- Ex-Präsident Donald Trump und seine Weggefährten dämonisieren seit Jahren Parlamentssprecherin Nancy Pelosi.
- Nun bricht ein Mann in ihr Haus ein.
- Ihr Ehemann wird verletzt.
Wenige Tage vor den Halbzeit-Wahlen in den USA ist der Ehemann der demokratischen Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi im Haus des Paars angegriffen und schwer verletzt worden. Mitten im aggressiv geführten Wahlkampf brach ein Mann in San Francisco nachts in das Haus der Pelosis ein und verlangte, die Vorsitzende des Repräsentantenhauses zu sehen. Die 82-Jährige war aber nicht zuhause. Daraufhin schlug der Mann mit einem Hammer auf ihren gleichaltrigen Ehemann Paul Pelosi ein. Die Attacke verstärkte in den USA die Angst vor politisch motivierter Gewalt.
Bei dem Angreifer handelt es sich um einen 42-jährigen Mann. Medienberichten zufolge rief er bei dem Überfall: "Wo ist Nancy?" Er soll geplant haben, Paul Pelosi zu fesseln und auf die Rückkehr seiner Frau zu warten. Nancy Pelosi war jedoch in Washington. Nach Polizeiangaben gelang es ihrem Mann noch, den Notruf zu wählen. Er habe dann zwar nicht mehr selbst über den Angriff berichten können - die Mitarbeiterin der Notruf-Hotline habe die Lage aber erkannt und sofort Polizei losgeschickt.
Pelosis Mann attackiert: Täter interessierte sich wohl für Verschwörungstheorien
Die Polizei selbst machte zunächst keine Angaben zum mutmaßlichen Motiv des 42-Jährigen. US-Medien berichteten jedoch über Online-Profile des Angreifers. Demnach interessierte er sich im Internet für Verschwörungstheorien, Falschinformationen über die angebliche Gefahr von Corona-Impfstoffen sowie
Mit den Worten "Wo ist Nancy?" hatten Trump-Fans auch bei der Erstürmung des US-Kapitols am 6. Januar 2021 nach Pelosi gesucht. Ihr Büro wurde verwüstet. Die Parlamentsvorsitzende versuchte unterdessen von einem sicheren Ort aus, den Schutz des Gebäudes zu organisieren.
Auch Biden betonte bei einem Wahlkampfauftritt in Philadelphia, dass die Angreifer im Kapitol "Wo bist Du, Nancy?" riefen. Er machte die Republikaner für die Verrohung des politischen Klimas verantwortlich. "Was lässt uns denken, dass eine Partei über gestohlene Wahlen reden kann und dass Covid eine Lüge ist - und dass das keinen Einfluss auf Leute haben wird, die vielleicht nicht so ausgewogen sind. Es gibt zuviel politische Gewalt, zu viel Hass."
Drohungen gegen Politiker nehmen in den USA zu
Drohungen gegen Politiker und auch ihre Familienmitglieder nehmen in den USA schon seit einiger Zeit zu. Neben Demokraten sind oft auch Republikaner betroffen, die nicht der Trump-Linie folgen. Die republikanische Senatorin Susan Collins, die ebenfalls Morddrohungen bekam, sagte jüngst der "New York Times", es würde sie nicht wundern, wenn ein Mitglied des Senats oder Repräsentantenhauses getötet würde.
In den vergangenen Monaten wurden Personen mit Waffen in der Nähe der Wohnhäuser der demokratischen Abgeordneten Pramila Jayapal und eines Richters am Obersten Gericht, Brett Kavanaugh, entdeckt. 2017 schoss ein Mann auf ein Softball-Training von Kongress-Abgeordneten und verletzte den einflussreichen Republikaner Steve Scalise.
Im aktuellen Wahlkampf für die Kongresswahlen am 8. November greifen radikale Republikaner die Gegenkandidaten in Werbespots gezielt wegen angeblicher Nähe zu Pelosi an. Damit sehen Fernsehzuschauer täglich Clips, in denen Pelosi dämonisiert wird. 2021 war das Haus des Paares bereits mit Graffiti beschmiert worden. Unbekannte platzierten einen Schweinekopf auf den Gehweg.
Führende Republikaner verurteilten Attacken - Trump schwieg
Am Freitag verurteilten als prominente Republikaner Trumps Vizepräsident Mike Pence und der Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, die Attacke. Der Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, soll privat Kontakt zu Pelosi aufgenommen haben, äußerte sich aber nicht öffentlich. Trump ging bei seiner Twitter-Kopie Truth Social nicht auf die Attacke ein.
Der republikanische Gouverneur des Bundesstaates Virginia, Glenn Youngkin, sagte nach dem Angriff über Pelosi bei einem Wahlkampfauftritt: "Es gibt nirgendwo Platz für Gewalt - aber wir werden sie zurückschicken, damit sie mit ihm in Kalifornien sein kann." Den Republikanern werden gute Chancen beigemessen, bei der Wahl die Mehrheit im Repräsentantenhaus zurückzuerobern. Pelosi dürfte dann in Ruhestand gehen. (mt/dpa)