederlande und Österreich haben die Spielerinnen nicht nur ihre Fans verzückt, sondern zudem für Ruhe gesorgt. Damit tun sie auch ihrem Trainer einen Gefallen.
Für die bekannte Fußballfloskel droht aber nicht nur finanzieller Aderlass ins Phrasenschwein, sie ist zu kurz gedacht. Gerade vor einem Turnier wie der nahenden EM liegt die Wahrheit eben nicht nur auf dem Platz, vielmehr setzt sie sich aus vielen Faktoren zusammen.
Keine Grautöne in der Debatte um die DFB-Elf
Insofern lag schon eine gewisse Sprengkraft darin, dass Felicitas Rauch bezüglich ihrer Nicht-Nominierung mangelnde Kommunikation beklagt hatte. Zumal bereits zuvor Nicole Anyomi in just dieser Disziplin nicht ganz so subtile Kritik an Bundestrainer
Der erfuhr hernach unter anderem durch Laura Freigang sanfte Verteidigung als Neuling, ganz so, als ob Kommunikation nicht in früheren Rollen Wücks bereits relevant gewesen wäre.
Hätte, hätte, Fahrradschlauch, aber: Bei knappen Ergebnissen, weniger mitreißenden Spielen oder ausbleibenden Erfolgen hätte das durchaus zu einem größeren Thema werden können.
Mit 10:0 Toren aber ist die Fanseele mehr als besänftigt, zumal hierzulande in Bezug auf egal-welche-DFB-Elf ohnehin kaum Grautöne existieren in der öffentlichen Debatte.
Erstklassige Stimmung unter den Nominierten
Entweder geht die Welt unter, und zwar sofort, oder ein Team ist auf Jahrzehnte unschlagbar. Zwischentöne? Überbewertet. Dabei würden gerade die guttun und womöglich Entlastung für die Spieler*innen bedeuten. Immer bloß enttäuschen oder trotzig dagegenhalten zu können, sind schließlich keine allzu angenehmen Ausgangssituationen.
Für die DFB-Frauen dürfte der Rückenwind aus den beiden Partien der Nations-League nach zuvor unterm neuen Trainerteam durchaus wechselhaften Ergebnissen wohltuend sein. Hinzu kommt der Gruppensieg als zählbarer Erfolg. Und so sehr die Laune bei nicht berücksichtigten Spielerinnen litt, unter den Anwesenden schien sie erstklassig.
Wück hat zudem im Thema Kommunikation die Deutungshoheit zurückgewonnen, indem er die Hängepartie in der Frage um Lena Oberdorfs mögliche Nominierung frühzeitig beendet hatte.
Er verhindert so weitere Spekulationen bis zur Bekanntgabe des Kaders kommende Woche. Die dürfte ihr EM-Aus denn auch sicher nicht erst aus der Zeitung erfahren haben …