• US-Basketballerin Brittney Griner soll in Russland neun Jahre in Haft wegen angeblich 0,5 Gramm Cannabis-Öl.
  • Die Sportlerin könnte jedoch gegen einen in den USA festsitzenden russischen Waffenhändler ausgetauscht werden.
  • Währenddessen setzt Griners Team vor einem Spiel ein Zeichen der Solidarität.

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In der Affäre um die in Russland verhaftete US-Basketballerin Brittney Griner nennt der Kreml öffentliche Spekulationen über einen möglichen Gefangenenaustausch kontraproduktiv. "Wenn wir mit ihnen irgendwelche Nuancen diskutieren, die mit dem Thema Austausch zu tun haben, wird dieser Austausch niemals zustande kommen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. "Diesen Fehler haben die Amerikaner schon begangen", kritisierte er dabei die öffentlichen Forderungen aus Washington.

Zuvor hatte Russlands Außenminister Sergej Lawrow am Rande eines Ministertreffens des Verbands Südostasiatischer Nationen (ASEAN) einmal mehr Moskaus prinzipielle Bereitschaft zu einem Gefangenenaustausch an die Bedingung geknüpft, die diplomatischen Kanäle für solche Verhandlungen zu nutzen und nicht über die Presse zu gehen.

Neun Jahre Haft wegen 0,5 Gramm Haschisch-Öl

Die US-Basketballerin Griner wurde wegen Drogenbesitzes zu einer neunjährigen Haftstrafe in Russland verurteilt. Die Athletin war im Februar auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo mit einer kleinen Menge Haschisch verhaftet worden. Bei der Gepäckkontrolle fand die Polizei bei ihr sogenannte Vape-Kartuschen und Haschisch-Öl. Es soll sich um 0,5 Gramm gehandelt haben. Griner bekannte sich schuldig. Das Weiße Haus kritisierte die Verurteilung als "unrechtmäßig".

Zuvor hatten die USA unter Außenminister Antony Blinken einen Austausch von Gefangenen initiiert. Von amerikanischer Seite steht neben Griner auch der in Moskau wegen angeblicher Spionage zu 16 Jahren Haft verurteilte Paul Whelan zur Disposition. Russland möchte Medienberichten nach den in den USA festsitzenden Waffenhändler Viktor But zurück in die Heimat holen.

Blinken: Russland nutzt "Einzelpersonen als politische Schachfiguren"

Angeblich soll Moskau auch die Freilassung des "Tiergartenmörders" von Berlin fordern. Im August 2019 war ein Georgier in der Parkanlage Kleiner Tiergarten in Berlin erschossen worden. Das Kammergericht Berlin hatte gegen einen Russen lebenslange Haft verhängt. Nach Überzeugung der Richter handelte dieser im Auftrag staatlicher russischer Stellen. Russland weist solche Vorwürfe zurück.

US-Außenminister Antony Blinken, der ebenfalls in Phnom Penh ist, sagte am Freitag: "Wir haben, wie Sie wissen, einen substanziellen Vorschlag unterbreitet, auf den sich Russland mit uns einlassen sollte. Und Außenminister Lawrow hat heute Morgen öffentlich erklärt, dass sie bereit sind, über die von uns eingerichteten Kanäle genau das zu tun, und wir werden das weiterverfolgen." Blinken kritisierte zugleich, "dass die russische Regierung unrechtmäßige Inhaftierungen nutzt, um ihre eigene Agenda voranzutreiben und Einzelpersonen als politische Schachfiguren zu benutzen".

Griners Team zeigt sich solidarisch

Griners Team, Phoenix Mercury, hatte am Donnerstag seine Solidarität gezeigt. Arm in Arm standen die Basketballerinnen der Phoenix Mercury und Connecticut Sun bei gedimmten Hallenlicht am Mittelkreis. Für "42 Sekunden Stille für unsere Schwester" schwiegen beiden Teams vor Spielbeginn ihrer Partie in der nordamerikanischen Profiliga WNBA und gedachten ihrer in Russland inhaftierten Star-Centerin Brittney Griner. Die Stille wurde nur durch einzelne "Bringt sie nach Hause"-Rufe aus dem Publikum unterbrochen.

Wenige Stunden davor hatten die Spielerinnen der Phoenix Mercury beim Aufwärmen die Urteilsverkündung gegen ihre Teamkollegin verfolgt. "Niemand von uns wollte heute eigentlich spielen", erklärte Griners Mitspielerin Skylar Diggins-Smith. "Wie kann man das Spiel auch mit einem klaren Kopf angehen? Alle von uns haben vor dem Spiel geweint." Diamond DeShields beschrieb die Situation wie folgt: "Es ist, als ob man darauf warten würde, dass eine Bombe hochgeht. So fühlt es sich an, sie hinter Gittern zu sehen." Die Mercury verloren die Partie gegen die Sun mit 64:77. Doch Diggins-Smith und ihr Team wollen "weiterhin versuchen, ihren Geist am Leben zu halten."

Das versucht auch die Liga: So sind in den Spielhallen dieser WNBA-Saison die Initialen Griners "BG" und ihre Trikotnummer 42 auf dem Parkett verewigt. Nicht nur WNBA-Spielerinnen, auch NBA-Stars haben sich in den vergangenen Monaten immer wieder zu Griners Fall geäußert. So hatte kürzlich Superstar LeBron James der US-Regierung vorgeworfen, nicht mehr für Griner getan zu haben. "Wie kann sie jetzt das Gefühl haben, dass Amerika hinter ihr steht?", sagte James vor Wochen in einem Trailer für seine Talkshow. (sbi/dpa)