Im Sommer 2020 hatte Mitsubishi seine letzte Strategie für die mittelfristige Zukunft vorgestellt. Der Plan hieß "Small but Beautiful", war für die europäische Kundschaft allerdings sehr klein und überhaupt nicht schön. In einem Punkt hieß es darin lapidar: "Einfrieren der Einführung neuer Produkte in Europa." Auf neue Modelle mussten die Kundinnen und Kunden in unseren Breiten daraufhin tatsächlich eine Weile verzichten.
Video: Fahrbericht: Mitsubishi ASX (2023)
Das änderte sich erst im Frühjahr 2023 wieder. Die ersten Exemplare des neuen ASX (Fahrbericht im Video) rollten seinerzeit zu Händlern und Kundschaft; im Sommer folgte die neue Colt-Generation. Der Haken daran: Bei beiden Baureihen handelt es sich lediglich um die Modelle Captur und Clio des Kooperationspartners Renault, die mit anderen Markenemblemen bei Mitsubishi eingebürgert werden. Deutlich eigenständiger ist der neue Outlander, dessen Einführung als Plug-in-Hybrid in Europa bestätigt wurde. Allerdings erst für 2024; in Japan ist der Outlander PHEV bereits seit Ende 2021 erhältlich.
16 neue Modelle, neun davon elektrifiziert
Sollte aufgrund dieser Nachricht Euphorie bei den Mitsubishi-Importeuren in Deutschland und auf den anderen europäischen Märkten ausgebrochen sein, ist diese wohl schon wieder der Ernüchterung gewichen. Mitsubishi hat nämlich den Nachfolger des "Small but Beautiful"-Plans vorgestellt. Die neue Strategie heißt "Challenge 2025" und skizziert unter anderem den Modellfahrplan bis zum genannten Jahr und darüber hinaus. Der sieht 16 neue Modelle in den kommenden fünf Jahren vor; neun davon erhalten elektrifizierte Antriebe. Die schlechte Nachricht: Davon kommt kaum ein Auto nach Europa. Dieser Markt spielt – genau wie Japan und Nordamerika – in den mittelfristigen Bemühungen des Herstellers nur eine Nebenrolle.
Überhaupt keine Rolle mehr spielt China. Trotz eigens für diesen Markt aufgelegter Modelle wie dem SUV Airtrek dümpelten die Absatzzahlen in der Volksrepublik zuletzt nur noch vor sich hin. Es fehlen schlicht die Elektroautos im Portfolio, die in China immer populärer werden – speziell jene der einheimischen Hersteller. Also zog Mitsubishi bereits Mitte Juli 2023 die Konsequenzen und kündigte seinen Rückzug aus China an. Die Bänder im gemeinsam mit Joint-Venture-Partner Guangzhou Automobile Group (GAC) betriebenen Werk in der Provinz Hunan standen sogar schon seit März still. Nachdem sich Mitsubishi komplett aus dem Gemeinschaftsunternehmen zurückgezogen hat, wird GAC das Werk komplett übernehmen, um dort – ironischerweise – Elektroautos zu bauen.
Rückzug nach Südostasien und Ozeanien
Ihre künftigen Wachstumsmärkte sehen die Japaner in erster Linie in Südostasien und Ozeanien. Das künftige Modellangebot soll auf die Bedürfnisse der dortigen Käuferinnen und Käufer ausgerichtet werden. Diese Produkte kommen dann, womöglich leicht angepasst, für weitere Märkte in Lateinamerika, Afrika und im Mittleren Osten infrage. Hinzu kommt: Die kolportierten Zahlen täuschen ein wenig, denn mit dem ASX und dem nur für den japanischen Markt interessanten Kei-Car-SUV Delica Mini wurden bis zur Vorstellung der "Challenge 2025"-Strategie nur zwei der 16 Neuheiten bereits präsentiert.
Der erste wirklich neue Mitsubishi laut Plan ist ein Leiterrahmen-Pick-up mit Verbrennungsmotor. Also der inzwischen vorgestellte L200-Nachfolger, den wir für Ende 2023 oder Anfang 2024 bei den Händlern erwarten – allerdings nicht bei den europäischen. Etwas später als der Pritschenwagen kommt ein kompakter SUV, der die Serienableitung des im Oktober 2022 auf der Vietnam Motor Show vorgestellten XFC Concept verkörpert. Da der XFC größenmäßig im ASX-Revier wildert und nicht elektrifiziert wird, kommt er für Europa höchstwahrscheinlich nicht infrage.
Neue Modelle, aber nicht für Europa
Das gilt auch für den nächsten Mitsubishi Xpander; dieser Van-SUV-Crossover ist rein für die aufstrebenden Märkte gedacht und wird in nächster Generation hybridisiert. Er kommt fast zeitgleich mit dem bereits erwähnten und für Europa interessanten Colt, der die (Hybrid-)Technik des Renault Clio übernimmt. 2024 folgt ein weiterer kleiner SUV mit zwei Sitzreihen und Hybridantrieb, bei dem mehr als fraglich ist, ob wir ihn je offiziell bei hiesigen Händlern sehen werden.
Für Menschen, die auf den ersten rein elektrischen Mitsubishi seit dem i-MiEV warten, wird es ab 2025 wieder interessant. Dann sollen ein E-SUV auf Renault-Basis und ein elektrischer Kompakter mit Nissan-Technik kommen. Wobei das möglicherweise ohnehin bald alles eins ist, denn die französisch-japanischen Kooperationspartner haben erst kürzlich bekannt gegeben, bei E-Antriebs-Plattformen noch enger zusammenarbeiten zu wollen. 2025 kommen zudem ein kerniger Offroader mit Leiterrahmen – so etwas wie ein L200 mit Kofferraum statt Pritsche – und ein SUV mit drei Sitzreihen, der so etwas wie ein Discount-Outlander für preissensible Märkte sein dürfte.
Mitsubishi plant Elektro-Pick-up
Bleiben noch ein paar Zukunftsmodelle übrig, die allerdings wohl erst auf den Markt gebracht werden, nachdem Mitsubishi seinen nächsten mittelfristigen Plan vorgestellt hat. Darunter ein neues Kei-Car mit Verbrenner- oder Elektroantrieb und ein MPV bzw. Minivan, der auch hybridisiert wird. Die wohl größte Überraschung ist ein Pick-up mit reinem Elektroantrieb; wann dieser serienreif sein soll, verrät Mitsubishi allerdings noch nicht. © auto motor und sport
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