Herbstlaub liegt auf der Freitreppe zum Hauseingang. Das Glas in den hölzernen Eingangstüren ist mit Sperrholzplatten gegen Vandalismus abgesichert.

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Moos bedeckt die Betonmauern, die die Treppe rechts und links begrenzen. Die alte Landwirtschaftsschule an der Düsseldorfer Straße steht seit langem leer, seit acht Jahren, um genau zu sein. Seit die Mitarbeitenden des Chemischen Untersuchungsamtes der Stadt ausgezogen sind, die das Gebäude von 1987 bis 2016 genutzt hatten.

Ein neues Nutzungskonzept gibt es zwar. 2021 beschloss der Stadtrat, das historische Gebäude zum Teil eines historischen Mittelpunkts der Stadt zu machen – gemeinsam mit der Villa Römer, dem früheren Landratsamt und dem Friedenberger Hof. Vergangenes Jahr setzte der Stadtrat in puncto Lokalhistorie noch eins drauf und votierte mehrheitlich für die Entwicklung eines Konzeptes für ein "Institut für Stadtkultur und Stadtgeschichte".

Doch dabei blieb es bis heute. Das rief zunächst die CDU in Opladen und jüngst auch die FDP im Stadtteil auf den Plan. Der Opladener CDU-Chef Matthias Itzwerth wollte im Oktober von der Stadtverwaltung wissen, ob der Verzicht der Stadt auf ein noch neu zu bauendes Verwaltungsgebäude nördlich des Busbahnhofs in der Neuen Bahnstadt-West eine Rolle spielt für die künftige Nutzung der Alten Landwirtschaftsschule. Und der Liberale Friedrich Busch bringt das direkt gegenüber der Einmündung der Haus-Vorster-Straße gelegene Gebäude in einer Mitteilung ebenfalls wieder als Verwaltungsstandort ins Spiel.

Das hatte freilich die Stadtverwaltung bereits nach dem Auszug der Chemiker verworfen. Bereits damals, nach 2016, waren die Kosten für eine Sanierung des 1920 errichteten Gebäudes auf 3,3 Millionen Euro geschätzt worden. Denn die gesamte Haustechnik, Elektrik, sanitäre Anlagen, Heizung, müsste erneuert, ein Aufzug eingebaut, das Dach neu gedämmt und asbesthaltige Innentüren ausgetauscht werden. Und das alles denkmalgerecht und für maximal 50 Arbeitsplätze an diesem Standort. Unwirtschaftlich, befand die Fachverwaltung damals.

Und an dieser Einschätzung dürfte sich, auch angesichts der in den vergangenen Jahren kräftig gestiegenen Preise für Gebäudesanierungen, wohl kaum etwas geändert haben. Deshalb vermutlich verweist die Verwaltung in ihrer Antwort auf Itzwerths Anfrage lediglich auf die Beschlusslage zu dem Gebäude und geht mit keinem Wort auf mögliche andere Überlegungen ein. Wie hoch die Kosten für die Sanierung aktuell geschätzt werden, teilte die Stadtverwaltung auch auf Anfrage des "Leverkusener Anzeiger" nicht mit.

Sie macht auf Nachfragen aber deutlich, dass sich die nach Bekanntwerden der katastrophalen Haushaltslage der Stadt gegründete Task Force zur Erstellung eines Haushaltssicherungskonzeptes mit den Ratsbeschlüssen aus den Jahren 2021 und 2023 befassen wird. Erst danach entscheide der Stadtrat, ob die Pläne für einen historischen Stadtmittelpunkt in Opladen und für ein Institut für Stadtkultur weitergeführt würden. Da beide Beschlüsse freiwillige finanzielle Leistungen der Stadt beinhalten, muss man angesichts des 285 Millionen Euro großen Lochs in der Stadtkasse mit Blick auf eine mögliche neue Nutzung des alten Schulgebäudes kein Hellseher sein. Es wird sie auf absehbare Zeit aller Wahrscheinlichkeit nach nicht geben.

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Das leerstehende Gebäude werde in der kalten Jahreszeit beheizt, um es frostsicher zu machen und regelmäßig begangen. Kleinere Schäden lässt die Stadt reparieren, betont aber, sie investiere kein Geld in die alte Schule. So wird sich auf absehbare Zeit offenbar nichts ändern an dem "beschämenden Zustand", wie FDP-Mann Busch formuliert. Denn, das immerhin macht die Stadtverwaltung auch klar: Überlegungen für einen Verkauf gibt es nicht.   © Kölner Stadt-Anzeiger

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