Peru hat wegen des Guillain-Barré-Syndroms den Gesundheitsnotstand ausgerufen. Dieses Syndrom kann Muskelschwäche und Lähmungen auslösen. Die Sterblichkeitsrate liegt bei etwa fünf Prozent.
In Peru gab es einen ungewöhnlich hohen Anstieg an Fällen der Nervenkrankheit Guillain-Barré-Syndrom (GBS). Das dortige Gesundheitsministerium rief am Samstag (Ortszeit) den Gesundheitsnotstand für 90 Tage aus. Seit Januar ist die Zahl der Erkrankten auf mindestens 180 gestiegen, vier Menschen sind bereits verstorben.
Was ist das Guillain-Barré-Syndrom?
Beim Guillain-Barré-Syndrom handelt es sich um ein neurologisches Krankheitsbild mit einer meist plötzlich auftretenden Entzündung des peripheren Nervensystems (PNS). Das PNS liegt außerhalb des Gehirns und Rückenmarks und ist für den Informationsaustausch zwischen Hirn, Rückenmark und Körper zuständig. Jährlich erkranken etwa 1 bis 2 von 100.000 Menschen an GBS, überwiegend Männer.
Bekannt sind verschiedene GBS-Varianten. Bei der am häufigsten beobachteten Variante treten zunächst parallel von den Beinen ausgehende Störungen auf. Dazu zählen Symptome wie Schwäche, Kribbeln oder ein Verlust der Empfindung bis hin zu Lähmungen. Die Symptome breiten sich weiter in den oberen Teil des Körpers aus und wandern in die Arme. Beschriebene Symptome können auch von oben nach unten verlaufen.
Bei schweren Verläufen kann die Atemmuskulatur betroffen sein. Dann ist eine künstliche Beatmung erforderlich. Auch die Funktion von Gesichts- und Schluckmuskulatur kann so beeinträchtigt sein, dass eine natürliche Aufnahme von Flüssigkeit und Nahrung nicht möglich ist.
Auch kann es zu gefährlichen Störungen von Funktionen kommen, die vom vegetativen Nervensystem gelenkt werden. Dazu zählen Herzrhythmusstörungen und Schwankungen des Blutdrucks. Eine stark beeinträchtigte Verdauung und unkontrolliertes Harnverhalten sind weitere mögliche Symptome. Bei einer anderen Variante des Guillain-Barré-Syndroms können die Augen erstarren oder die Reflexe aussetzen. Auch der Gang kann stark beeinträchtigt sein.
Wie entsteht das Guillain-Barré-Syndrom?
Das Guillain-Barré-Syndrom wird als eine schwerwiegende Autoimmunreaktion gedeutet. Warum ein Mensch an GBS erkrankt, ist nicht bekannt. Häufig tritt das Syndrom nach einer Infektionen mit Bakterien oder Viren auf.
Kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie wurden erstmals GBS-Fälle registriert, die nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 auftraten. Möglicherweise impftstoffassoziierte GBS-Fälle gab es bereits in der Vergangenheit: etwa 1976 in den USA und 2009 in der kanadischen Provinz Québec nach Massenimpfungen gegen die Schweinegrippe.
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Wie wird GBS behandelt?
Da GBS schnell drastisch fortschreiten und zu Herzversagen und Atemstillstand führen kann, ist eine umgehende intensivmedizinische Behandlung notwendig. Im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt kann eine Rehabilitationsmaßnahme zum Aufbau von Muskel- und Nervenfunktionen notwendig sein.
Viele Patienten heilen nach einigen Wochen bis Monaten vollständig. Neurologische Beschwerden können seltener dauerhaft bestehen bleiben. Die Sterblichkeitsrate liegt bei etwa fünf Prozent.
Verwendete Quellen:
- Centers for Disease Control and Prevention: Guillain-Barré Syndrome and Vaccines
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie: SARS-CoV-2 kann das gefürchtete Guillain-Barré-Syndrom auslösen
- National Library of Medicine: Risk of Guillain-Barré syndrome following H1N1 influenza vaccination in Quebec
- MSD Manual: Guillain-Barré-Syndrom (GBS)
- DocCheck Flexikon: Guillain-Barré-Syndrom
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