Borussia Dortmund ist und bleibt das ewige Rätsel der Bundesliga. Was die Mannschaft zu leisten imstande ist, zeigte sie nicht erst beim 6:0 gestern gegen Borussia Mönchengladbach. Wer nach 23 Spieltagen auf Platz zwei steht, mit acht Punkten Vorsprung auf den Drittplatzierten (Bayer Leverkusen), muss über ein erhöhtes Maß an Qualität im Kader verfügen.

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Trotzdem fragt man sich: Und wie sind die sechs Saisonniederlagen in der Liga entstanden? Das blamable Aus beim Zweitligisten FC St. Pauli im DFB-Pokal? Die Peinlichkeit zuletzt gegen die Glasgow Rangers in der Europa League? Fragen über Fragen, auf die Fans wie Vereinschef eine Antwort suchen - und keine finden.

Das Schlimmste, das jetzt passieren kann, wäre diese Antwort: Die Mannschaft muss nur konstant spielen, "ihre Leistung abrufen", wie es so schön heißt, dann werde alles gut. Nein, wird es nicht. Das BVB-Team krankt an einem Schlendrian, der immer wieder einkehrt, sobald ein wenig Erfolg auf halber Strecke zu erkennen ist.

BVB-Sportdirektor Michael Zorc hat dem Schlendrian das Attribut "lahmarschig" verpasst, was so ziemlich dasselbe ist und vermutlich das Böseste, das man einem Fußballer im Ruhrgebiet vorwerfen kann. Dort erwartet man grundsätzlich genau das Gegenteil: dass man sich immer "den Arsch aufreißt", für den Verein, für die Stadt, für die Zuschauer.

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BVB-Kantersieg wieder eine "Reaktion auf das Unvermeidliche"

Wer aber Borussia Dortmund als Vorruhestand empfindet, siehe Mats Hummels, siehe Marco Reus, bringt das notwendige Arbeitspensum nur dann auf, wenn Öffentlichkeit und Vereinsführung zum Rundumschlag ausholen. Vom 6:0 gegen Gladbach darf man sich deshalb nicht täuschen lassen: Das war wieder so eine Reaktion auf das Unvermeidliche.

Es müsste exakt anders sein: Dass die Spieler so viel Hunger auf Titel spüren, dass ihnen kein Gegner zu klein erscheint, kein Match zu unwichtig und kein Sprint zu unbedeutend, um nicht doch Sieg um Sieg einzufahren. Nie zufrieden sein, immer zulegen: Mit dieser Mentalität sind Siegertypen ausgestattet. Den Beweis müssen die Dortmunder noch erbringen.

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