Kommenden Freitag wird Hans-Joachim Watzke 60 Jahre alt. Wenn alles so kommt, wie er das geplant hat, macht der BVB-Geschäftsführer sich selbst mit der Rückkehr seines Lieblingsspielers Mats Hummels das schönste Geschenk.

Pit Gottschalk
Eine Kolumne
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Drei Jahre ist es jetzt her, dass der Abwehrchef von Borussia Dortmund zum FC Bayern München gewechselt ist. Der Kontakt ist nie abgebrochen. Er wusste immer, wie sehr ihn die Bosse beim BVB vermissten. Und umgekehrt, dass ihn die Bundesliga-Dominanz langweilte.

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Den Preis wird man schnell taxieren können. Die Adhoc-Meldung an der Börse erfolgt, sobald die Ablösesumme mehr als 20 Millionen Euro beträgt. Doch selbst wenn die Ablöse tiefer liegt: Borussia Dortmund geht mit der Hummels-Verpflichtung ein großes Risiko ein.

51 Millionen Euro für drei Jahre

Vor allem finanziell. Der Deal wiegt schwer. Die Eckpunkte: geschätzte 21 Millionen Euro Ablöse plus 10 Millionen Euro Jahresgehalt für einen Dreijahresvertrag - macht in Summe 51 Millionen Euro oder jährlich 17 Millionen Euro.

Wie viele Tore müsste Mats Hummels verhindern, um dieses Investment wieder einzuspielen? Die Wertsteigerung beim Weiterverkauf ist quasi ausgeschlossen. Einen Innenverteidiger in diesem Alter wird man schwerlich gegen Geld los. Doch das ist nur ein Nebenaspekt.

Hummels, bis 2016 Kopf der Mannschaft, kehrt ganz sicher nicht als Mitläufer zurück. Er war zuletzt Kapitän und wird ein Wörtchen mitreden wollen. Man fragt sich: Was werden wohl Marco Reus und Axel Witsel dazu sagen, die inzwischen das Kommando führen?

Sportdirektor Michael Zorc hat ihnen die Mannschaft mit drei frischen Kräften aufgepeppt (mit Thorgan Hazard, Julian Brandt und Nico Schulz), damit sie gemeinsam die immer noch junge Truppe zu Titeln führen. Im ersten Jahr gelang ihnen der Coup nur ganz knapp nicht.

BVB-Abwehr nicht überzeugend in Rückrunde

Nun bekommen die zwei und der dritte Anführer Thomas Delaney das Signal: Da fehlt noch einer mit Erfahrung und Eigenverantwortung. Sportlich mag das stimmen. Manuel Akanji und Abdou Diallo spielten keine überzeugende Rückrunde, als es darauf ankam.

Aber ob das jetzt öffentlich vorgetragene Misstrauensvotum dazu beiträgt, dass die beiden stabiler stehen? Und nicht zu vergessen: Bundestrainer Joachim Löw hat Hummels nicht aussortiert, weil er blöd ist; er wollte ein Abwehrzentrum mit Zug und Zukunft.

Merkwürdig ist der Schwenk in der Personalpolitik allemal. Die Bayern verjüngen ihre Abwehr (für insgesamt 105 Millionen Euro), die Dortmunder heben den Altersschnitt in der Verteidigung.

Der Anhang auf der Südtribüne wird seine Vorbehalte vergessen haben, sobald Mats Hummels seine ersten gelungenen Aktionen auf dem Rasen zeigt. Blut ist dicker als Wasser. Fast ein Jahrzehnt lang war er Liebling der Fans. Auch das vergisst man nicht.

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Pit Gottschalk, 50, ist Journalist und Buchautor. Seinen kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit’ch erhalten Sie hier: http://newsletter.pitgottschalk.de.
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