- Die Gaslieferungen aus Russland sind bereits deutlich gesunken.
- Inzwischen schließt die Politik nicht aus, dass durch die wichtige Nord-Stream-Pipeline bald gar kein Gas mehr fließen könnte.
- Das hätte auch Auswirkungen auf die Preise.
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hält es für möglich, dass Russland die Lieferung von Gas nach Deutschland durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 vollständig einstellt. "Wir können es nicht ausschließen", sagte er am Freitag im ARD-"Morgenmagazin".
Darum habe die Bundesnetzagentur verschiedene Szenarien berechnet. "Die meisten Szenarien sind nicht schön und bedeuten entweder zu wenig Gas am Ende des Winters oder aber schon – ganz schwierige Situation – im Herbst oder Winter."
Verbraucherministerin
Habeck: Putin will mit Gas-Knappheit Unruhe in Deutschland und Europa schüren
Russland hat seine Gaslieferungen über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 bereits stark gedrosselt. Mit flauem Gefühl schauen Branche und Regierung auf die am 11. Juli beginnende Wartung der Gaspipeline Nord Stream 1. Der mehrtägige Prozess ist eigentlich jährliche Routine. Doch diesmal stellt sich die Frage, ob Russland den Gashahn nach zehn Tagen auch tatsächlich wieder aufdreht.
Habeck warf Russlands Präsident
Die Bundesregierung hatte am Donnerstag die zweite der drei Stufen ausgerufen, die Alarmstufe. Grund hierfür ist, dass Russland seine Gaslieferungen über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 deutlich vermindert hat. Ob und wann die nächste Stufe ausgerufen werden muss, ist unklar.
Gaspreise werden ziemlich sicher weiter steigen
Mit Sorge blicken Energieversorger und Politik jetzt auf die zehntägige Routinewartung von Nord Stream, die am 11. Juli beginnt. Auf die Frage, ob er befürchte, dass Russland danach gar kein Gas mehr liefern werde, sagte Habeck beim Sender RTL: "Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich befürchte es nicht."
In dem Falle wird befürchtet, dass die Gaspreise weiter steigen. Noch haben die Versorger kein "Preisanpassungsrecht". Aktiviert die Netzagentur einen bestimmten Mechanismus, könnten sie aber innerhalb einer Woche die höheren Preise an die Endverbraucher weiterreichen. Auch Preisgarantien, die etwa bei einjährigen Verträgen abgeschlossen werden, wären dann hinfällig. Mit dem Weiterreichen der Preise soll verhindert werden, dass Versorger zusammenbrechen.
Bundesnetzagentur-Chef Müller: "Jetzt kann man noch etwas tun"
Müller rief zum Energiesparen auf. "Jeder und jede in der Industrie und privat kann eben dazu beitragen – und ja, dazu gehört auch der Pulli, der Duschkopf, die Heizung ein bisschen runterstellen, all das hilft", sagte er. Man müsse jedenfalls damit rechnen, dass die Verbraucherpreise sich je nach Gebäudehülle verdoppeln bis verdreifachen könnten. Daher sollten die Bürger Geld zurücklegen und Richtung Herbst mit den Vermietern reden. "Jetzt kann man noch etwas tun."
Verbraucherministerin Lemke sagte der Deutschen Presse-Agentur, in allen Stufen des Gasnotfallplanes seien private Haushalte und soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser besonders geschützt. "Für die Bundesregierung ist es zentral, dass die Energieversorgung in Deutschland gesichert bleibt."
Steigende Energiekosten sorgen auch unter Mietern für Sorgenfalten. Der Präsident des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Wir fordern ein Kündigungsmoratorium, das sicherstellt, dass niemandem gekündigt werden darf, der wegen stark gestiegener Heizkosten seine Nebenkostenabrechnung nicht fristgerecht bezahlen kann." (hub/dpa)