Gestern machten innerhalb kürzester Zeit zwei Meldungen die Runde, auf die viele Menschen lange gewartet hatten. Die eine: Der neue DFB-Präsident Fritz Keller kämpft für ein Comeback der Stehplätze in den Stadien. Die andere: Der Uefa-Boss Aleksander Ceferin will die Abseitsregelung anpassen.
Da fragt sich der Fußball-Fan unweigerlich: Ist denn schon Weihnachten? Tatsächlich packen die beiden Herren zwei der ärgsten Probleme, die der Fußball hat, am Schopf:
Dass a) immer weniger Lust haben, sich Länderspiele live im Stadion anzusehen, wo die Stimmung immer häufiger Schach-Kreismeisterschaften-Niveau hat, weil alle sitzen müssen.
Und dass b) der Videobeweis die Abseitsregelung zu einer peinlich peniblen Mikroskop-Veranstaltung gemacht hat: Im Abseits steht heute nicht mehr, wer nicht auf gleicher Höhe mit dem Abwehrspieler ist, sondern wessen Nase um zwei Millimeter länger ist.
Der Fußball braucht Veränderungen
Während Fifa-Präsident Gianni Infantino vermutlich weiterhin mit Geldzählen beschäftigt ist, haben
So war die Einführung des Video-Assistenten zwar richtig, aber die Probleme, die damit einhergehen, wurden nicht schnell genug angegangen, geschweige denn: gelöst.
Immer mehr Fans schütteln den Kopf, wenn sie sehen, warum ein Tor aberkannt wurde: wegen eines hervorstehenden Fußballstollens zum Beispiel. Es ist an der Zeit festzulegen, was tatsächliches Abseits ist, wann also ein Angreifer wirklich einen regelwidrigen Vorteil hatte.
Das ist der Fluch der Technik: Je genauer wir hinsehen können, desto fragwürdiger werden Regeln.
Beim Sitzen kommt keine Stimmung auf
Dass Fans gegängelt werden, sich im Stadion hinzusetzen, ist bereits länger ein Ärgernis. Im Sitzen kommt keine Stimmung auf, im Sitzen frierst du schneller. Sitzen ist obendrein ungesund und wird deshalb schon als das neue Rauchen bezeichnet.
Und ist denn keinem Verbandsfunktionär jemals aufgefallen, dass Menschen immer dann, wenn der Fußball seine spannendsten Momente erlebt, aufspringen? Versteht diese Botschaft keiner?
Nun werden vielleicht die ersten Schritte gemacht und Lösungen angeboten. Natürlich sind damit nicht alle Probleme gelöst. Man wünscht sich jetzt noch einen Verbandsboss, der die Handproblematik im Strafraum löst, der drakonische Strafen für Rudelbildung, Rumgemecker und Schwalben einführt und die Vergabe von Fußball-Weltmeisterschaften im Winter an Wüstenstaaten unter Strafe stellt… man wird ja wohl mal träumen dürfen.


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