Natürlich stimmt vieles von dem, was Mesut Özil in seiner Abrechnung mit dem deutschen Fußball zum Besten gibt. Die DFB-Führung um den damaligen Präsidenten Reinhard Grindel und die Mitspieler in der Nationalmannschaft hätten ihn eindrucksvoller unterstützen können, als der Weltmeister von 2014 wegen seines gemeinsamen Fotos mit dem türkischen Präsidenten Erdogan im WM-Sommer 2018 angefeindet wurde.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass
Mesut Özil lieferte keine Antworten zu öffentlichem Verhalten
Von einem Nationalspieler sollte man erwarten können, dass er passende Antworten liefert, wenn Fragen zu seinem öffentlichen Verhalten auftauchen. Der Rückzug auf eine Opferrolle, wenn ihm rechtsextreme Trolle die deutsche Staatsbürgerschaft aberkennen wollen, reicht nicht. Gerade weil er Nationalspieler ist und seinen Reichtum auch eben dieser Öffentlichkeit verdankt, kommt ihm eine Vorbildfunktion zu.
In Deutschland leben Millionen von Deutschen mit Migrationshintergrund, die denselben Anfeindungen tagtäglich ausgesetzt sind und sich nicht wehren können, weil jede Handlung und jedes Wort Stereotype auf der anderen Seite bedienen und die Ablehnung sogar noch anheizen. Hier hätte Mesut Özil eine Chance gehabt: dass er sich erstens zu wehren weiß und zweitens dem Kampf gegen Diskriminierung eine Stimmung gibt.
Abschottung von Bundestrainer Joachim Löw
Mesut Özil aber hat sich sogar vor seinem größten Förderer
Aber Freundschaft bedingt immer zwei Seiten, die das wollen. Ilkay Gündogan zum Beispiel hat sich den unangenehmen Fragen gestellt, auch in Interviews nach der WM, und zeigt den Mumm, Fehler wie zuletzt beim Like für den Salut-Jubel einzugestehen. Die Ewiggestrigen unter den Fans wird er mit seinem Bekenntnis zu Deutschland nicht überzeugen. Aber doch diejenigen, die sich Sorgen gemacht haben, wie er zur Nationalmannschaft steht.


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