- Jens Spahn dachte nach eigener Aussage "Wow", als er vor einem Jahr die Kanzler-Rede zur "Zeitenwende" hörte.
- Mittlerweile sehen er und andere CDU-Politiker eine Kluft zwischen Ankündigungen und Ergebnissen.
- SPD-Vorsitzende Saskia Esken weist diese Vorwürfe zurück und sagt, dass vor allem in der Verteidigungspolitik ein Teil "abseits der Öffentlichkeit" geschehen müsse.
Ein Jahr nach der "Zeitenwende"-Rede von Bundeskanzler
Scholz hatte wenige Tage nach der russischen Invasion in die Ukraine einen Richtungswechsel in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik und ein 100 Milliarden Euro schweres Sondervermögen zur Modernisierung der Bundeswehr angekündigt.
Spahn: "Der Kanzler bricht seine Versprechen"
"Die Bundeswehr hat ungeheure Defizite und die Zeitenwende hat bei ihr bislang noch gar nicht begonnen", sagte Kiesewetter. "Die Truppe hat ein Jahr verloren und ist nun blanker als Anfang 2022." Kiesewetter bezieht sich damit auf einen Social-Media-Post von Heeresinspekteur Alfons Mais, der am Tag des Kriegsbeginns geschrieben hatte: "Die Bundeswehr, das Heer, das ich führen darf, steht mehr oder weniger blank da."
Unionsfraktionsvize
Laut Kiesewetter ging Scholz bei seiner Rede davon aus, dass russische Truppen die Ukraine innerhalb weniger Tage erobern könnten und "dann an der polnischen Grenze stehen". Doch es sei anders gekommen. "Als man merkte, dass die Ukraine sich erfolgreich zu Wehr setzte, erlahmte dieser Schwung sofort."
Esken: "Deutschland wird verteidigungspolitisch reifen"
Die SPD-Vorsitzende
Aus dem Sondervermögen wurden im Haushaltsjahr 2022 keine Mittel verwendet, allerdings sind laut Verteidigungsministerium inzwischen rund 30 Milliarden Euro verplant. Die Rüstungsindustrie beschwerte sich mehrfach über die schleppende Auftragsvergabe. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) kündigte am Sonntag in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin" an, dass die Rüstungsfirmen künftig Abschlagszahlungen für Aufträge erhalten sollen und nicht erst bei Lieferung bezahlt wird. "Das machen wir jetzt in Zukunft. Einfach auch, um zu dokumentieren, dass Geld abfließt", sagte Pistorius.
Er bekräftigte zudem seine Forderung nach einer Aufstockung des Verteidigungshaushaltes: "Klar ist nur, das muss man in aller Deutlichkeit noch mal unterstreichen, die 100 Milliarden Sondervermögen sind das eine, die werden noch drei Jahre brauchen, bis sie ausgegeben sind", sagte er. "Und danach wird es aber feststehen, dass wir mehr brauchen. Übrigens auch schon für den laufenden Betrieb." Der Etat des Verteidigungsministeriums müsse deutlich wachsen, "weil wir sonst die Aufgaben nicht wahrnehmen können, die es 30 Jahre lang nicht wahrzunehmen galt". (dpa/dh)

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