Ungarns Regierungschef Viktor Orban hat dem schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson nach dessen Angaben versichert, den Nato-Beitritt Schwedens nicht verzögern zu wollen. Ungarn habe nicht die Absicht, ein Land auf dem Weg in die Nato aufzuhalten, erklärte Kristersson laut einem Bericht der schwedischen Nachrichtenagentur TT am späten Donnerstagabend. Das habe Orban ihm am Rande des EU-Gipfels in Brüssel gesagt. Eine Erklärung dafür, weshalb das ungarische Parlament die Beitrittsanträge aus Schweden und Finnland anscheinend getrennt behandeln wolle, habe Kristersson aber nicht bekommen.
Unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hatten sich die beiden nordischen Länder im Mai 2022 um eine Mitgliedschaft in dem westlichen Verteidigungsbündnis beworben. Den Beitritt müssen alle 30 Nato-Länder ratifizieren. Ungarn und die Türkei fehlen noch.
Ungarn will am kommenden Montag über den finnischen Beitritt abstimmen, hat aber noch kein Datum für die Ratifizierung des schwedischen Antrags genannt. "Ich finde natürlich nicht, dass es einen Grund gibt, Schweden von Finnland zu trennen", sagte Kristersson. Er habe bei dem Treffen in Brüssel keine neuen Informationen darüber bekommen, wann Ungarn über Schweden abstimmen wolle.
Die Türkei blockiert Schwedens Nato-Beitritt seit langem, weil das Land aus Sicht Ankaras nicht hart genug gegen Terrororganisationen vorgeht. Den finnischen Antrag will die Türkei dagegen zeitnah absegnen. Deshalb könnte es sein, dass Finnland der Nato vor Schweden beitritt - obwohl die nordischen Länder zuvor immer unterstrichen hatten, den Weg in die Nato gemeinsam gehen zu wollen. © dpa