Zuerst zu den Fakten: Die Erfolgsbilanz von Trainer Hansi Flick beim FC Bayern ist astrein. Zweimal 4:0 in der Bundesliga (gegen Dortmund und Düsseldorf) sowie 2:0 gegen Olympiakos Piräus und gestern Abend 6:0 gegen Roter Stern Belgrad in der Champions League sind nicht zu toppen.
Nach allem, was man von der Mannschaft hört, ist das Verhältnis zu den Spielern bestens und die Anerkennung groß. Es gibt also keinen Grund für einen Trainerwechsel. Normalerweise. Wenn der FC Bayern trotzdem die Verpflichtung eines neuen Trainers plant, kann das zwei Gründe haben.
Zum einen: dass man den erfolgreichen Start für Zufall hält und die gute Trainerarbeit nicht für den Aufbruch in einen Dauerzustand. Zum anderen: dass man einen Trainer mit höherem Prestige sucht. Das erste Argument ist vorläufig nicht zu belegen und das zweite blanker Unsinn.
Auch die Strahlkraft von
FC Bayern: Es führt kein Weg an Flick vorbei
Was hätte Bayern München schon zu verlieren? In der gesamten Bundesliga ist kein Trainer zu finden, der sich Meistertrainer nennen darf (gemeint: Titel in Deutschland). Ein Trainer aus dem Ausland, siehe Ancelotti oben, kann keine Garantie auf Titel geben. Auf den im Europapokal sowieso nicht.
Hält man sich also an den Fakten, die vorliegen, führt kein Weg an Hansi Flick und seinem Superstart vorbei. Mit 54 Jahren hat er das notwendige Alter, um den erfahrenen Bayern im Kader auf der Grundlage von zwei Jahrzehnten Wissensvorsprung die Richtung vorzugeben.
Er wurde 2014 als Co-Trainer Weltmeister, er kennt also die älteren Nationalspieler bestens und weiß so unterschiedliche Spielertypen wie Manuel Neuer, Jerome Boateng oder Thomas Müller zu nehmen. Man merkt ihm das an: Er strahlt eine innere Ruhe aus. Spieler mögen sowas.
Torjäger Robert Lewandowski würde ihn, wenn er ihn nicht schätzte, nicht so in den Arm nehmen, wie er das bei seiner Auswechslung gestern in der 77. Spielminute getan hat. Die Vertrautheit hat sich Flick in seiner Zeit im Trainerstab von Vorgänger Niko Kovac erworben.
In den öffentlichen Auftritten bei Pressekonferenzen ist aus Hansi Flicks Worten kein Anspruch abzuleiten, dass er Cheftrainer beim FC Bayern mit aller Macht bleiben möchte. Er wirkt wie der junge Hermann Gerland: Dem Klub ergeben, tut er alles, wofür man ihn braucht.
Erste Reihe, zweite Reihe, ganz egal. Allein deswegen wäre es schon ein gutes Zeichen, wenn erfolgreiche Arbeit belohnt würde und nicht verwelkter Lorbeer oder eine woher auch immer rührende Verheißung auf glorreiche Zeiten. Vermutlich hat Hansi Flick genau das, was Bayern gerade braucht.