In Wermelskirchen wird die Balkantrasse geräumt, in Leverkusen nicht. Was macht Burscheid? Ebenfalls nichts, und dabei dürfte es auch bleiben.

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"Sie haben das leider ein bisschen tot gerechnet", bilanzierte am Donnerstagabend Sabine Krämer-Kox. Die Vorsitzende des ADFC für Burscheid und Wermelskirchen hatte sich dafür starkgemacht, dass die Stadt sich künftig am östlichen Nachbarn orientiert, nicht am westlichen.

Winterdienst ist Sache der Technischen Werke. Und dort war man der Ansicht, dass es nicht reicht, die sieben Kilometer Balkantrasse zu räumen – auch die Zufahrten müsse man dann machen, davon gibt es 22. So steigt allerdings der Aufwand beträchtlich. So sehr, dass die TWB das nicht mehr leisten könnten, ist das Ergebnis der Betrachtung. Für die Räumung von Trasse und Zufahrten brauche man rund 14 Stunden, wenn man mehrmals auf den Weg muss. Nur der eigentliche Radweg sei in vier Stunden zu machen, heißt es in der Stellungnahme der Technischen Werke. In Geld seien das rund 767 Euro je Einsatz.

Die Kosten können beträchtlich sein

In einem harten Winter kann das teuer werden: 2021 mussten die TWB-Leute an 66 Tagen zum Winterdienst ausrücken, ein Jahr davor allerdings nur an 30 Tagen. Bei einem Durchschnittswert von 47 Tagen ergäbe das mehr als 36.000 Euro. Zum Vergleich: Ihren gesamten Winterdienst kalkulieren die Technischen Betriebe derzeit mit 70.000 Euro im Jahr. Ein Teil der zusätzlichen Kosten könnte indes auf die Anrainer abgewälzt werden – laut Gesetz ist es gleichgültig, wie ein Grundstück erschlossen wird, es muss keine Straße sein.

Mindestens ebenso wichtig wie die Kosten ist dem kaufmännischen TWB-Chef Christian Meuthen allerdings die praktische Seite. Der Baubetriebshof sei personell gerade so ausgestattet, dass bei Eis und Schnee die Hauptstraßen, Gefällestrecken und stark genutzte Bereiche zügig geräumt werden können. Eine aufwändige Sache wie die Balkantrasse nebst Erschließungswegen könne aber nicht die höchste Priorität haben: Dazu sei die Frequenz auf der Trasse dann doch nicht hoch genug, auch wenn die ADFC-Vorsitzende durchaus beachtliche Zahlen nennt: Im Januar 2022 wurden an der Zählstelle am ehemaligen Bahnhof in Hilgen 4285, im Februar gut 5000, im November knapp 7200 und im Dezember 2022 immerhin noch gut zweieinhalbtausend Radler ermittelt.

Im Berufsverkehr nicht zu machen

Für die Technischen Betriebe ist dennoch der Autoverkehr das Maß der Dinge, und deshalb sieht Meuthen einen Winterdienst auf der Balkantrasse erst, nachdem die Straßen geräumt sind. Das sei aber erst zwischen 9 und 10 Uhr, "also deutlich nach dem morgendlichen Berufsverkehr". Zu diesem gehören indes auch Radler. Sabine Krämer-Kox verweist auf viele Leute, "die aus den Außenlagen schnell und unkompliziert ins Zentrum gelangen möchten". Also aus Hilgen, Dünweg, Dierath, Kuckenberg, Rötzinghofen, Füllsichel und Eulenflug. Sie profitierten besonders "von der kurzen und bequemen Anbindung mit dem Fahrrad an die Innenstadt". Das gelte auch für viele Fußgänger.

Burscheids Beigeordneter Marc Baack sicherte am Donnerstagabend zu, auch einen abgespeckten Winterdienst noch einmal rechnen zu lassen. Ziel der TWB-Kalkulation sei nicht gewesen, "dass wir das besonders teuer machen wollen".

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Die CDU-Fraktion im Betriebsausschuss ist aber skeptisch. Stefan Bublies ist der gleichen Auffassung wie TWB-Chef Meuthen: Wenn man die Erschießungswege der Balkantrasse nicht räumt, ergibt der Winterdienst keinen Sinn. Volker Höttgen vom Bündnis für Burscheid ging noch etwas weiter: Er findet, dass ohne Räumung in Opladen die Anstrengungen auf der Burscheider Passage nichts bringen. Entsprechend wurde auch abgestimmt: Nur die SPD enthielt sich – damit bleibt eine von Schnee und Eis befreite Balkantrasse vorerst nur ein Wunsch.   © Kölner Stadt-Anzeiger

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