Vermutlich wird Rouwen Hennings für die folgenden Sätze eine saftige Strafe beim DFB kassieren. Der Stürmer von Fortuna Düsseldorf sagte gestern Abend, als ihn nach dem 1:3 bei Hertha BSC der Frust überwältigte, bei DAZN: "Die mogeln sich das zurecht. Das geht mir völlig auf den Keks. Da wird mir schlecht." Ja, richtig geraten: Es geht um ein Handspiel.
Niemand, der nicht Schiedsrichter ist, kann mit maximaler Präzision erklären, wann ein Handspiel vorliegt oder nicht. Nicht einmal Hennings, der immerhin Bundesliga-Profi ist und vor Saisonstart in den Genuss von Regelschulungen kam. Nach diesen Regeln, so Hennings, sei es Hand gewesen und folglich Elfmeter.
Doch der Abwehrversuch von Hertha-Profi Per Ciljan Skjelbred kurz vor Abpfiff blieb folgenlos, Berlin gewann 3:1. Fast jede Woche ist das Vakuum zu erleben, das die neue Handspielregel hinterlässt. Nicht so oft, wie früher und befürchtet, aber immer noch zu häufig.
Nach Kritik von Rouwen Hennings: DFB sollte nachsichtig sein
Das darf nicht sein. Der Fußball lebt davon, dass er eindeutige Regeln hat. (Übrigens nicht nur auf dem Rasen.) Die Regelkommission bei der Fifa verbringt viel zu viel Zeit damit, Nebensächlichkeiten wie Abstoß oder Mauerbildung zu reformieren. Kernpunkte wie Handspiel bleiben merkwürdigerweise ungeklärt.
Niemand unterstellt dem Fifa-Gremium IFAB bei Regelreformen böse Absichten, im Gegenteil. Die Regelhüter meinen es gut mit dem Fußball. Aber offenbar: zu gut. Eine Regel, die von den Protagonisten bei der Auslegung auf dem Rasen nicht zweifelsfrei erklärt werden kann, ist keine gute Regel.
Der DFB darf und kann sich nicht über die Vorgaben hinwegsetzen, sondern ist verpflichtet, das vorgegebene Regelwerk eins zu eins umzusetzen. Was der DFB aber kann: einem Rouwen Hennings nachzusehen, dass er in einer spontanen Reaktion seinen Frust zu formulieren versteht.