- Im französischen Fußballverband herrscht im WM-Jahr Unruhe.
- Gleich drei Nationalspielerinnen, darunter Wendie Renard, sind aus dem Nationalteam zurückgetreten.
- Der Verband kündigt ein historisches Treffen an.
Der französische Fußball-Verband ächzt. Ausgerechnet wenige Monate vor der WM in Australien und Neuseeland treten drei Spielerinnen aus der Nationalmannschaft zurück und der Verband sieht sich plötzlich gezwungen, sich mit den ganz großen Personalfragen auseinanderzusetzen.
Weltklasse-Verteidigerin Wendie Renard hatte das Erdbeben losgetreten, als sie vergangene Woche überraschend ihren Rücktritt aus dem Nationalteam erklärt hatte.
Wendie Renard tritt zurück
"Ich liebe Frankreich über alles, ich bin bei Weitem nicht perfekt, aber ich kann das derzeitige System nicht mehr unterstützen, das weit von den Anforderungen entfernt ist, die auf höchstem Niveau verlangt werden", schrieb die 32 Jahre alte Kapitänin in den sozialen Medien. Sie trete deshalb aus dem Team zurück, das von Trainerin Corinne Diacre geleitet wird. Das Verhältnis zwischen Diacre und Renard gilt als belastet.
Renard, die bei Olympique Lyon mit den DFB-Spielerinnen Dzsenifer Marozsán und
Die 1,87 Meter große Innenverteidigerin lief 142 Mal für das französische Nationalteam auf. Trainerin Diacre hatte ihr 2017 die Kapitänsbinde abgenommen, weshalb Renard bei der Heim-WM 2019 ihr Land nicht als Anführerin aufs Feld führen durfte. 2021 vertraute Diacre der Top-Spielerin, die 2011 ihr erstes Länderspiel absolviert hatte, die Binde dann doch wieder an.
Weitere Rücktritte aus dem Nationalteam
Nach Renard erklärten auch die Stürmerinnen Kadidiatou Diani (27) und Marie-Antoinette Katoto (24), nicht mehr fürs Nationalteam auflaufen zu wollen – zumindest vorübergehend. Die Spielerinnen von Paris Saint-Germain führten "notwendige Veränderungen im Management" als Grund an. Solange es diese nicht gebe, würden sie nicht mehr das Trikot des EM-Halbfinalisten von 2022 tragen.
Die Rücktritte scheinen nun Wirkung zu zeigen. Bereits am Dienstag könnten bei einer Vorstandssitzung des französischen Fußballverbands Personalentscheidungen auf Schlüsselpositionen fallen. Der Präsident von Olympique Lyon, Jean-Michel Aulas, erwartet ein historisches Treffen, wie er am Montag der französischen Zeitung "L'Èquipe" in einem Interview sagte.
Präsident Le Graët tritt offenbar zurück
Und tatsächlich ist offenbar bereits die erste Entscheidung gefallen: Der französische Verbandspräsident Noel Le Graet hat nach Vorwürfen des Mobbings und der sexuellen Belästigung am Dienstag nach elf Jahren Amtszeit seinen Rücktritt erklärt. Das erfuhr die Nachrichtenagentur AFP. Demnach gab Le Graet vor dem Exekutivkomitee sein Ausscheiden bekannt, nachdem er zuvor immer stärker unter Druck geraten war.
Wie geht es mit Corinne Diacre weiter?
Auch die Zukunft der Trainerin der französischen Frauen-Nationalmannschaft, Corinne Diacre, stand bei dem Treffen auf der Tagesordnung. Zu einer Entscheidung konnten sich die Anwesenden jedoch nicht durchringen. Eine Entscheidung werde laut "L'Equipe" am 09. März getroffen.
Diacre steht schon seit Längerem wegen ihres Führungsstils und fehlenden Erfolgen bei Turnieren in der Kritik. "Die Botschaft der besten französischen Spielerinnen, die zu den besten der Welt gehören, kann der Verband nicht aussitzen", sagte Aulas.
Frankreich ist nicht der einzige Verband, in dem Fußballerinnen für bessere Umstände kämpfen. In Kanada hat der Protest der Spielerinnen für Lohnangleichung ganz aktuell zum Rücktritt des Verbandspräsidenten geführt. (dpa/ska)