Ein junges Startup aus Deutschland will mit einem voll in eine Lenker-Vorbaueinheit integrierten Display das Nebeneinander von Radcomputer, Licht und Klingel beenden. Der smarte Lenker Flitedeck kann ab sofort vorbestellt werden, dazu wurden neue Bilder gezeigt und weitere technische Details bekanntgegeben. Außerdem findet ihr hier ein Exklusiv-Interview von ROADBIKE mit dem Entwicklerduo – unter anderem über die Finanzierung des Projekts durch freizügige Inhalte der Gründerin auf OnlyFans.

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Kurz und knapp

  • Flitedeck: smartes Rennradcockpit aus Carbon mit StVZO-konformer Frontleuchte
  • vollintegrierter Radcomputer mit Farb-Touchdisplay in HD, Klingel, Diebstahlsicherung und Bike Alarm
  • Konnektivität zu Sensoren, Drittanbieter-Apps und Smartphone
  • intuitive Menüführung, regelmäßige Updates
  • Gewicht: ca. 800 Gramm
  • Akkulaufzeit: 20-30 Stunden
  • Lenker-Vorbau-Einheit in bis zu 24 Abmessungen erhältlich
  • Markteinführung für 2026 geplant
  • Bestellungen möglich seit 1. Februar 2025
  • Preis in Pre-Order-Phase: Early-Bird 1599 Euro, regulär 1999 Euro

Flitedeck: technische Details und Herstellerangaben

Selten hat in der Rennradwelt ein Produkt, das noch gar nicht existiert, für so viel Aufregung gesorgt: Das junge deutsche Startup Flite plant die Markteinführung einer Lenker-Vorbaueinheit aus Carbon für Rennräder, in die nahtlos ein Radcomputer mit Touchdisplay, ein StVZO-konformes Frontlicht und eine Klingel integriert ist. Das smarte Rennradcockpit soll im zweiten Quartal 2026 auf den Markt kommen, doch schon jetzt kann man das Produkt auf der Hersteller-Website vorbestellen.

Nachdem die wichtigsten technischen Details exklusiv im ROADBIKE-Interview bekannt gegeben wurden (siehe weiter unten auf dieser Seite), hat der Veranstalter nun pünktlich zum Bestellstart neue Produktbilder veröffentlicht und weitere Einzelheiten vorgestellt. Wir fassen noch einmal die wichtigsten Features zusammen. So soll die Akkulaufzeit je nach Nutzung (etwa Display-Helligkeit) zwischen 20 und 30 Stunden betragen. Die Lenker-Vorbau-Einheit soll in bis zu 24 Abmessungen erhältlich sein und ab 800 Gramm auf die Waage bringen. Das Cockpit ist vollständig kompatibel mit iOS- und Android-Geräten und verbindet sich nahtlos über Bluetooth, ANT+ und Wi-Fi.

Mit Hilfe einer eigenen App lässt sich die Displayansicht komplett frei konfigurieren und soll ganz nach Geschmack sehr viele Datenfelder mit Werten anzeigen oder auch aufgeräumt und clean rüberkommen. Mittels App kann man auch Trainingsdaten exportieren und mit allen gängigen (Rad-)Sport- und Fitness-Apps synchronisieren. Selbstverständlich sollen Sensoren koppelbar sein – etwa für Geschwindigkeit, Herz- oder Trittfrequenz sowie Leistung, aber auch Radargeräte. Neben Anzeige und Aufzeichnung solcher Werte sollen mithilfe eines virtuellen Trainingspartners auch persönliche Bestzeiten auf selbstgewählten Streckenabschnitten aufgestellt werden können. Zudem soll das Flitedeck mit allen gängigen elektronischen Schaltgruppen kompatibel sein und etwa Ladestände ebenso anzeigen wie den aktuell gewählten Gang. Als "Herzstück des Fahrrads" bezeichnet der Hersteller das smarte Rennradcockpit.

Integriert ist zudem ein GPS-Sender, der Navigation ermöglicht – sichtbar im Lenkerdisplay wahlweise durch Abbiegehinweisen oder auf einer Karte. Clever sind Sicherheitsfunktionen wie eine integrierte Klingel und ein in die Lenker-Vorbau-Einheit eingefügtes, StVZO-konformes Frontlicht, das laut Hersteller von einem renommierten Fahrradleuchtenanbieter kommen soll, der bis dato allerdings noch nicht namentlich genannt wurde. Ebenfalls clever ist ein enthaltener Diebstahlschutz samt Bike Alarm. Zudem verspricht der Hersteller "innovative Sicherheits- und Warnfeatures", für deren Bedienung man während der Fahrt nicht die Hände vom Lenker nehmen müsse. Zeichnungen zeigen etwa Ansichten einer integrierten Rückfahrkamera, die vor nahenden Autos warnt. Dieses Feature soll wohl aber erst zu einem späteren Zeitpunkt verfügbar sein. Apropos: Dank Over-the-Air Updates soll die eigenentwickelte Software regelmäßig aktualisiert und somit immer auf den technisch neuesten Stand gebracht werden – was die Investition auch langfristig interessant machen soll.

Langlebigkeit und Robustheit verspricht der Hersteller auch für die Hardware: Die Lenker-Vorbau-Einheit soll allen Anforderungen des modernen Straßenradsports gerecht werden. Insbesondere das Displayglas sei so konzipiert, dass die Kräfte, die durch das Abstützen des Fahrers am Oberlenker, an den Griffen und im Unterlenker auf das Cockpit wirken, kein Problem darstellen. Auf ROADBIKE-Nachfrage erklärte der Hersteller, das Material sei gezielt ausgewählt und getestet, um maximale Stabilität und Langlebigkeit zu gewährleisten. Auch Regen und Schweiß sollen dem Display nichts anhaben können (siehe hierzu auch das Interview weiter unten).

Nach Herstellerangabe hat bereits ein in der WorldTour vertretener Premiumradhersteller entschieden, Flitedeck ins seine Rennradmodelle einzubauen. Auch hier wurde der Name noch nicht kommuniziert, weitere Radhersteller sollen jedoch ebenfalls Interesse angemeldet haben.

Pre-Order-Phase hat begonnen

Mit dem 1. Februar 2025 startet nun die Pre-Order-Phase, die ebenso zur Finanzierung und Realisierung des Projekts beitragen soll, wie die OnlyFans-Aktivitäten der Gründerin (siehe hierzu auch das Interview weiter unten). Zu einem early-Bird-Preis in Höhe von 1599 Euro sollen die ersten 1000 Exemplare des Flitedecks vorbestellbar sein. Regulär wird es später in der Pre-Order-Phase dann 1999 Euro kosten. Ein finaler Marktpreis steht noch nicht fest, soll aber voraussichtlich über 2000 Euro liegen.

Die Markteinführung ist für das zweite Quartal 2026 geplant. Auf ROADBIKE-Nachfrage erklärte das Entwicklerduo, eine Anzahl von mindestens 500 Vorbestellungen zu benötigen, um das Produkt vollumfänglich fertig entwickeln, herstellen und ausliefern zu können. Für den laut Hersteller unwahrscheinlichen Fall, dass diese Anzahl nicht erreicht würde, bekäme jeder Besteller sein Geld zurück. Zusätzlich gelte das gesetzliche Rücktrittsrecht, nach dem ein Produkt bis zu 14 Tage nach Erhalt wieder zurückgeschickt werden kann. Auf der Website sollen umfangreiche FAQs sowie die AGBs Bedenken zerstreuen, in ein Produkt zu investieren, das sich noch in der Entwicklungsphase befindet.

Verschiedene Maßnahmen sollen den Verkauf ankurbeln: So gibt es neben dem Early-Bird-Preisnachlass für Frühbesteller einen Founder`s Circle, der direkten Zugang zu den Gründern, Einladungen zu Produkttests, detaillierte Einblicke in die Produktentwicklung und ein persönliches Willkommenspaket umfasst. Sind verschiedene Anzahlen von Vorbestellungen erreicht, werden zudem weitere Features des Flitedecks freigeschaltet und das Erlebnis so für alle weiter optimiert. Last but not least nehmen die ersten 5000 Besteller an einem Gewinnspiel teil: Verlost werden je zwei Rennräder im Wert von je bis zu 20 000 Euro, drei Radreisen zu je bis zu 10 000 Euro sowie vier weitere Flitedecks.

Es wird spannend zu sehen, ob dem jungen deutschen Startup der Markteintritt gelingen wird. Sollte dies der Fall sein, werden wir das Flitedeck selbstverständlich ausgiebig für euch testen.

Exklusiv-Interview von ROADBIKE mit dem Entwicklerduo

Ein junges Startup aus Deutschland will mit einem voll in eine Lenker-Vorbaueinheit integrierten Display das Nebeneinander von Radcomputer, Licht und Klingel beenden. Finanziert unter anderem durch freizügige Inhalte der Gründerin auf OnlyFans. ROADBIKE hat mit dem Entwicklerduo gesprochen – und präsentiert exklusiv technische Details des Flitedeck Smartbars.

Artikel veröffentlicht am 17. Januar 2025

ROADBIKE: Sabrina und Matthias, um euch zunächst mal ein bisschen kennenzulernen: Wer seid ihr, was ist euer beruflicher und radsportlicher Hintergrund?

Sabrina: Wir haben uns während des Studiums kennengelernt und sind beide Maschinenbau- und Fahrzeugtechnikingenieure mit einem Schwerpunkt auf Elektrotechnik. Unsere Bachelorarbeiten haben wir jeweils bei Porsche Motorsport geschrieben und anschließend einige Zeit in der Automobilbranche gearbeitet, unter anderem in Deutschland bei BMW Motorsport und Porsche Motorsport sowie in London, wo wir autonom fahrende Elektrorennwagen entwickelt haben.

Matthias: Was den Radsport angeht, so bin ich schon seit frühester Jugend Straßenrennen gefahren. Ganz so ambitioniert bin ich mittlerweile nicht mehr, sitze aber immer noch regelmäßig als Hobby und Ausgleich vom Berufsleben im Sattel. Ich bin auch überzeugt, dass mich der Radsport viel gelehrt hat fürs Unternehmertum: Werte wie Disziplin, Beharrlichkeit, Ausdauer oder die Fähigkeit, mit Rückschlägen umzugehen…

Sabrina: Ich bin über Matthias zum Rennradfahren gekommen. Matthias hat damals – 2019 im März – spontan einen Mallorca-Trip gebucht und mich mit einem Rennradurlaub überrascht. Obwohl ich zuvor noch nie wirklich Rennrad gefahren bin, war unsere erste Tour gleich mal knapp 100 Kilometer lang im wunderschönen Mallorca – und seitdem bin ich hin und weg, und Rennradfahren gehört als fester Bestandteil meines Lebens als Ausgleich dazu. 2020 habe ich dann auch angefangen, auf Instagram als Rennrad-Influencerin Content zu posten.

Die Automobilbranche habt ihr verlassen, um in die Fahrradindustrie zu wechseln. Warum?

Matthias: Wie bei vielen Menschen war die Corona-Pandemie auch bei uns ein Einschnitt. 2020 haben wir bewusst entschieden, die Automobilbranche zu verlassen und uns selbstständig zu machen. Wir haben eine Social Media Agentur gegründet, die wir bis heute betreiben. Unsere Kunden sind Personen und Unternehmen, die wir dabei unterstützen, über Social Media Aufmerksamkeit, Reichweite und Erlöse zu generieren. Manche Kunden stammen auch aus der Fahrradindustrie.

Sabrina: Schon 2019 in London hatten wir aber auch die Idee für ein eigenes Rennradprodukt. Dieses tritt nun in eine neue, ganz wichtige Phase ein: Anfang Februar startet die Pre-Order-Phase, und 2026 soll das Produkt dann auf den Markt kommen.

Um was handelt es sich dabei?

Sabrina: Um die weltweit erste vollständig integrierte, smarte Lenker-Vorbau-Einheit, die modernste Technologie, intuitive Bedienung und minimalistisches Design kombiniert. Unser Ziel: das Radfahren, smarter, sicherer und vernetzter zu machen. Beim Pendeln mit dem Rad in London hat mich immer unfassbar genervt, dass ich am eigentlich ja sehr ästhetischen und cleanen Rennradlenker einen Radcomputer, eine Klingel und ein Fahrradlicht montieren muss. Alles hat unterschiedliche Ladezustände, nichts ist wirklich miteinander vernetzt. Und diebstahlsicher sowieso nicht. Mit unserem Wissen als Entwicklungsingenieure und ambitionierte Radfahrer dachten wir: Das muss doch besser und auch aerodynamischer gehen! So entstand die Idee, eine komplett integrierte Lösung zu entwickeln.

Matthias: Wir haben dann eine sehr umfangreiche Machbarkeitsanalyse durchgeführt und zudem mit vielen Lieferanten, Produzenten und anderen Gründerinnen und Gründern gesprochen. Viele waren sehr begeistert von unserer Idee, auch drei der bekanntesten Fahrradhersteller. 2021 haben wir ein Patent angemeldet, eine GmbH gegründet und uns die Rechte an dem Namen Flitedeck gesichert. Das ist der Produkt- und Brandname unseres Lenkers.

Das erinnert an den Shimano Flightdeck-Radcomputer, der von den Hebeln aus bedient werden konnte…

Matthias: …der aber seit Jahren nicht mehr hergestellt wird. Abgesehen von der etwas anderen Schreibweise hat Shimano seine Nutzungsrechte auf den Namen seinerzeit auslaufen lassen, und die Einspruchsfrist auf die Sicherung unseres Produktnamens ist zwischenzeitlich auch abgelaufen.

Was kann euer Flitedeck?

Sabrina: Das Cockpit integriert nahtlos und formschön einen Farbtouchscreen, dessen Display mehr als doppelt so groß ist wie der neue Wahoo Elmnt Ace und knapp dreimal so groß wie ein Garmin. Die Auflösung ist in Full-HD. Der Flitedeck kann mit Sensoren für Geschwindigkeit, Herzfrequenz und Leistung gekoppelt werden und zeigt dann die entsprechenden Werte an. Die Software ist eine Eigenentwicklung. Darüber hinaus können Karten samt Navigationshinweisen angezeigt werden, und ein StVzO-konformes Frontlicht eines renommierten Lichtherstellers mit Abblend- und Fernlicht ist ebenfalls in den Lenker integriert. Ähnlich wie bei manchen Radcomputern wird auch ein Klingelton integriert sein, um Fußgänger auf sich aufmerksam zu machen. Alles wird mit einem einzigen Akku betrieben. Weitere Features und Funktionen werden mit dem Pre-Order-Start veröffentlicht.

Matthias: Wir werden eine App anbieten, mit deren Hilfe man das Display komplett selbständig konfigurieren kann. Also welche Ansicht, welche Werte, welche Größe etc. Wichtig ist auch die nahtlose Integration von Drittanbieter-Apps wie zum Beispiel Apple Health. Damit das System immer up-to-date bleibt und sich langfristig für unsere Kundinnen und Kunden rechnet, wird es regelmäßige Software-Updates geben.

Schon gegenwärtige Touchscreens mit sehr viel kleinerem Display spielen oft verrückt, wenn es regnet.

Matthias: Unser Flitedeck wird Regen und Schweiß smart erkennen können und dann die gewählte Ansicht einfrieren, zudem kann die Sensibilität des Touchscreens individuell angepasst werden. Auf Knöpfe zur Bedienung wollen wir, falls möglich, verzichten. In meinen Augen sind das nur Stellen, wo potenziell Wasser und Schmutz eindringen kann.

Nimmt das Display nicht manche Griffoption am Lenker weg, gerade am Oberlenker?

Sabrina: Dafür sorgen wir, dass das nicht passiert. Klar, wer ganz weit mittig greifen will, kann das nicht mehr, ohne das Display leicht zu verdecken. Aber es wird ausreichend Platz am Oberlenker geben – auch für große Hände.

Was wird der Flitedeck wiegen, wie lange ist die Akku-Laufzeit?

Sabrina: Das Gewicht für eine komplette Lenker-Vorbau-Einheit inklusive Display, Akku und Licht wird – je nach Vorbaulänge und Lenkerbreite – ab etwas über 800 Gramm liegen. Das ist leichter als bei klassischen Cockpits mit separatem Radcomputer, Halter, Licht und Klingel. Der Akku ermöglicht eine Betriebsdauer von 20 bis 30 Stunden – je nachdem, wie hell man das Display einstellt.

Wie robust ist das System? Kann man das eigene Rennrad nur noch mit Samthandschuhen anfassen?

Matthias: Abgesehen davon, dass man auch mit klassischen Carboncockpits sorgsam umgehen sollte: Wir waren mit dem ersten Prototyp in den Dolomiten – schnelle Abfahrten, teils ruckelige Straßen, hohe mechanische Kräfte auf den Unterlenkerbögen. Wir waren sehr positiv überrascht, wie leistungsfähig schon der erste Wurf war. Und seither geht die Entwicklung ja weiter. Unser Anspruch ist, dass das Flitedeck keinerlei Abstriche in puncto Lenkersteifigkeit, Ergonomie, Gewicht und Bedienung bedeutet – im Gegenteil! Ein Fokus liegt gerade auf der intuitiven Bedienung.

Sabrina: Darüber hinaus wollen wir auch attraktive Servicebedingungen bieten: Wir bieten einen Reparaturservice und für den Fall der Fälle auch Crash-Replacement an. Dabei kommt uns zugute, dass das Flitedeck voraussichtlich zu 100 Prozent in der EU hergestellt sein wird. Sprich: kurze Wege und hohe Qualität. Ein Premiumprodukt!

Zu welchem Preis?

Sabrina: Wir starten jetzt in die Pre-Order-Phase. Ab Anfang Februar können Endverbraucher das Flitedeck vorbestellen. Zu Beginn wird es einen Early-Drop-Sonderpreis geben: 1599 Euro. Später einen regulären Pre-Order-Preis in Höhe von 1999 Euro. Wenn das Produkt einmal am Markt ist, wird der reguläre Preis über 2000 Euro liegen. Ganz genau können wir das noch nicht sagen.

Matthias: Das mag auf den ersten Blick teuer klingen. Aber: Wer aktuell eine hochwertige Lenker-Vorbau-Einheit aus Carbon, einen Premium-Radcomputer von Garmin, Wahoo und Co. und eine vernünftige Lampe kauft, zahlt auch kaum weniger. Zudem haben wir im Vorfeld sehr viel über Social Media mit der Rennradcommunity kommuniziert und diese übrigens auch bei der Produktentwicklung miteingebunden, zum Beispiel bei der Frage, ob und wenn ja, wie viel Flare der Unterlenker haben soll, welche Abmessungen des Cockpits angeboten werden sollen und so weiter. In dem Kontext haben wir auch den Preis evaluiert, und auch in manchem Onlineforum wurde schon über den Preis diskutiert, ohne dass wir uns eingemischt hätten. Vor dem Hintergrund dieser Rückmeldungen können wir sagen: Unsere Preisvorstellungen bewegen sich in dem Bereich, den viele offensichtlich für angemessen halten, beziehungsweise für ein in Deutschland entwickeltes High-End-Produkt höchster Qualität zu zahlen bereit wären.

Apropos Kosten und Finanzen: Ihr geht sehr offen damit um, dass ein nicht unwesentlicher Teil eures Kapitals aus Aktivitäten von Sabrina bei OnlyFans kommt. Auf deinem LinkedIn-Profil heißt es schon in deiner Selbstbeschreibung: Funding my own cycling startup through adult content [finanziere mein eigenes Fahrrad-Startup mit Inhalten für Erwachsene]. Was hat es damit auf sich?

Sabrina: Uns ist Unabhängigkeit sehr wichtig. Wir sind komplett eigenfinanziert, haben keine Fördergelder in Anspruch genommen, müssen uns nicht von Investoren hineinreden lassen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Erstens unsere eigene Philosophie und unser Wunsch nach finanzieller und konzeptioneller Freiheit – wir wollen unabhängig sein, die volle Kontrolle behalten, schnell und flexibel handeln, uns auf die Produktinnovationen konzentrieren, statt Kompromisse eingehen zu müssen, um Investoren zufriedenzustellen. Zweitens sind solche Förderanträge unglaublich bürokratische Prozesse, die sehr viel Zeit verschlingen bei völliger Unsicherheit, ob man am Ende auch über Kapital verfügen kann. Drittens sind derzeit viele Investoren allgemein sehr zurückhaltend, Risikokapital für Hardware-Lösungen in die Hand zu nehmen. Wir haben uns gesagt: Nutzen wir die Zeit doch lieber und verdienen direkt Geld mit etwas, das uns und unserer Community Spaß macht. Das Geld fließt dann in Flitedeck – so haben alle Seiten was davon.

Matthias: Durch unsere Expertise in Sachen Social Media haben wir sehr schnell eine große Reichweite für Sabrina aufbauen können. Nimmt man Facebook, X und Instagram zusammen, hat sie über 300 000 Follower. Mit einer solchen Reichweite alleine könnte man gut leben, aber über den täglichen Finanzbedarf hinaus kein Kapital zusammentragen, um ein Business zu starten. Die Reichweite ist aber natürlich Gold wert, wenn sie auf eine weiterführende Erlösquelle verweist. Das ist für uns OnlyFans.

Für die nicht Eingeweihten: Was ist das?

Matthias: Eine Plattform, auf der man – ähnlich wie bei Facebook oder Insta – bestimmten Accounts folgen kann, aber im Gegensatz zu den Genannten zahlt man dafür und erhält im Gegenzug exklusiven Content. Es gibt verschiedene Bezahlmodelle: über monatliche oder jährliche Abonnements, Trinkgelder oder Pay-per-Views. Der Content, der zur Verfügung gestellt wird, ist sehr unterschiedlich, zum Beispiel nutzwertige Fitnesstipps und -trainings, Übungen und Kurse, um Sprachen oder Instrumente zu erlernen, oder erotischer Content.

Sabrina: Ich bin eine sehr offen eingestellte Person und mag ästhetische Erotikfotografie und Videos. Sexy Radsport-Content gibt es auf Instagram relativ viel, bei OnlyFans hingegen eher wenig, da habe ich ein vergleichsweise großes Alleinstellungsmerkmal und treffe offenbar einen Nerv. Wichtig ist mir der Austausch mit der Community, der auch echt ist – da schreibt man nicht mit einem Bot oder einer Agentur, sondern mit mir persönlich, die gesamte Community ist echt. Es wird auch total offen kommuniziert, dass Fans und Abonnenten damit Flitedeck mitfinanzieren, was die wiederum auch total klasse finden, wie wir immer wieder hören. Ich würde sagen: eine Win-win-Situation!

Matthias: Vielleicht finden manche Menschen das verwerflich, aber wir sind total open-minded, es macht Spaß, ist nichts Illegales oder anderweitig off-limit. Wir sind total offen gegenüber den Abonnenten, der Austausch ist super. Und es finanziert unseren Traum!

Wieviel Geld hat euch Flitedeck bisher gekostet?

Sabrina: An konkreten Finanzmitteln haben wir bislang über 250 000 Euro investiert, aber das ist ja nur ein Teil der Medaille. Denn wir haben ja über die Jahre hunderte Arbeitsstunden geleistet, ohne dass wir mit dem Projekt bisher Geld verdient haben. Arbeitszeit, die natürlich an anderer Stelle fehlt, wo wir Geld hätten verdienen können. Was wir so insgesamt investiert haben, kann man gar nicht beziffern.

Wie realistisch ist, dass Flitedeck wirklich eines Tages als physisches Produkt auf den Markt kommt?

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Matthias: Wir sind fest davon überzeugt und werden den Weg mit voller Kraft weitergehen. Als Nächstes steht die Produktion weiterer Prototypen an, die bereits sehr nah an der Serie sein werden. Die Produktentwicklung soll dann bis Ende 2025 abgeschlossen sein, dann folgen die verschiedenen Zertifizierungsprozesse, die bei der Markteinführung von neuen Produkten und bei elektronischen Entwicklungen vorgeschrieben sind. 2026 soll dann die Marktreife erreicht sein, und das Produkt physisch für die Radsportwelt vorliegen. Spyshots vom Flitedeck sind derzeit im Umlauf und haben schon großes Interesse geweckt. Gerade in Spanien und Portugal, aber auch den Benelux-Staaten, Frankreich, Italien und Brasilien sind wir viral gegangen. All das zeigt uns: Wir sind auf einem guten Weg, ein sinnvolles und nachgefragtes Produkt zu entwickeln.

Wie geht es dann langfristig weiter?

Sabrina: Kurzfristig sehen wir das Flitedeck als Aftermarket-Produkt, das wir direkt an Endkunden verkaufen. Aber es wissen auch schon alle wichtigen Radhersteller Bescheid, einige haben Interesse angemeldet. Als aktuelles Highlight können wir uns darüber freuen, dass ein Premiumhersteller, der auch ein UCI-WorldTour-Team ausstattet, die erste offizielle Radmarke mit Flitedecks sein wird. Wer genau das ist, können wir bald verraten. Und wir haben allgemein schon mit einigen WorldTour-Teams gesprochen und positives Feedback erhalten. Langfristig wird Flitedeck hoffentlich sowohl als Aftermarket-Produkt zum Nachrüsten, als auch direkt in Rädern zahlreicher Hersteller erhältlich sein. Jetzt steht aber erstmal die vielleicht wichtigste Etappe auf dem bisherigen Weg an: der Start der Pre-Order. Der Shop auf unserer Website wird Anfang Februar freigeschaltet.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg.  © Bike-X

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