• In einem international mit Interesse verfolgten Prozess ist der ehemalige Anwalt Alex Murdaugh des Doppelmordes für schuldig befunden worden.
  • Die Geschworenen sahen es als erwiesen an, dass er seine Ehefrau und seinen Sohn erschossen hat.
  • Das vermutete Motiv für seine Tat ist so simpel wie grausam.

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Sein Fall sorgte weltweit für Schlagzeilen und diente als Stoff für True-Crime-Serien: Der Ex-Anwalt Alex Murdaugh ist in einem aufsehenerregenden Mordprozess in den USA zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Es sei einer der beunruhigendsten Fälle, die er je erlebt habe, sagte Richter Clifton Newman am Freitag im Gerichtssaal in Walterboro im US-Bundesstaat South Carolina.

Die Geschworenen brauchten für ihre Entscheidung keine drei Stunden. Sie folgten mit ihrem Schuldspruch den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft. Der einer prominenten Juristenfamilie angehörende Anwalt erschoss demnach seine 52-jährige Ehefrau Maggie und seinen 22-jährigen Sohn Paul am 7. Juni 2021 auf dem Jagd-Anwesen der Familie in South Carolina.

"Die Beweislage ist erdrückend", sagte Richter Clifton Newman. "Das heutige Urteil beweist, dass niemand - und wirklich niemand - über dem Gesetz steht", sagte Staatsanwalt Alan Wilson.

Murdaugh beteuert weiter seine Unschuld

Der 54 Jahre alte Angeklagte selbst zeigte beim Schuldspruch kaum eine Reaktion. Er wurde nach dem Urteil der Jury in Handschellen aus dem Gerichtssaal geführt. Der Anwalt hatte 2021 die Polizei alarmiert und erklärt, die Leichen gefunden zu haben. Später geriet er selbst in Verdacht - und wurde im Juli 2022 des Doppelmordes angeklagt. Der Prozess sorgte in den USA für gewaltiges Interesse, Fernsehsender übertrugen nahezu täglich aus dem Gerichtssaal.

Murdaugh beteuerte vor Gericht immer wieder seine Unschuld. Auch am Freitag sagte er zu Richter Clifton: "Ich bin unschuldig." Er hätte niemals seiner Ehefrau oder seinem Sohn etwas antun können.

Clifton sagte: "Sie können sich selbst davon überzeugen, aber offensichtlich sind Sie nicht in der Lage, jemand anderen davon zu überzeugen."

Wiederholt brach der 54-jährige ehemalige Rechtsanwalt im Zeugenstand in Tränen aus. Er gab zu, immer wieder gelogen zu haben, unter anderem darüber, dass er nur Minuten vor dem Tatzeitpunkt am Tatort gewesen sei. Auf einem Handyvideo, das sein Sohn Paul kurz vor den tödlichen Schüssen aufnahm, ist seine Stimme zu hören.

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Staatsanwaltschaft ist überzeugt: Murdaugh tötete, um Zeit zu gewinnen

Die Staatsanwaltschaft kam zu der Überzeugung, dass der Mann seine Frau und seinen Sohn tötete, um Sympathie zu bekommen. Er habe Zeit gewinnen wollen, um Finanzverbrechen zu vertuschen, die kurz vor der Aufdeckung gestanden hätten.

Murdaugh hatte vor der Tat Millionen von Dollar von seiner Anwaltskanzlei, von Mandanten und selbst von der Familie einer früheren Hausangestellten gestohlen, die nach dem Tod der Frau bei einem Sturz eine Versicherungssumme kassiert hatte. Er brauchte das Geld unter anderem, um seine Opioid-Abhängigkeit zu finanzieren.

Nach Darstellung der Anklage befürchtete Murdaugh im Sommer 2021, dass er bald auffliegen würde - und wollte das mit der Ermordung seiner Frau und seines Sohnes verhindern und sich Zeit erkaufen. Wenige Monate nach dem Doppelmord bezahlte er dann einen Mann, damit dieser ihn umbringt und sein anderer Sohn eine Lebensversicherung von zehn Millionen Dollar kassiert. Murdaugh wurde durch den Schuss aber nur verletzt und überlebte. Er räumte gegenüber Ermittlern ein, den Täter bezahlt zu haben.

Weitere Todesfälle im Umfeld der Familie aus den vergangenen Jahren wurden im Zuge der Ermittlungen wieder aufgerollt. Der Kriminalfall fesselt viele Menschen in den USA und ist Gegenstand diverser Podcasts und Doku-Serien.

Erst vor kurzem veröffentlichte der Streamingdienst Netflix eine viel gesehene Serie mit dem Titel "Die Murdaugh-Morde: Skandal in den Südstaaten". Darin geht es auch um einen anderen Fall: Der ermordete Sohn Paul war zwei Jahre vorher in einen Bootsunfall verwickelt gewesen, bei dem eine 19-Jährige ums Leben gekommen war. Paul Murdaugh wurde zur Last gelegt, das Boot in betrunkenem Zustand gesteuert zu haben. (dpa/AFP/ank)