"krumm und schepp": Backwaren, Obst und Gemüse, Suppe – was da ist, gibt es kostenlos. Wie viel ein Getränk ihnen wert ist, entscheiden die Gäste selbst.

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Mit dem "krumm und schepp" wird in der Mainzer Neustadt das erste Foodsharing-Café im Rhein-Main-Gebiet eröffnet.

Das Croissant ist kostenlos, für den Kaffee zahlt die Kundin so viel, wie sie möchte. Eine Kunde nimmt sich eine Packung Feldsalat aus dem Regal hinten links im Café und geht wieder. Und am nächsten Morgen ist eine Schulklasse zu Besuch, um über Lebensmittelmittelverschwendung zu sprechen.

Noch hat es nicht eröffnet, aber so könnte es in Zukunft hier laufen: Mit dem "krumm und schepp" wird in der Mainzer Neustadt das erste Foodsharing-Café im Rhein-Main-Gebiet eröffnen.

Hinter dem Café steht der gleichnamige Verein, "krumm & schepp" bezieht die Lebensmittel über Foodsharing. Restaurants, Supermärkte oder auch Kantinen können sich dabei online registrieren und noch genießbare Lebensmittel, die am Ende des Tages übrig bleiben, unentgeltlich zur Verfügung stellen.

Café-Betrieb und Bildungsangebote

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes war der Handel im Jahr 2021 für 800.000 Tonnen Lebensmittelabfälle verantwortlich, die Außer-Haus-Verpflegung für 1,9 Millionen und private Haushalte für 6,6 Millionen Tonnen.

Bislang haben in Mainz Privatpersonen über die Foodsharing-Plattform die Lebensmittel abgeholt, mit dem "krumm & schepp" gibt es künftig einen weiteren Abnehmer. "Mit dem Café schaffen wir einen Ort, an dem Foodsharing gelebt wird", sagt Floriane Rebmann, die sich im Vorstand des Vereins engagiert. Das Café solle ein Ort werden, der verbindet.

"Wir versuchen auch ein Bewusstsein für unseren Konsum zu schaffen", sagt Rebmann. Die Preise für Kaffee, Tee, Limo – alles fair und bio – legen die Kunden selbst fest. "Vielleicht ist das erst überfordernd", sagt Alexander Mroß, ebenfalls Vorstandsmitglied, "aber es regt zum Nachdenken an."

Rund 35 Personen sollen im "krumm & schepp" Platz finden. Fläche genug für die Bildungsangebote, die der Verein über den Café-Betrieb hinaus plant. Bislang bietet "krumm & schepp" Workshops für Schulklassen in Schulen an, in Zukunft solle das Café der "Bildungsort" sein, sagt Mroß. Neben dem "Fairteilerschrank", aus dem sich Besucher selbst bedienen können, gibt es eine Bühne für Kulturveranstaltungen.

"Ich möchte den Planeten besser hinterlassen, als ich ihn vorgefunden habe"

In Mainz ist Foodsharing seit dem Jahr 2013 aktiv, auch Mroß engagiert sich dort. Online hören er und Katrin Marx – ebenfalls im Vorstand – damals unabhängig voneinander einen Vortrag über die "Raupe Immersatt", das erste Foodsharing-Café in Stuttgart. Sie schließen sich im Herbst 2021 mit weiteren Interessierten zusammen und gründen den gemeinnützigen Verein.

2023 ruft der Verein zum Crowdfunding auf, mit weiteren Spenden kommen den Angaben zufolge 27.905 Euro zusammen. "krumm & schepp" zählt mittlerweile 16 Ehrenamtliche, für das Café wird der Verein Personal einstellen. Über das Finanzielle sagt Mroß: "Wir sind uns so sicher, wie man vor einer Eröffnung sein kann."

Mroß ist Data-Scientist. Er arbeitet vier Tage die Woche, 32 Stunden, sodass ihm Zeit für sein Ehrenamt bleibt. Im Urlaub hat er die Bühne gebaut. "Ich möchte den Planeten besser hinterlassen, als ich ihn vorgefunden habe", erläutert er, warum er das alles macht.

Eröffnung am 1. Dezember

Nachdem er zum Foodsharing gekommen sei und ganze Partys mit belegten Brötchen versorgt habe, sei ihm die Dimension bewusst geworden, was alles weggeschmissen werde. Rebmann ist seit Anfang des Jahres ehrenamtlich bei "krumm & schepp" dabei. "Ich wollte neben dem Job etwas für mich, aber auch etwas im Lokalen tun."

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Das braune Packpapier ist aus den Fenstern des Cafés am Karoline-Stern-Platz gewichen. Ein Blick ins Innere zeigt: Die gespendeten Holzstühle sind fertig abgeschliffen, mit bunten Polstern neu bezogen und um Tische herum in Sitzgruppen angeordnet.

Eine Lichterkette zieht sich durch den Thekenraum. Noch ist er leer, doch an diesem Sonntag, 1. Dezember, öffnet das "krumm & schepp" dann seine Türen.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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