Glaubte man an Numerologie, jene mystische Lehre, wonach Zahlen eine symbolische Bedeutung innewohnt, die über ihre mathematische Funktion hinausgeht, mag die Hausnummer des Maserati Innovation Lab weit mehr als ein kosmischer Zufall sein: Es residiert in der Via Emilia Ovest 911.

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Hier im Westen von Modena, ein paar Kilometer entfernt von der traditionsreichen Maserati-Fabrik in der Innenstadt, forschen, fahren und entwickeln 500 Mitarbeiter an den aktuellen und künftigen Automobilen mit dem Dreizack am Kühler. Nicht wenige davon sind offenbar weiblich. So wie Edwige Gargiulo, die den Besuch am Nebeneingang empfängt.

Sie nimmt uns mit auf eine ausführliche Tour hinter die Kulissen der Fahrzeugentwicklung von Maserati. Vor allem Fahrwerk, Lenkung, Bremsen, aber auch HMI (Human Machine Interface) werden hier erforscht, erklärt Edwige zum Start unserer Tour. Wir dürften zwar nicht alles sehen, und schon gar nicht fotografieren, heißt es, doch schon recht viel.

Dann wird’s ernst. Giuseppe Raimondi begrüßt uns in seinem Bereich. Er ist verantwortlich für die Entwicklung der Fahrzeugdynamik und die Simulatoren. Zuerst besuchen wir den statischen Simulator. Er sieht recht unspektakulär aus, ein tarnfolierter Grecale ohne Räder vor einer gewölbten Leinwand.

Spaciger Simulator

"Hier erproben wir vor allem Lenkungen und Bremssysteme", erklärt Raimondi. Doch auch die Applikationen unterschiedlicher Assistenzsysteme können im statischen Simulator getestet und abgestimmt werden.

Das spare teure Erprobung auf der Straße und auf dem Testgelände, doch es ersetze diese selbstverständlich nicht, weiß der Ingenieur. Grundsätzlich seien es auch die gleichen Fahrer, die im Simulator und im echten Leben unterwegs sind. Doch nicht jeder qualifiziere sich für den Simulator. Das gelte umso mehr für den dynamischen Simulator. Der steht in einem eigenen Raum und wirkt auf den ersten Blick so spacig wie ein NASA-Flugsimulator. Die mattschwarze Fahrerkabine scheint auf mehreren Stelzen vor einer riesigen Bildwand zu schweben.

Das sei State of the Art, erläutert Giuseppe, seit dem MC20 würden hier die dynamischen Systeme aller Maserati getestet, inklusive virtueller Reifentests.

Nur eine halbe Runde

"Du kannst es gern ausprobieren", sagt er. Doch er warnt: "Selbst unsere Testfahrer gewöhnen sich oft erst nach und nach ans Simulator-Fahren." Okay, also lasse ich mich mit soliden Vierpunktgurten im Cockpit festschnallen. Treppe und Geländer schwingen zur Seite.

"Du kannst starten, und sag Bescheid, wenn’s genug ist", ertönt Giuseppes Stimme aus dem Kontrollraum. Leicht aufs Gas, die erste Kurve schießt auf mich zu, bremsen, einlenken. Nach einer halben Runde freue ich mich, dass unser Frühstück mit Cappuccino und Brioche italienisch sparsam ausfiel. Die heftigen Bewegungen der Kabine und das Fehlen eines natürlichen Horizonts als Ankerlinie für Augen, Hirn und Gleichgewichtsorgane sind für den Ungeübten schwer zu verdauen.

"Jetzt kommen wir in meinen Bereich", beruhigt Edwige. Sie ist nicht nur Fremdenführerin, sondern vor allem Sound-Ingenieurin. Und Pianistin, gerade dieser Bereich, in dem sich ingenieursmäßiges Entwickeln und künstlerische Kreativität begegnen, sei ihre Leidenschaft. Sie sorgt nicht nur dafür, dass der elektrische Folgore die richtigen Antriebsklänge mit auf den Weg bekommt, sondern auch für den richtigen Sound der Warntöne. Oder dafür, dass das akustische Feedback von Bedienknöpfen immer gleich ist, auch wenn diese mechanisch unterschiedlich aufgebaut sind.

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Danach erwartet uns GT-Produktleiter Davide Danesin in der Werkstatt im Cockpit eines Folgore. Er erklärt die wichtigsten Funktionen des E-Maserati und warnt zum Abschied: Der Racemodus sei nicht zu empfehlen, es regne in den Bergen. Alles klar, Davide, beherzigen wir!  © auto motor und sport

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