• Seit Montag kämpfen Feuerwehrleute in Brandenburg und Sachsen gegen riesige Feuer. Ein Ende ist nicht in Sicht.
  • Nun hoffen die Einsatzkräfte auf Regen.
  • Ein Waldbrandexperte schließt nach den Feuern Felsstürze nicht aus.

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Dichter Qualm liegt über dem Elbtal. Hubschrauber können am Donnerstagmorgen im Nationalpark Sächsische Schweiz erst einmal nicht aufsteigen. Die Sicht ist zu schlecht. Dabei wird Hilfe aus der Luft dringend benötigt: Die Brände in Sachsen an der Grenze zu Tschechien breiten sich weiter aus.

Keine gute Nachricht für Einsatzkräfte, die schon seit Montag gegen die Flammen kämpfen. Nicht besser ist die Lage auf tschechischer Seite. Leichte Entspannung gibt es dagegen in Brandenburg. Doch die Gefahr ist auch hier längst noch nicht gebannt.

Hunderte Kräfte im Einsatz in der Sächsischen Schweiz: "Lage ist angespannt"

Aus Richtung Tschechien drehender Wind verschärft im Laufe des Tages die Lage im Nationalpark Sächsische Schweiz. Die Bekämpfung der Feuer sei am Nachmittag darauf gerichtet, ein weiteres Übergreifen von Flammen aus dem Nachbarland zu verhindern, teilt das Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit. "Die Einsatzkräfte geben dabei ihr Möglichstes, um die Feuer weiter einzudämmen." Der Wind sorgt zumindest dafür, dass die Löschhubschrauber abheben können.

Am Mittag sind rund 340 Einsatzkräfte vor Ort. Dutzende Kräfte von verschiedenen Hilfsorganisationen kümmern sich um die Logistik und Versorgung. "Die Lage ist angespannt", sagt der Sprecher des betroffenen Landkreises, Thomas Kunz. Es seien bisher aber keine Ortschaften oder einzelne Gebäude evakuiert worden, es bestehe derzeit auch keine Gefahr für die Bevölkerung. Laut Kunz gibt es aber entsprechende Konzepte, die rasch umgesetzt werden könnten.

Experte befürchtet Felsstürze und sieht Einsatz von Löschhubschraubern kritisch

Ein Waldbrandexperte warnt vor Felsstürzen nach den Feuern. "Ich fürchte, dass die Brände im Elbsandsteingebirge zu dramatischer Bodenerosion und Felsstürzen führen. Da ist ja kaum Humus, die Bäume stehen auf Fels", sagte Michael Müller, Professor für Waldbau und Waldschutz an der Technischen Universität Dresden, den Zeitungen der Mediengruppe Bayern am Donnerstag.

Der Experte plädierte dafür, Waldbrände nicht in allen Gebieten immer zu löschen. In einem deutschen Nationalpark bremse jedes Feuer die natürliche Entwicklung um Jahrzehnte aus. Anders sehe die Lage in den Kiefernwäldern etwa in Brandenburg aus. "Dort gibt es Flächen mit hoher Munitionsbelastung. Hier muss man sich entscheiden, ob man Brände löschen oder aufgeben und laufen lassen sollte."

Auch den Einsatz und die Anschaffung von Löschflugzeugen sieht Müller allenfalls als unterstützendes Instrument. "Man kann mit Löschflugzeugen keinen Waldbrand löschen. Wir werfen das Wasser vorwiegend auf Baumkronen und sprechen da von ein bis zwei Liter Wasser pro Quadratmeter." Mit Löschflugzeugen könne man aber einem starken Feuer kurzzeitig die Energie rauben. "Die Hitze und der Geräuschpegel des Feuers gehen dann schlagartig zurück. Dann können die Feuerwehren das entscheidende Bodenfeuer angreifen."

Brandenburg: Gefahr weiterer Waldbrände besteht

Auch in Brandenburgs Süden ist die Gefahr weiterer Waldbrände weiterhin sehr groß. Das Feuer sei südlich des Einsatzgebietes Kölsa-Rehfeld durch heiße Glutnester mit Temperaturen zwischen 40 und 180 Grad wieder aufgeflammt, teilt der Elbe-Elster-Kreis mit. Am Morgen heißt es, der Brand sei unter Kontrolle. Rund 300 Einsatzkräfte aus mehreren Landesteilen kämpften gegen die Flammen.

Ein Bundeswehrhubschrauber fliegt ununterbrochen von einer akuten Brandfläche zum nahen Kiebitzsee in Falkenberg, um mit einem bis zu 5.000 Liter fassenden Wassertank die Flammen zu löschen. Der See ist für Badegäste gesperrt. Am Boden unterstützt ein Pionierpanzer der Bundeswehr, um Wege für die Löschkräfte durch das unwegsame Gelände anzulegen und Schneisen zu schlagen, damit sich Flammen nicht mehr so schnell ausbreiten können. Ein zweiter Panzer soll Freitag kommen.

Im sächsischen Einsatzgebiet wird aus der Luft das ganze Ausmaß deutlich. Rauchschwaden ziehen kilometerlang in den Himmel. Immer wieder werfen andere Helikopter Wasser ab, um die Flammen in dem unwegsamen Gelände zu bekämpfen. Acht Löschhubschrauber, drei weitere Maschinen für Aufklärungsflüge sowie zwei Wasserwerfer der Landespolizei helfen. Tschechien lässt aus Stauanlagen mehr Wasser zum Löschen in den Fluss. Am Nachmittag stehen laut dem Landkreis etwa 250 Hektar Waldfläche in Flammen.

1.000 Hektar Fläche auf tschechischer Seite abgebrannt

Das Feuer war am Wochenende im Nationalpark Böhmische Schweiz in Tschechien ausgebrochen und hatte am Montag auf den Nationalpark Sächsische Schweiz übergegriffen. Auf tschechischer Seite sind laut Feuerwehr bereits rund 1.000 Hektar Fläche abgebrannt. "Wir halten uns auf unseren Positionen, wir mussten nirgends zurückweichen", sagt ein Feuerwehrsprecher der Agentur CTK zufolge. Fast 500 Feuerwehrleute sind bei einem der größten Waldbrände in der Geschichte des Landes im Einsatz, um die Flammen zu bekämpfen.

Die Situation im Süden Brandenburgs können die Einsatzkräfte der Region nach wie vor nicht allein bewältigen. Deshalb seien weiter Einsatzkräfte aus anderen Teilen des Bundeslandes angefordert worden, so der Verwaltungsstab. Auf welcher Fläche der Waldbrand noch aktiv ist, sollte im Laufe des Donnerstags vermessen werden. Der Waldbrand war am Montag ausgebrochen und hatte sich zunächst innerhalb kürzester Zeit auf rund 800 Hektar ausgebreitet.

In Bad Schandau in der Sächsischen Schweiz gilt seit Dienstag Katastrophenalarm. Touristen sollen das Gebiet meiden. Die Wälder im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge dürfen bis auf Weiteres nicht betreten werden. Für Sachsens Umweltminister sind die Waldbrände Folgen des Klimawandels. "Wir sehen eine ganz neue Realität, was Waldbrandgefahren anbelangt", sagt Wolfram Günther (Grüne) in Bad Schandau.

Einfluss des Klimawandels

Einen direkten Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und einzelnen Waldbränden nachzuweisen, ist laut Experten schwierig. Fest steht: Durch den Klimawandel gibt es mehr heiße Tage. Hitze allein löst zwar noch keine Waldbrände aus. Aber hohe Temperaturen, Trockenheit, geringe Luftfeuchtigkeit und Wind können das Risiko für Waldbrände steigern.

Innenminister Armin Schuster (CDU) lobt die Einsatzkräfte, die "über die Erschöpfungsgrenze hinaus" kämpften. Zugleich stellt er Hilfe in Aussicht: Der erste der drei bestellten Löschhubschrauber wird laut Schuster im kommenden Jahr in Sachsen bereitstehen. Schuster geht davon aus, dass es noch lange dauern wird, bis der Brand komplett gelöscht ist. "Ich fürchte auch, dass der für Samstag vorhergesagte Regen nicht ausreichen wird."

Niederschläge werden für Freitagabend erwartet. "Diese sind aber nicht flächenhaft. Es kommt zu örtlich begrenzten Schauern, die sich aber nicht exakt auf eine Region vorhersagen lassen", sagt Florian Engelmann vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Leipzig.

In Brandenburg könnte das Jahr 2022 mit aktuell fast 400 Bränden die verheerende Waldbrandsaison 2018 noch übertreffen, sollte kein ausreichender Niederschlag kommen. So schätzt das der stellvertretende Waldbrandschutzbeauftragte des Landes ein. "Wir haben mit Stand heute 100 Waldbrände mehr als 2018 um diese Zeit", sagt Philipp Haase am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Vor vier Jahren verbrannten im Dürresommer bei 512 Bränden etwa 1.680 Hektar Wald. Das entspricht einer Fläche von mehr als 2.350 Fußballfeldern. (hub/dpa)

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