Frankfurter Gesichter: Die Frankfurterin Laura Wittek ist Influencerin. Hinter ihrer coolen Fassade steckt ein hart arbeitender, einfühlsamer Mensch.
Wenn Laura Wittek etwas will, dann arbeitet sie so lange dafür, bis sie es bekommt. Mit 15 war sie bei einer Modelagentur unter Vertrag, bewarb sich bei einer Model-Castingshow. Sie kam zwar nicht über die Bewerbungsphase hinaus, doch aufgeben kam für die disziplinierte Frau nicht infrage.
So versuchte sie es ein Jahr später noch einmal – und kam unter die Top 25. "Ich sehe Dinge gern schnell zu verbissen", sagt Wittek. Sie machte sich in ihrer Modelzeit enorm Druck, entwickelte eine Essstörung. Dank einer Freundin fand sie den Weg wieder zurück zu einer gesunden Ernährung, kehrte der Modelwelt den Rücken und machte eine Ausbildung.
Und so wie damals lässt die Influencerin auch heute nicht locker, wenn ihr etwas wichtig ist. Ihr Instagram-Account, dem 315.000 Menschen folgen, ist sorgfältig kuratiert, die einzelnen Fotos sind farblich so aufeinander abgestimmt, dass sie ein stimmiges Gesamtwerk bilden. Die Bildsprache ist cool und unnahbar. Doch hinter dieser Fassade steckt mehr.
Reichweite nutzen, um auf Projekte aufmerksam zu machen
Zwar geht es auf ihrem Profil hauptsächlich um Mode. Aber manchmal auch um etwas viel Persönlicheres: Viele Menschen hätten Berührungsängste im Kontakt mit Behinderten, sagt Wittek, deren älterer Bruder das Downsyndrom hat. Gemeinsam mit ihrem "kleinen großen Bruder", wie sie ihn nennt, hat sie deshalb bei dem Projekt "Lass mal wir sein" mitgemacht.
Der Verein dahinter will dabei helfen, Menschen mit Downsyndrom einen sichtbareren Platz in der Gesellschaft zu geben. Ihre Reichweite nutzt sie, um darauf aufmerksam zu machen. "Ich bin nicht die Persönlichste auf Instagram, aber das Thema liegt mir schon sehr am Herzen", sagt Wittek.
Aber sie wägt ab, wann sie die Zeit mit ihrem Bruder für gemeinsame Postings verwendet oder lieber ohne Handy etwas mit ihm unternimmt. Berufliches und Privates versucht sie zu trennen. Denn Wittek ist viel unterwegs. Ist sie bei ihrer Familie, bleibt das Handy meistens in der Tasche. Das genieße sie sehr, sie sei ein Familienmensch. "Das ist so eine qualitativ hochwertige Zeit", sagt sie. "Und wenn ich dann doch einmal in Social Media abgedriftet bin, dann hat mich das in keiner Weise weitergebracht, als wenn ich den Moment genossen hätte."
Die Verantwortung liege allein bei ihr
Dass sie sich diese Zeit auch nehmen kann, liegt daran, dass sie seit zwei Jahren selbständig arbeitet. Für diese Freiheit ist sie dankbar. Auch wenn Wittek sagt, dass sie ihren Job nicht als anstrengend "betiteln" wolle, arbeitet sie hart für ihren Traum, ihr eigener Chef zu sein.
Die gelernte Handelsfachwirtin kümmert sich selbst um Rechnungen, Bearbeiten des Contents und Verhandlungen mit Kunden. Zusätzliche Einnahmen gewinnt sie durch Aufträge von einem Non-Exclusive-Management. Aber die Verantwortung liege allein bei ihr.
Mehr als sechs Jahre hat sie gebraucht, um sich auf Instagram einen Namen zu machen und Reichweite zu generieren. Mehr als einmal wollte sie aufgeben und die Social-Media-App von ihrem Handy löschen. Meist dann, wenn sie das Gefühl hatte, nicht weiterzukommen und auf der Stelle zu treten. Also begann sie einen neuen Job – "und dann hat es richtig angezogen", sagt sie. " Weil ich entspannter war."
Entspannen kann sie auch in Frankfurt, wo sich die Bloggerin meistens in Cafés aufhält. Sie liebt den "Vibe" der Stadt, besonders Sachsenhausen und Bornheim. Denn diese Stadtteile seien "gemütlich, aber trotzdem noch Stadt". Dort könne sie entschleunigen. Das spiele eine große Rolle für sie. "Mein Leben lehrt mich immer wieder, etwas nicht zu verbissen zu sehen", sagt sie. "Wenn man es einfach ein bisschen entspannter sieht, dann fügt sich das schon, wenn es für dich gedacht ist. Alles hat einen Grund, warum etwas passiert." © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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