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Jörg Hausmann
Thomas Tuchel gilt als Anwärter auf den Trainerposten des FC Bayern, seitdem er mit Pep Guardiola in München beim Essen Taktikspielchen getrieben hat. Zwei vom Fußball Besessene. Sieben Jahre nach Guardiolas Abschied vom Rekordmeister schlägt dort nun Tuchels Stunde. Der Weg war lang, aber mit großen Titeln gepflastert.
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Wie einst Jürgen Klopp, so befördert Mainz 05 zu Saisonbeginn 2009 mit dem damals 35-jährigen Thomas Tuchel einen Mann aus dem eigenen Nachwuchs zum Bundesliga-Cheftrainer. Tuchel, einst U19-Nationalspieler und ein vielversprechendes Talent, hat seine Karriere verletzungsbedingt im Alter von 24 Jahren beendet. Als Trainer folgt er Klopps Fußstapfen, profiliert sich in Mainz, geht nach Dortmund und nach England.
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In der Saison 2021/22 treffen sich Klopp (l.) und Tuchel (r.) wieder, als Klopps Liverpooler es mit Chelsea und dessen neuem Coach zu tu haben. Von 19 Pflichtspielen gegen Klopp (Stand 2022/23) gewinnt Tuchel aber bis zu seinem Wechsel zum FC Bayern München Ende März nur drei. Elf Mal geht er als Verlierer vom Platz.
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Gegen Pep Guardiola, mit dem Tuchel einst bei einem Essen in München unter Zuhilfenahme von Salz- und Pfefferstreuern intensiv Spielvarianten ausgetauscht hat, sieht die Bilanz besser aus. Drei Siege und sechs Niederlagen in zehn Vergleichen (Stand 2022/23). Vor allem aber gewinnt Tuchel gegen Guardiola am 29. Mai 2021 in Porto das Finale der Champions League (im Bild).
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Beim FC Bayern gilt der in Krumbach im Landkreis Günzburg geborene Tuchel bereits 2016 als heißer Kandidat auf die Nachfolge Guardiolas. Tuchels Weg aber führt - wie schon bei Klopp, dem charakterlichen Tuchel-Antipoden - nach Dortmund. "Zwei, die nicht wirklich zusammenpassen wollen", so überschreiben 2020 Tuchels Biographen Daniel Meuren und Tobias Schächter das entsprechende Kapitel ihres Buches. Dabei wirft Tuchel (im Bild) die Bayern in deren Stadion im April 2017 aus dem Pokal-Halbfinale.
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Dieser April ist für den BVB und Tuchel ein hochemotionaler und wehweisender. Er beginnt mit einem 1:1 im Derby in Schalke am 1. April. Nach diesem 26. Spieltag belegt Borussia Dortmund keinen direkten Champions-League-Platz mehr. Auf Hoffenheim fehlt dazu ein Punkt.
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Eine Woche später, nach einem zwischenzeitlichen 3:0 daheim über den Hamburger SV, setzt es im Spitzenspiel beim überlegenen Tabellenführer Bayern München eine 1:4-Klatsche. Als Viertem der Tabelle fehlen Dortmund nach 28 Spieltagen 18 Punkte auf die Bayern.
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Intakt aber sind die Titelchancen im DFB-Pokal und in der Champions League. Thomas Tuchel (M.) bereitet seine Spieler zwei Tage nach der Ernüchterung in München auf das Viertelfinalhinspiel im der Champions League gegen die AS Monaco vor. Es soll am 11. April stattfinden.
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Doch es geschieht das Unfassbare: Der Mannschaftsbus der Dortmunder gerät bei der Abfahrt aus dem Mannschaftshotel in eine Falle. Drei Explosionen erschüttern das Fahrzeug. Verteidiger Marc Bartra und ein Polizist werden verletzt. Das Spiel wird nach Diskussionen zwischen Uefa und Klub anderntags nachgeholt (im Bild die Ankunft). Dortmund verliert mit 2:3 und scheidet nach einem 1:3 in Monaco eine Woche später aus.
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Die interne Kontroverse um den Anschlag, dessen Auswirkungen auf die Psyche der Mannschaft und den Spieltermin gegen Monaco zerstört das ohnehin brüchige Verhältnis Tuchels zur Vereinsführung. Die hat er in der Winterpause wegen ihrer Transferpolitik offen kritisiert. Immerhin aber hat Tuchel noch die Chance, den DFB-Pokal zu gewinnen. Mit Frankfurts Niko Kovac (l.) und ihm treffen sich in Berlin am 27. Mai 2017 zwei spätere Bayern-Trainer.
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Tuchel steht vor dem bis dahin größten Erfolg seiner Karriere als Trainer. Mit vollem Engagement unterstützt er seine Mannschaft im Berliner Olympiastadion.
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Am Tag nach dem 2:1-Sieg feiert Dortmund seine Borussia. Tabellenplatz drei hinter Bayern und Leipzig bedeutet zudem zum zweiten Mal in Folge die direkte Qualifikation für die Champions League. Doch der Jubel ist nur noch Fassade. Drei Tage nach dem Pokal-Triumph trennen sich die Wege der Borussia und Tuchels nach zwei Jahren. Die Differenzen zwischen Boss Aki Watzke und Tuchel entzünden sich an der unterschiedlichen Darstellung der Ereignisse nach dem Bombenanschlag auf den Bus und sind unüberwindbar.
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Tuchel gönnt sich eine einjährige Auszeit. Als er zur Saison 2018/19 als Trainer zurückkehrt, ziehen die Bayern den Kürzeren. Kontakt habe es gegeben, so Tuchel, aber das Angebot des Meisters sei zu spät gekommen. Tuchel hat beim scheichfinanzierten Klub Paris Saint-Germain unterschrieben. Überlegen wird er 2019 Meister, und auch in der wegen Corona abgebrochenen Folgesaison. Die Bayern sieht er im Endspiel der Champions League am 23. August 2020 wieder.
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Der Weg dorthin führt auch über ein Wiedersehen mit seinem Ex-Klub Dortmund. Am 18. Februar 2020 legt der BVB daheim im Hinspiel des Achtelfinals ein 2:1 vor. Am 11. März 2020 kontern PSG und Tuchel dieses Resultat mit einem 2:0-Heimsieg und dem Einzug ins Endturnier in Lissabon. Dies wird coronabedingt veranstaltet und startet am 12. August. Über Atalanta Bergamo und RB Leipzig (mit Tuchels späterem Bayern-Vorgänger Julian Nagelsmann als Trainer) gelangt PSG ins Finale.
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Zu Tuchels körperlicher Verletzung - Verstauchung des linken Knöchels und Bruch des fünften Mittelfußknochens am 6. August - kommt im Endspiel gegen die Bayern auch noch der Schmerz der 0:1-Niederlage. Tuchel tröstet einen seiner Superstars, Neymar (im Bild). Tuchels Endspieltriumph aber, wie bereits erwähnt, ist nur um ein Jahr verschoben und passiert am 19. Mai 2021 durch ein 1:0 gegen Manchester City - allerdings mit dem FC Chelsea.
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Tuchel gehört durch diesen Endspielsieg nunmehr zu den erfolgreichsten und bedeutendsten Trainern der Welt, gilt aber weiterhin als "stur und schwierig", wie es Meuren und Schächter formulieren, und vor allem als streitlustig, wenn er seinen Erfolg gefährdet sieht. Am 14. August 2022 eskaliert im Londoner Derby gegen Tottenham und Kollege Antonio Conte (r.) die Situation. Die Spurs haben in der sechsten Minute der Nachspielzeit zum 2:2-Endstand ausgeglichen. Beide Trainer schütteln sich zunächst die Hand.
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Doch dann kracht es. Nur mit Mühe sind Conte (l.) und Tuchel zu trennen. Der englische Fußballverband spricht gegen beide Streithähne harte Strafen aus. Tuchel wird für ein Spiel gesperrt und erhält eine Geldstrafe von 35.000 Pfund, umgerechnet 41.300 Euro. Conte kommt mit einer Geldstrafe in Höhe von 15.000 Pfund , umgerechnet 17.700 Euro, davon.
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Tuchel (l.) ist für seine Explosionsgefahr bekannt, so wie hier am 16. September 2020, als er zum Auftakt der Ligue-1-Saison nach einem spät errungenen 1:0-Sieg mit PSG über den FC Metz hämisch klatschend auf einen Unparteiischen losgeht.
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Als eine 0:1-Niederlage in der Champions League beim krassen Außenseiter Dinamo Zagreb am 6. September 2022 den schwachen Saisonstart mit dem FC Chelsea krönt, verliert Tuchel abermals die Contenance. Schiedsrichter Istvan Kovacs (Z.v.l.) zeigt dem deutschen Trainer daraufhin die Gelbe Karte. Vom Verein gibt es tags darauf Rot: Tuchel wird als Cheftrainer entlassen.
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Seitdem wartete Tuchel auf einen neuen Job und wurde überall dort gehandelt, wo ein Trainerstuhl wackelte. Doch Tottenham, das Conte nach der Saison 2022/23 ersetzen wird, winkte beispielsweise ab. So kommt Tuchel nach all den Jahren der Beinahe-Verpflichtung doch noch beim FC Bayern München unter.
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Dort beerbt er Julian Nagelsmann, den er 2020 im Halbfinale der Champions League als Leipziger Trainer am Einzug ins Finale gehindert hat (im Bild). Tuchels und Nagelsmanns Geburtsorte Krumbach und Landsberg trennen nur etwas mehr als 40 Kilometer Luftlinie. Und es erfüllt sich Jupp Heynckes' Prophezeiung aus dem Jahr 2015: "Er ist prädestiniert, irgendwann den FC Bayern zu trainieren. Ich denke, ich habe genug Erfahrung, um sagen zu können: Das ist ein Guter."
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