• Zehntausende Menschen haben in Deutschland und anderen Staaten weltweit für mehr Ehrgeiz im Kampf gegen die Klimakrise demonstriert.
  • Schneller Kohleausstieg, keine neuen Autobahnen, mehr Geld für Bus und Bahn - das sind die Forderungen der Bewegung.
  • Aktivistin Luisa Neubauer nimmt vor allem eine Partei ins Visier.

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Große Protestmärsche der Klimabewegung Fridays for Future mit jeweils tausenden Teilnehmern gab es hierzulande heute unter anderem in Berlin, München, Hamburg, Köln und Frankfurt am Main. Geplant waren Aktionen an mehr als 250 Orten bundesweit. Auf Plakaten prangten Slogans wie "Klimaschutz statt Kohleschmutz", "Tempolimit Jetzt!" oder "Keine faulen Kompromisse".

Vielerorts war auch die Gewerkschaft Verdi mit dabei. Sie hatte zu Warnstreiks im Nahverkehr in mehreren Bundesländern aufgerufen - wo deswegen in vielen Regionen der ÖPNV lahmgelegt war. Insgesamt 60.000 Beschäftigte legten laut Verdi ihre Arbeit nieder.

Internationale Proteste

Auch international gab es Proteste der Klimaschutzbewegung. So gingen etwa viele Tausend Menschen in Neuseeland und in Österreich auf die Straße. Angekündigt waren Hunderte Demonstrationen und Kundgebungen auf allen Kontinenten, dieses mal unter dem Motto #tomorrowistoolate ("Morgen ist es zu spät").

In Hamburg versammelten sich laut Polizei rund 5500 Menschen. Annika Rittmann von Fridays for Future forderte in einer Rede eine drastische Verkehrswende. "Die Zahl der Autos auf den deutschen Straßen muss runter", sagte sie. Und bei der Bahn müssten Taktung und Pünktlichkeit erhöht und die Fahrpreise gesenkt werden.

Neubauer kritisiert FDP scharf

Die Aktivistin Luisa Neubauer nahm auf der Kundgebung in Berlin insbesondere die Bundesregierung und die Kohle-, Öl- und Gas-Konzerne ins Visier. "Sie haben gedacht, sie kommen mit grünen Worten und grünen Reden durch - ob Parteien, Kanzler oder Konzerne. Sie dachten, uns fällt nicht auf, wenn unter der Hand weitergemacht wird, als hätten wir drei weitere Planeten auf der Autobahnbaustelle rumliegen."

Besonders scharf kritisierte Neubauer die FDP. Es sei olympiareif, wie sich "diese unbeliebte Mini-Partei" erfolgreich weigere, "zu irgendeiner guten Idee einfach mal Ja zu sagen". Die FDP blockiere in der Bundesregierung nicht nur die Energiewende und die Bauwende, sondern nun auch das EU-weite Ende des Verbrennermotors.

Für Deutschland fordert Fridays for Future unter anderem einen Kohleausstieg bis 2030, 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung bis 2035 sowie das sofortige Ende der Subventionen für fossile Energieträger und einen Ausbaustopp für Autobahnen. Der aktuelle Streikaufruf beklagt, dass zurzeit in hohem Tempo Terminals zum Import von Flüssiggas hierzulande errichtet werden, während der Ausbau der erneuerbaren Energien immer noch stocke.

Forderung: Alle Öl- und Gasprojekte stoppen

Auf internationaler Ebene ist eine Kernforderung an die Politik, weltweit die Finanzierung aller Öl- und Gasprojekte zu stoppen, um die drohende Klimakatastrophe noch abzuwenden und das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Gemeint ist das 2015 bei der UN-Klimakonferenz in Paris vereinbarte Ziel, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.

Schon jetzt hat sich die Erde um etwa 1,1 Grad aufgeheizt, in Deutschland sind es sogar 1,6 Grad. Die fatalen Folgen sind, je nach Region, häufigere und heftigere Stürme, Dürren, Überflutungen und Hitzewellen. Im internationalen Streikaufruf heißt es dazu, jeder Dollar, der in die Finanzierung fossiler Energieträger wie Öl, Gas und Kohle fließe, sei "mit Blut befleckt".

Inspiriert wurden die Klima-Demos von der Schwedin Greta Thunberg, die sich im August 2018 als 15-Jährige erstmals zu einem "Schulstreik fürs Klima" vor das Parlament in Stockholm gesetzt hatte. (dpa/dh)

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