- Tag 300 des russischen Kriegs gegen die Ukraine:
- Der ukrainische Präsident Selenskyj will offenbar in die USA reisen.
- Zuvor hatte er die Frontstadt Bachmut besucht.
Der ukrainische
Der geplante Besuch sieht den Angaben zufolge eine Ansprache an den Kongress und ein Treffen mit US-Präsident Joe Biden vor.
Es wäre die erste bekannte Auslandsreise Selenskyjs seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen sein Land. Voraussetzung für deren Antritt ist, dass die Sicherheitsbedingungen die Reise in die US-Hauptstadt zulassen. Sie könne auch in letzter Minute aufgrund von Sicherheitsbedenken abgesagt werden, erklärten die AP-Informanten.
Im Kongress steht eine Abstimmung über ein umfassendes Budget für das laufende Haushaltsjahr an. Dieses beinhaltet auch 45 Milliarden Dollar Nothilfen für die Ukraine.
Besuch der Truppen in der Frontstadt Bachmut
Zuvor hatte der ukrainische Präsident Selenskyj am 300. Tag des russischen Kriegs gegen die Ukraine ein besonderes Zeichen gesetzt: Am Dienstag besuchte er überraschend die schwer umkämpfte Stadt Bachmut im Osten des Landes. Die Hauptstadt Kiew rang derweil weiter um eine Wiederherstellung der durch russische Drohnenangriffe schwer in Mitleidenschaft gezogenen Stromversorgung.
Zuletzt hatte der russische
Selenskyj bringt Orden und Geschenke an die Front
Erst am Montag hatte Selenskyj die ostukrainische Stadt Bachmut als "heißesten Punkt" entlang der mehr als 1300 Kilometer langen Front bezeichnet. Einen Tag später besuchte er den seit Monaten zwischen russischen und ukrainischen Truppen schwer umkämpften Ort selbst.
"Er hat die vordersten Positionen besucht, Kämpfer mit Orden und wertvollen Geschenken ausgezeichnet", teilte sein Sprecher Serhij Nykyforow dem Staatssender Freedom zufolge mit. Danach sei der 44-jährige Staatschef wieder aus der Kleinstadt im Donezker Gebiet abgereist.
Seit Kriegsbeginn am 24. Februar hat Selenskyj sein Land nicht verlassen. Für Auftritte auf der politischen Weltbühne - etwa beim G7-Gipfel im bayerischen Elmau - ließ er sich stets digital aus der Ukraine zuschalten. Ins Kampfgebiet reiste der ukrainische Präsident bereits mehrmals - ganz im Gegensatz zu Putin, der bislang kein einziges Mal an der Front gewesen ist.
Ausfälle bei Wasser, Strom und Heizung in Kiew
Trotz ständiger Reparaturen gab es in der ukrainischen Hauptstadt Kiew weiter starke Probleme mit der Stromversorgung. Zeitweise standen Teile des U-Bahnsystems still, wie Bürgermeister
Wegen der jüngsten russischen Drohnenangriffe konnte der Strombedarf der Dreimillionenstadt laut Klitschko zuletzt nur noch zu 50 Prozent gedeckt werden. Seit Oktober greift die russische Armee die ukrainische Energieversorgung gezielt mit Raketen und Drohnen an.
London: Putin will Verantwortung für Krieg abwälzen
Nach Einschätzung britischer Geheimdienst-Experten versucht Putin, die Verantwortung für die verlustreiche Invasion in die Ukraine von sich abzuwälzen. Dazu habe ein Besuch beim Hauptquartier der sogenannten militärischen Spezialoperation gedient, hieß es in der täglichen Veröffentlichung des britischen Verteidigungsministeriums auf Twitter. Bei dem von Kameras begleiteten Besuch sei es dem Kreml-Chef wohl auch darum gegangen, Gerüchte über eine Absetzung von Generalstabschef Waleri Gerassimow auszuräumen.
In einer Videoansprache in der Nacht zum Dienstag hatte Putin eingeräumt, die Lage in den Gebieten Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja sei schwierig. Das sind die von Moskau völkerrechtswidrig annektierten Teile der Ukraine. Putin forderte von den Sicherheitskräften seines Landes mehr Einsatz und sagte, eine ihrer wichtigsten Aufgaben sei der Schutz der Bürger der "neuen Regionen" Russlands. Russland hat große Teile dieser Gebiete gewaltsam erobert und besetzt und bemüht sich nun, sie gegen ukrainische Gegenangriffe zu verteidigen.
Ausreisewelle bei russischen IT-Spezialisten seit Kriegsbeginn
Rund 100 000 russische IT-Spezialisten haben nach Behördenangaben seit Kriegsbeginn ihre Heimat verlassen. Etwa jeder zehnte Mitarbeiter von IT-Unternehmen sei ausgereist und nicht zurückgekommen, sagte Digitalisierungsminister Maxut Schadajew in Moskau bei einer Anhörung vor dem Parlament. Allerdings seien 80 Prozent von ihnen weiterhin bei russischen Unternehmen beschäftigt.
Insgesamt haben Hunderttausende Russen das Land verlassen. Eine erste Welle erfolgte kurz nach Putins Kriegserklärung, die zweite, nachdem der Präsident eine Teilmobilmachung in Russland ausgerufen hatte. Regierung und Parlament in Moskau beraten nun ein Gesetz, das Ausgereisten verbieten soll, weiter für russische Unternehmen zu arbeiten. Auf diese Weise will man möglichen Kriegsdienstverweigerern die Basis für ihre Existenz im Ausland nehmen.
Die EU spart Gas - Moskau: Weiter Ölbestellungen aus Deutschland
Die Europäische Union hat ihr wegen des russischen Kriegs beschlossenes Gaseinsparziel übertroffen. Die Mitgliedsstaaten verbrauchten von August bis Ende November rund 20 Prozent weniger als durchschnittlich im gleichen Zeitraum der vergangenen fünf Jahre, wie aus Daten des Statistikamts Eurostat hervorgeht. Eine Einsparung von 15 Prozent war avisiert. In Deutschland wurden sogar 25 Prozent gespart, am stärksten sank der Verbrauch in Finnland (-52,7 Prozent).
Nach russischen Angaben haben Deutschland und Polen allerdings auch für die Zeit nach dem Jahreswechsel Öl aus Russland bestellt. Eine Bestätigung aus Berlin und Warschau gab es dafür nicht. Seit Anfang Dezember gilt in der EU wegen des russischen Kriegs ein Embargo auf russisches Öl, das auf dem Seeweg geliefert wird. Deutschland und Polen haben jedoch erklärt, freiwillig auch auf russisches Pipeline-Öl verzichten zu wollen. (mss/dpa) © dpa