• Experte Klaus Stöhr meint, dass Masken den Menschen die Gelegenheit, "sich langfristig mit dem Coronavirus zu arrangieren."
  • Ein langandauernder Schutz für jede Person komme seiner Meinung nach erst durch die Infektion.
  • Den derzeitigen Anstieg der Corona-Fallzahlen in Deutschland sieht er gelassen - es käme auf die Entwicklung in den Krankenhäusern an.

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Den derzeitigen Anstieg der Corona-Fallzahlen in Deutschland sieht der Experte Klaus Stöhr gelassen. Im ZDF-"Morgenmagazin" sprach er am Donnerstag von "irrelevanten Meldeinzidenzen". Man müsse auf die Entwicklung in den Krankenhäusern achten. "Und da sehen wir eigentlich gar keine Zunahme. Ganz im Gegenteil. Die Situation ist so entspannt, wie man es nur hoffen konnte für den Sommer. Und daran wird sich auch nichts dramatisch ändern", sagte Stöhr, der Mitglied im Sachverständigenausschuss zur wissenschaftlichen Beurteilung der staatlichen Corona-Beschränkungen ist.

Stöhr: "Masken nehmen Menschen die Gelegenheit, sich langfristig mit dem Coronavirus zu arrangieren"

Stöhr betonte, dass der breite, langandauernde Schutz für jede Person erst durch die Infektion komme. "Wer jetzt nach Masken ruft, das darf man immer nicht vergessen, der nimmt eigentlich auch den Menschen die Gelegenheit, sich langfristig mit dem Coronavirus zu arrangieren." Zwar sollte man vor einer Infektion geimpft worden sein. Jeder der sich langfristig schützen wolle, müsse sich impfen lassen, sagte Stöhr. Aber erst die Kombination aus Impfung und Infektion bringe den "langen und sicheren Schutz".

Für das Tragen von Masken sprechen sich indes viele andere Experten aus: So warnte Virologe Hendrik Streeck kürzlich vor einem möglichen Superspreader-Event während der anstehenden Fußball-WM. Er befürchtet durch die Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar im Winter einen zusätzlichen Anstieg der Corona-Zahlen. Viele Fans würden die Spiele statt beim Public Viewing in Innenräumen verfolgen, sagte der Leiter des Instituts für Virologie an der Universität Bonn im RTL Nachtjournal: "Dadurch kreieren wir gegebenenfalls auch wieder größere Ausbrüche, oder es kann auch zu einem Superspreading-Event kommen, und darauf muss man sich vorbereiten."

Wichtigste Schutzmaßnahme wäre daher das Tragen von Masken. "Wir wissen, dass die Maske funktioniert und dass die Maske einen Schutz gibt", sagte Streeck. Vor allem müssten die Risikogruppen in den Alten- und Pflegeheimen besser geschützt werden.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach warnt vor angespannter Lage

Auch Karl Lauterbach warnt: In der Corona-Krise zeichnet sich nach Einschätzung des Bundesgesundheitsministers diesmal auch über den Sommer eine angespanntere Lage ab. "Die angekündigte Sommerwelle ist leider Realität geworden. Das bedeutet auch für die nächsten Wochen wenig Entspannung", sagte der SPD-Politiker der "Rheinischen Post" (Mittwoch). "Weil die aktuelle Virusvariante sehr leicht übertragbar ist und weil fast alle Vorsichtsmaßnahmen ausgelaufen sind, verpufft in diesem Jahr der Sommereffekt in der Pandemie." Laut Robert Koch-Institut (RKI) nehmen Neuinfektionen weiter zu.

Lauterbach empfehle Älteren und Vorerkrankten dringend, sich noch einmal impfen zu lassen. "Das verhindert nicht unbedingt eine Infektion, aber es verhindert schwere Krankheitsverläufe." (dpa/mgb)