Eine neue Studie kommt zu dem Schluss, dass rund zehn Prozent der deutschen Erwerbstätigen arbeitssüchtig sind. Dies kann schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben.

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Jeder zehnte Erwerbstätige in Deutschland ist nach einer aktuellen Studie arbeitssüchtig. Die Betroffenen arbeiteten nicht nur sehr lange und schnell, sie könnten auch nur mit schlechtem Gewissen freinehmen. Sie fühlten sich oft unfähig, im Feierabend zu entspannen, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Studie von Forschern des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Technischen Universität Braunschweig. In der Folge litten sie deutlich häufiger unter gesundheitlichen Problemen.

Häufig sind es Führungskräfte, die übermäßig viel und lang arbeiten. Das hat jetzt eine aktuelle Studie ergeben. (Symbolbild) © Imago/photothek/Thomas Trutschel

Für die von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie werteten die Wissenschaftler repräsentative Daten von rund 8.000 Erwerbstätigen zu ihrem Arbeitsverhalten und ihrem Wohlbefinden aus, die in den Jahren 2017 und 2018 erhoben worden waren.

Studie zeigt: Arbeitssüchtige finden sich häufiger in der Führungsebene

Besonders häufig betroffen sind demnach Führungskräfte. Sie seien zu 12,4 Prozent arbeitssüchtig, andere Erwerbstätige nur zu 8,7 Prozent, heißt es in der Studie. Dabei sei suchthaftes Arbeiten "umso stärker ausgeprägt, je höher die Führungsebene ist", heißt es in der Studie.

Der Untersuchung zufolge arbeiten in Deutschland 9,8 Prozent der Erwerbstätigen suchthaft, weitere 33 Prozent exzessiv, aber nicht zwanghaft. Die Mehrheit – rund 55 Prozent – der Erwerbstätigen verrichte ihrer Arbeit dagegen "gelassen".

Ein zwanghaftes Verhältnis zum Job attestierten die Wissenschaftler Erwerbstätigen, die Aussagen zustimmen wie: "Es ist wichtig für mich, hart zu arbeiten, auch wenn mir das, was ich tue, keinen Spaß macht" oder "Es fällt mir schwer zu entspannen, wenn ich nicht arbeite" oder "Ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich mir freinehme".

Zwanghaftes Arbeiten schadet der Studie zufolge der Gesundheit. Suchthaft Arbeitende litten deutlich häufiger als andere unter körperlichen oder psychosomatischen Beschwerden, suchten deswegen aber seltener ärztliche Hilfe. Mögliche langfristige Folgen bei suchthaftem Arbeiten seien erhöhte Risiken für Burnout oder depressive Verstimmungen – psychische Leiden, die zu langwierigen Arbeitsausfällen führen könnten.

Arbeitssüchtige können länger ausfallen und schaden so ihrem Unternehmen

Aber nicht nur für den Workaholic ist die extreme Arbeitsbelastung ein Problem. Wegen der schlechteren Gesundheit von suchthaft Arbeitenden sei davon auszugehen, dass sie möglicherweise ein höheres Risiko für längere Zeiten der Arbeitsunfähigkeit hätten, heißt es in der Studie. Sie würden dadurch dem Arbeitgeber länger fehlen.

Für Betriebe seien längere Personalausfälle besonders kostspielig und könnten bei Personalmangel zu längerfristigen Produktionseinbrüchen führen. Insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sei die Frage der Prävention von längeren Zeiten der Arbeitsunfähigkeit von hoher Relevanz, schreiben die Macher der Studie.

Die Prävention sollte daher in Zukunft eine bedeutendere Rolle spielen. Hierzu gehöre unter anderem, für das Thema zu sensibilisieren und aktiven Gesundheitsschutz in den Unternehmen zu betreiben, lautet die Empfehlung der Studienmacher. (dpa/the)

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