Heute ist der Tag der Wahrheit für Borussia Dortmund. In der Champions League droht das frühe Aus. Das letzte Gruppenspiel in der Königsklasse gegen Slavia Prag könnte zum Schicksalsspiel werden - nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für den Trainer.

Eine Kolumne
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Die Mannschaft von Coach Lucien Favre hat sich zwar bisher selten mit Ruhm bekleckert, aber selbst nach peinlichen Auftritten blieb der Schaden bisher stets reparabel: Der BVB steht in der Liga auf Platz drei, fünf Punkte hinter Gladbach – das geht gerade noch. Der BVB steht im Achtelfinale des DFB-Pokals, das ist gut.

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Scheidet Dortmund aber heute gegen Prag in der Champions League aus, ist für viele Fans die Europacup-Saison schon Anfang Dezember beendet. Das frühzeitige Aus in der Königsklasse ist nicht reparabel.

Unter Lucien Favre ist keine Entwicklung mehr zu erkennen

Bisher hat es der Trainer in dieser Zickzack-Saison zwar immer wieder geschafft, seinen Kopf gerade noch aus der Schlinge zu ziehen – das Ende vor dem Achtelfinale der Königsklasse könnte für seine Chefs aber der Moment werden, in dem sie beginnen, die Handbremse zu suchen.

Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc werden dann bei ihrer Analyse zusammen mit BVB-Berater Matthias Sammer wahrscheinlich in etwa so vorgehen: Lucien Favre ist 62. Unter ihm ist bei uns seit fast einem Jahr keine Entwicklung mehr zu erkennen. Er hat Defizite als Motivator. Ständig müssen wir ihm öffentlich zur Seite springen – macht das noch Sinn?

Klar ist: Dortmund braucht dringend das Champions-League-Achtelfinale – für die Fans und für das Selbstwertgefühl. Aber Dortmund braucht noch dringender am Saisonende die kassenfüllende Champions-League-Qualifikation – sonst knirscht das ganze finanzielle Konstrukt.

Champions-League-Entscheidung wird zum Schicksalsspiel

Basis für diese Qualifikation ist die Arbeit des Trainers in der bald beginnenden Winterpause. In deren Vorbereitungsphase werden die Grundlagen für die Rückrunde gelegt. Die Geschichte hat gezeigt: Es ist immer ein Risiko, mit einem angeschlagenen Trainer in diese wertvolle Zeit zu gehen. Muss man ihn zwei Wochen nach der Pause feuern, wurde wertvolle Zeit verschenkt.

So gesehen, hat Favre heute ein echtes Schicksalsspiel.

Es ist übrigens Ironie des Schicksals, das heute auch RB Leipzig in der Champions League spielt (gegen Lyon). Der Bundesliga-Zweite ist mit Trainer Julian Nagelsmann momentan gewissermaßen die Antimaterie zu Dortmund: Nagelsmann ist erst 32, unter ihm erkennt bei den Sachsen jeder eine enorme Entwicklung, er hat null Defizite als Motivator, und niemand muss ihm zur Seite springen.

Nagelsmann ist das Gesicht von RB Leipzig – und zwar das lachende. Das übrigens bereits sicher im Achtelfinale der Champions League steht.

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