Frankfurter Stadtplanung: Weil Gewerbeflächen gefährdet sind, stoßen die Baupläne der Stadt Frankfurt am Gutleuthafen auf Widerstand der Wirtschaft. Der Städtebaubeirat hingegen sieht Potential für ein Quartier mit Vorbildcharakter.
Besonders freundlich klingt es nicht, wie der Städtebaubeirat das Gebiet westlich des großen Heizkraftwerks an der Gutleutstraße beschreibt: Das Quartier befinde sich trotz der Nähe zum Hauptbahnhof in einer isolierten Lage, sei von "Kümmernutzung", Brachen und Leerstand geprägt. Das Expertengremium, das den Magistrat berät, hält den heutigen Zustand für nicht zukunftsfähig. Doch das Entwicklungspotential sei groß.
Deshalb begrüßt der Beirat die Pläne der Stadt, auf einer Teilfläche des Gutleuthafens und umliegenden Grundstücken ein gemischtes Wohn- und Gewerbegebiet zu entwickeln. Es gebe dort "exzellente Möglichkeiten", attraktive Arbeitsplätze und günstige Wohnungen zu schaffen sowie besondere Kultur- und Bildungseinrichtungen anzusiedeln.
Da die heutigen Hafenflächen der Stadt gehören, gebe es eine besondere Chance für eine "gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung". Die Grundstücke sollen nach den Vorstellungen des Städtebaubeirats in einem Konzeptverfahren bevorzugt an Genossenschaften vergeben werden. Diese garantierten eine "langfristige soziale Stabilität mit moderaten Preisen".
Profilierung durch Städtische Bühnen
Das Grundstück an der Gutleutstraße, das für ein Übergangsquartier der Städtischen Bühnen vorgesehen ist, sollte nach Ansicht des Beirats dauerhaft kulturell genutzt werden. Diese Profilierung wäre "für die städtebauliche Entwicklung von großem Vorteil".
Das Mainova-Gelände könnte in einen "Energiewende-Campus" umgewandelt werden. Beim Briefverteilzentrum ganz im Westen des Gebiets halten die Experten eine Aufstockung für möglich. Andere gewerblich genutzte Hallen könnten künftig kulturellen und sportlichen Zwecken dienen. Am Main stellen sich die Architekten und Stadtplaner eine durchgängige Grünverbindung vor.
Die auf der Gutleutstraße geplante Straßenbahnstrecke sollte nach Ansicht des Beirats perspektivisch bis zum Bahnhof Griesheim verlängert werden. An der Abfahrt der Autobahn 5 könnte ein Park-and-Ride-Platz entstehen. Für den Fuß- und Radverkehr schlägt das Gremium unter anderem eine zusätzliche Brücke über das Gleisvorfeld des Hauptbahnhofs bis zur Kleyerstraße im Gallus vor.
Um die Entwicklung zu beschleunigen, empfehlen die Experten, die Projektorganisation nicht allein der Stadt zu überlassen, sondern externe Hilfe hinzuzuziehen. Außerdem sollten vereinfachte Baustandards und moderne digitale Verfahren ausprobiert werden. Der Städtebaubeirat sieht die Chance, dass im Gutleutviertel ein Modellprojekt entsteht, und stellt das Vorhaben bereits in eine Reihe mit den vor 100 Jahren unter Ernst May entstandenen Siedlungen. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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