Der BVB hat sich mit einem Wackelsieg ins Achtelfinale der Champions League gerettet. Ist damit die Kritik der Vergangenheit an Trainer Lucien Favre aus der Welt geräumt? Sicher nicht. Eine Genugtuung ist es aber allemal.

Eine Kolumne
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Man kann Lucien Favre nur beglückwünschen. Bei aller Kritik, die der BVB-Trainer im Verlauf der Hinrunde einstecken musste: Das 2:1 über Slavia Prag und das Erreichen des Achtelfinales in der Champions League sind nicht nur eine schöne Belohnung dafür, dass er bei herben Rückschlägen die Nerven behalten hat.

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Die Genugtuung über die kaum erwartete Kehrtwende bei Borussia Dortmund entschädigt Favre auch für die Häme und Kritik, die er von außen, auch von uns Sportjournalisten, erlebt hat.

Erstmal durchatmen bei Borussia Dortmund

Denn beim Fußball zählen am Ende immer die Resultate. In der Bundesliga liegt Borussia Dortmund auf Tabellenplatz drei nur fünf Punkte hinter dem Tabellenführer Mönchengladbach und zwei Punkte vor Bayern München - das Saisonziel "Meisterschaft" ist noch immer in Schlagweite.

Im DFB-Pokal folgt im Achtelfinale am 4. Februar die Revanche gegen Werder Bremen - der Wunschtraum "Pokalsieg" ist noch immer realisierbar. Dazu ist das Achtelfinale in der Champions League erreicht - mehr wollte man im Moment nicht.

Lucien Favre gibt im entscheidenden Moment nach

Ist die Kritik in der Vergangenheit deshalb unberechtigt gewesen? Das gewiss nicht. Die traurigen Auftritte beim 1:3 in Berlin und beim 0:4 in München, die ärgerliche Unentschieden-Serie mit 2:2 gegen Frankfurt, Bremen und Freiburg sowie die Peinlichkeit beim 3:3 gegen Paderborn sind nicht vergessen, nur weil die Bundesliga-Spitze durchwachsen spielt und Schwächephasen nicht brutal bestraft. Vielleicht bewirkte die Kritik das Gute mit: Favre und Mannschaft strafften sich, als es darauf ankam.

Der Freudentaumel am Dienstag im Signal Iduna Park war Ausdruck größter Erleichterung, dass die Mannschaft das Kämpfen nicht verlernt hat. "Sensationell, unglaublich, fantastisch" nannte Torwart Bürki den Auftritt.

Gleichwohl hatten die jüngsten Erfolge in der Bundesliga und jetzt über Prag eine Ursache: Favre war zu einer taktischen Umstellung gezwungen. Die Dreierkette gibt seinem Spiel Stabilität. Hier zahlte sich aus, dass Favre seine Sturheit aufgegeben und zugehört hat. Flexibilität zeichnet Trainer aus.

Trotz Sieg: Carlo Ancelotti muss gehen

Beim SSC Neapel wurde Carlo Ancelotti noch in der Nacht entlassen. Mit sofortiger Wirkung, wie es hieß. Der frühere Bayern-Trainer hatte nur drei Stunden zuvor 4:0 gegen KRC Genk gewonnen und als Gruppenzweiter das Achtelfinale in der Champions League erreicht. So ist das Trainergeschäft, wenn's schlecht läuft.

Der BVB-Boss hat schon einen Trainer freigestellt, der gerade den DFB-Pokal gewonnen hat, Bayern München sogar einen Double-Gewinner. Favre weiß selbst nur zu gut: Resultate alleine reichen nicht.

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